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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 19. April 2017

Der Skoda Kodiaq punktet mit Platzvorteil: Das Mittelklasse-SUV ist so teuer wie der technisch eng verwandte VW Tiguan, aber um Längen geräumiger. Vor allem in Reihe zwei geht es großzügig zu. Dahinter allerdings kann es eng werden.

Geht man allein nach dem äußeren Eindruck, verwundert das immense Raumangebot des Kodiaq nicht: Eine bullige Kühlergrillpartie, hohe Schultern und ausgestellte Radhäuser geben dem Fünftürer mächtig Präsenz. Dabei ist das SUV mit 4,70 Metern zwar 20 Zentimeter länger als der VW Tiguan, im Vergleich mit einem Skoda Octavia Combi liegt er aber lediglich gleichauf. Der Raumgewinn gegenüber dem kompakten Markenbruder resultiert vor allem aus der deutlich üppigeren Höhe und Breite sowie dem längeren Radstand, von dem vor allem die Passagiere auf der Rückbank profitieren. Schon in der Grundstellung haben dort auch lange Beine bequem Platz, wird das Gestühl um bis zu 18 Zentimeter nach hinten geschoben, lassen sich die Knie sogar übereinanderschlagen. Auch in ausgewiesenen Chauffeurs-Limousinen geht es nicht viel großzügiger zu. Das gilt allerdings nur für die zwei Insassen auf den äußeren Sitzen; der Mittelplatz fällt eher schmal aus, zudem stört der Kardantunnel beim Verstauen der Füße.

Hinter der Fondbank schließt sich ein großer und gut geschnittener Kofferraum an, in dem – nach Überwinden einer recht hohen Ladekante – bis zu 720 Liter Gepäck Platz findet und der sich durch Umklappen der Lehnen auf gut zwei Kubikmeter erweitern lässt. Alternativ lässt sich eine dritte Sitzreihe ordern, die bei Nichtgebrauch im Kofferraumboden versenkt werden kann. Benutzbar sind die beiden Klappsitze jedoch allenfalls für Kinder. Erwachsene müssen nicht nur die Ohren zwischen die Knie nehmen, sondern auch den beschwerlichen Einstieg über die geklappte Fondbank nehmen. Für die gelegentliche Mitnahme von zwei Zusatzpassagieren auf Kurzstrecke mag das reichen, wer regelmäßig zu sechst oder siebt fährt, nimmt besser einen klassischen Fullsize-Van wie den Konzernbruder Seat Alhambra. Derartige Autos bieten in der Regel auch einen komplett ebenen Ladeboden bei umgeklappten Rücksitzen. Der Kodiaq hat durchaus die ein oder andere Schräge drin.

In praktischer Hinsicht komplett überzeugen können aber wieder die markentypischen Gimmicks. Der wohlbekannte Eiskratzer im Tankdeckel ist zumindest bei mäßigem Frost ein praktischer Helfer, ebenso die durchaus wertigen Schirm-Knirpse in den Innenseiten der Türen. Und die als Taschenlampe nutzbare mobile Kofferraumbeleuchtung kann selbst in Zeiten hell leuchtender Smartphone-Lampen nicht schaden. Neu beim Kodiaq sind ein mechanisch ausklappender Türkantenschutz, der hässliche Parkrempler beim Ein- und Aussteigen verhindert, und Kopfstützen mit ausklappbaren Schlafkissen.

So originell und eigenständig der Kodiaq sich im Detail gibt, insgesamt herrscht in dem Skoda VW-Konzernatmosphäre vor. Das Cockpit ist entsprechend übersichtlich und ergonomisch gestaltet, die Sitze bequem und das Fahrwerk ausgewogen. Das SUV fährt sich souverän und solide wie es sein äußerer Eindruck erwarten lässt: Etwas erhöht über dem übrigen Verkehr gleitet man bauarttypisch leicht schwankend dahin, während Wind- und Abrollgeräusche kaum ans Ohr dringen. Die leichtgängige Lenkung und das auffallend aufmerksame Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sorgen mit dafür, dass der Kodiaq dabei niemals behäbig wirkt. Auch der im Testwagen montierte 2,0-Liter-Diesel mit 110 kW/150 PS passt sich mit seinem kultivierten Auftreten stimmig ein. Bei Zwischenspurts und Überholvorgängen würden aber ein paar PS mehr nicht schaden, vor allem, wenn der schwere und außerhalb der Wintermonate in der Regel kaum nötige Allradantrieb an Bord ist. Die gut 3.000 Euro für den größeren Selbstzünder (140 kW/190 PS) sind für Vielfahrer daher keine Fehlinvestition. Auch wenn der Verbrauch leicht steigen dürfte. Der kleine Diesel zeigt sich jedoch außerhalb des Stadtverkehrs durchaus genügsam und ließ sich mit entspannt mit gut sechs Litern fahren. Mischt man Innerort-Fahrten ein, sind rund sieben Liter realistisch.

In der Summe seiner Eigenschaften zählt der Kodiaq aktuell sicher zu den besten Mittelklasse-SUV auf dem Markt. Er paart gefälliges Design mit durchdachtem Raum- und Bedienkonzept sowie angenehmem Fahrverhalten. Dazu kommen faire Preise, die mit 25.490 Euro für das Basismodell (92 kW/125 PS, Benziner, Frontantrieb) unter dem Niveau so mancher Kompakt-SUVs liegen. Und auch das mindestens 33.840 Euro teure Testfahrzeug ist einige hundert Euro billiger als ein vergleichbar ausgestatteter VW Tiguan. Ob man die 20 zusätzlichen Zentimeter angesichts der mittlerweile ebenfalls stattlichen Abmessungen des Wolfsburgers allerdings wirklich braucht, sei dahingestellt. Am ehesten noch, wenn man wirklich am liebsten Ehepartner oder Angestellte fahren lässt und in Reihe zwei Platz nimmt.

Technische Daten – Skoda Kodiaq:
Fünf- oder siebensitziges SUV der Mittelklasse, Länge: 4,70 Meter, Breite: 1,88 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,08 Meter), Höhe: 1,68 Meter, Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 720 – 2.065 Liter (Fünfsitzer) und 270 – 2.005 Liter (Siebensitzer)

2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor, 110 kW/150 PS, Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, maximales Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min, 0-100 km/h: 10,2 s, Vmax: 194 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,6 Liter, CO2-Ausstoß: 147 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 7,3 Liter, Preis: ab 33.840 Euro

Kurzcharakteristik – