Test Jaguar F-Pace mit technischen Daten, Marktstart, Preis und 0-100-km/h-Zeit
Testbericht
Sveti Stefan (Montenegro), 19. April 2016 - SUVs sind weltweit das am schnellsten wachsende Segment in der Autoindustrie. Nur mit den bisher angebotenen Limousinen und Sportwagen würden bei Jaguar die Verkäufe stagnieren. Bestes Beispiel ist Porsche, wo die SUVs Macan und Cayenne mittlerweile 70 Prozent der Stückzahlen ausmachen. So kommt also auch Jaguar nicht umhin, SUVs anzubieten, beim F-Pace wird es voraussichtlich nicht bleiben. Performance Crossover Mit einer Länge von 4,73 Meter trifft der F-Pace auf Konkurrenten wie BMW X3 und X4, Mercedes GLC, Porsche Macan oder Audi Q5. Jaguar selbst nennt sein SUV "Performance Crossover". Der Schwerpunkt der Entwicklung lag auf hoher Fahrdynamik für die Straße und auf großer Alltagstauglichkeit - sprich: schnell und praktisch sollte der F-Pace werden. Dynamik schon im Stand Jaguar-Chefdesigner Ian Callum gelang wieder mal ein Meisterstück: Die Front wird durch einen großen Kühlergrill und J-förmige Leuchten eindrucksvoll geprägt. Seitlich vermitteln die ansteigende Gürtellinie und das abfallende Dach einen Haufen Dynamik schon im Stand und am Heck prägt ein riesiger Dachspoiler die Optik. Ein langer Radstand von 2,87 Meter, knappe Überhänge und schmale Heckleuchten im Stil des F-Type unterstreichen den sportlichen Look des F-Type. Innen sehr geräumigDas Interieur ist hochwertig, sowohl von der Gestaltung her als auch von den verwendeten Materialien, gewöhnungsbedürftig sind allenfalls die Schalter für die Fensterheber, die oben auf der Türverkleidung sitzen. Der Wagen ist wohl der geräumigste seiner Klasse - im Vergleich zum Audi Q5 ist er aber auch zehn Zentimeter länger. In den Kofferraum passen 650 Liter, das sind rund 100 Liter mehr als beim X3 und Q5. Die Sitze sind selbst im 180-PS-Basismodell hervorragend und geben einen erstklassigen Seitenhalt. Die Rückbänke unserer Testfahrzeuge waren mit elektrisch verstellbaren Lehnen ausgestattet - äußerst komfortabel.
Zwei Benziner und zwei Diesel Vier Motorisierungen hat Jaguar zunächst im Angebot: einen Zweiliter-Diesel-Vierzylinder mit 180 PS, einen Dreiliter-Diesel-Sechszylinder mit 300 PS und einen Dreiliter-Benziner, der mit 340 oder mit 380 PS zu haben ist. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, wird später noch ein zirka 240 PS starker Vierzlinder-Dieselmotor die Lücke zwischen 180 und 300 PS füllen. Die stärkeren Varianten haben Allradantrieb und eine Achtstufen-Automatik serienmäßig, Sondermodell "First Edition" Drei Motorisierungen brachte Jaguar zur ersten Testfahrt mit. Den Start macht der 380 PS starke V6-Kompressormotor im caesiumblauen Sondermodell "First Edition", das weltweit auf 2.000 Exemplare limitiert ist. Im Preis von 80.040 Euro ist (fast) alles enthalten, was die F-Pace-Preisliste hergibt, etwa 22 Zoll große Alufelgen (ja, so etwas gab es früher nur beim Tuner), Voll-LED-Scheinwerfer, die variable Dämpferregelung Adaptive Dynamics, Ledersitze mit Kontrastnähten und das neue Highend-Infotainmentsystem "InControl Touch Pro". Aber keine Sorge: Mit einem Preis ab 42.390 Euro für den Vierzylinder-Diesel mit Sechsgang-Schaltgetriebe ist der F-Pace auch preiswerter zu haben. In 5,5 Sekunden auf Tempo 1oo Die 380-PS-Maschine treibt das 1.861 Kilogramm schwere (oder sollte ich besser sagen, leichte) SUV mit einem mächtigen Bumms voran. Die Beschleunigungszeit von null auf 100 km/h sagt alles: 5,5 Sekunden. Dabei säuselt der Kompressormotor seidig weich im Hintergrund, wird nie prollig. Nun gut, in Montenegro, wo es keine Autobahnen gibt und die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt ist, kann man den Wagen natürlich nicht ausfahren. Aber auf den gebirgigen Pass- und den kurvigen Landstraßen, die wir unter die Räder genommen haben, ist eine Top-Beschleunigung äußerst praktisch.
380-PS-Topmotorisierung Wie Sie unschwer erkennen können, war die Fahrweise bei diesem Test also: mit Vollgas aus der Kurve, vor der nächsten Kurve in die Eisen und dann wieder volle Pulle raus. Schön, dass die Bremsen standfest und gut zu dosieren sind. Über Testverbräuche will ich daher lieber nicht reden, denn normalerweise fährt man so nicht den ganzen Tag durch die Gegend (wenn wir auch eine gewisse Vorsicht walten lassen mussten, denn die Einheimischen machen die PS-Schwäche ihrer Fahrzeuge meist älteren Datums gerne mit entsprechendem Risikoeinsatz wett - wohl nicht umsonst sind auf den Bergstrecken in kurzen Abständen die Telefonnummern der nächsten "Auto Sleps" auf die Begrenzungsmauern aufgepinselt). Ich halte also fest: Der 380-PS-Benzinmotor bietet im Jaguar F-Pace als Topmotorisierung, was man sich nur wünschen kann: Speed und nochmal Speed bei akustischer Zurückhaltung. 700 Newtonmeter Drehmoment Die zweite Testmaschine ist der 300-PS-Diesel. Der glänzt mit einem maximalen Drehmoment von 700 Newtonmeter, immerhin 250 mehr als beim Kompressor-Benziner. Die 0-100-km/h-Zeit liegt mit 6,2 Sekunden auch nur 0,7 Sekunden höher. Doch diese Differenz ist in der Praxis kaum spürbar. Die beiden Turbolader zeigen keinerlei Andeutungen irgendeines Loches und die Achtstufen-Automatik macht hier wie da einen perfekten Job. Allerdings ist der Diesel deutlicher zu hören. Zugegeben, das ist Jammern auf hohem Niveau, ich würde dennoch - wenn ich nur könnte - den Benziner wählen. Schnell in den Kurven In Kurven kann man beide Autos nur so rein werfen, die elektromechanische Lenkung arbeitet - speziell in Sporteinstellung - extrem direkt und zielgenau. Dazu kommen die schnell reagierenden adaptiven Dämpfer, die in den Testwagen verbaut waren, und natürlich der Allradantrieb, der sich in Sekundenbruchteilen von über 90 Prozent Heckantrieb auf eine 50:50-Drehmomentverteilung umstellt, wenn es sein muss (das erledigt ein Verteilergetriebe mit Öl-gekühlter Lamellenkupplung). Das heißt, mit dem F-Pace kann man Kurven richtig schnell und mit unheimlichen Grip durcheilen.
Macht auch im Gelände eine gute Figur Das SUV läuft aber nicht nur auf Asphalt gut, sondern auch auf Schotter und Matsch (und laut Jaguar auch im Tiefschnee). Dafür sorgen Assistenzsysteme wie ASR (Adaptive Surface Response) und ASPC (All Surface Progress Control). Mit einer Watttiefe von 525 Millimeter und Böschungswinkeln von 25,5 Grad vorn sowie 26 Grad hinten ist der F-Pace zwar kein harter Offroader, aber bestimmt kein Kostverächter. Immerhin kann er mit einer Art Gelände-Kriechgang aufwarten, mit dem er einen Berg mit einer konstant am Tempomat eingestellten Geschwindigkeit herauf- und wieder herunterkraxelt. Kleiner Diesel, große Empfehlung Zuletzt kommt der 180-PS-Diesel dran. Zuletzt? Jetzt, wo ich Leistung ohne Ende gewöhnt bin, soll der einen guten Eindruck hinterlassen? Tut er, erstaunlicherweise. Klar, hier ist schon eher ein Turboloch zu spüren, und es wäre ja auch ein Unding, wenn man den Unterschied zwischen 700 und 430 Newtonmeter nicht fühlen würde. Aber einmal in Fahrt gebracht, ist auch dieser F-Pace schnell genug - eine 0-100-km/h-Zeit von 8,7 Sekunden (mit Automatik) ist schließlich nicht von schlechten Eltern. Um die Passstraßen unserer Teststrecke sportlich zu bewältigen, stellt man den Getriebemodus auf "S" und schaltet am besten mit den Schaltwippen hinter dem Lenkrad. Hält man so die Drehzahl immer hübsch über 2.000 Touren, dann ist man aus den Spitzkehren fast so schnell raus wie mit den großen Motoren. Der kleine Diesel ist also eine große Empfehlung wert, zudem auch er klanglich im Hintergrund bleibt. Aluminium-Leichtbau Über das neue Jaguar-SUV gibt es noch sehr viel zu berichten, doch der Fahreindruck soll hier im Vordergrund stehen. Alles andere daher jetzt im Schnelldurchgang: Der F-Pace basiert auf einer modularen Aluminium-Plattform, die auch schon bei den Limousinen XE und XF genutzt wird. Die leichte Karosserie besteht zu 80 Prozent aus Aluminium, ein Drittel davon entfällt sogar auf eine Legierung, die aus Recyclingmaterial gewonnen wird. Die Heckklappe ist aus einem Verbundmaterial gefertigt, der Querträger des Armaturenbretts aus Magnesium. So wiegt die Basisversion des F-Pace nur 1.665 Kilogramm.
Infotainment-System mit Wi-Fi-Hotspot Zwei Infotainment-Systeme stehen zur Auswahl: InControl Touch und InControl Touch Pro. Das kleinere System ist mit einem Achtzoll-Touchscreen ausgestattet. Das Navigationssystem arbeitet mit Daten, die auf einer SD-Karte abgespeichert sind. Es hat eine hohe Auflösung und lässt sich mit Gesten bedienen wie Smartphones oder Tablettcomputer. Das High-end-System InControl Touch Pro hat einen 10,2 Zoll großen Touchscreen und arbeitet mit einem rasanten Quadcore-Prozessor. Die Navigationsdaten sind hier auf einer 60-Gigabyte-Festplatte mit schneller Ethernet-Verbindung gespeichert. Die Karte der lernfähigen Navigation kann übrigens auch im 12,3-Zoll-Display hinter dem Lenkrad angezeigt werden. Unsere Testfahrzeuge boten zudem einen WLAN-Hotspot mit einer Anbindung für acht Geräte, so dass die Smartphones aller Insassen stets mit dem Internet verbunden waren. Activity Key als Weltpremiere Eine Weltpremiere ist der sogenannte Activity Key. Dabei handelt es sich um ein wasserdichtes und stoßfestes Armband mit einem integrierten Transponder, der ohne Batterien funktioniert. Man hält das Armband hinten am Auto an das "J” des "Jaguar”-Schriftzugs und der Wagen schließt sich ab. Zusätzlich werden im Inneren liegende Schlüssel so lange deaktiviert, bis der Key wieder an das "J” gehalten wird und der Wagen sich öffnet - ideal für Sportler und alle anderen, die keinen Fahrzeugschlüssel herumtragen wollen. Neueste Sicherheitssysteme Die Sicherheitssysteme des F-Pace sind auf dem neuesten Stand. Eine Stereokamera ist Herzstück des Notfall-Bremsassistenten, der hier erstmals bei Jaguar durch eine Fußgänger-Erkennung ergänzt wurde. Weitere Assistenzsysteme sind ein Spurverlassenswarner, ein Spurhalteassistent, ein Geschwindigkeitsbegrenzer und ein Aufmerksamkeitsassistent. Entsprechende Informationen können über ein Head-up-Display auf die Windschutzscheibe projiziert werden. Zum Serienumfang zählen immer die "All Surface Progress Control” (bei Automatikgetrieben), eine Berganfahrhilfe, die "Torque Vectoring Control”, der Notbremsassistent, der Spurverlassenswarner und eine hintere Einparkhilfe. Die Preise Die preiswerteste Art, das neue SUV von Jaguar zu fahren, bietet der F-Pace 20d Pure. Für 42.390 Euro bekommt man einen Hinterradantrieb und eine manuelle Sechsgang-Schaltung. Mit Allradantrieb kommen 2.600 Euro hinzu und mit zusätzlicher Achtstufen-Automatik stehen 47.490 Euro in der Preisliste. Mit Sechszylinder-Dieselmotor starten die Preise bei 57.690 Euro und mit dem Sechszylinder-Benziner bei 59.010 Euro. Die Sechszylinder werden immer mit dem Allradantrieb und der Achtstufen-Automatik kombiniert. Einen BMW X4 mit Automatik und Allradantrieb gibt es mit Zweiliter-Diesel ab 48.200 Euro, der Audi Q5 kostet als 163 PS starker 2.0 TDI quattro mit Doppelkupplungsgetriebe günstige 42.700 Euro, ein 258 PS starker Macan S Diesel ist ab 60.548 Euro zu haben.
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 8 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Reihenvierzylinder mit Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG) |
Hubraum: | 1.999 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 132 kW (180 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 430 Nm bei 1.750-2.500 UPM |
Preis
Neupreis: 47.490 € (Stand: April 2016)Fazit
Der F-Pace ist das erste SUV in der Geschichte von Jaguar und er ist auf Anhieb gelungen. Als geräumiges und praktisches Reisefahrzeug kann er mit allen Motorisierungen überzeugen und lässt sich sowohl komfortabel als auch sportlich fahren. Infotainment und Antrieb sind auf höchstem Niveau, die Preise sind im Konkurrenzvergleich akzeptabel.Testwertung
Quelle: auto-news, 2016-04-20
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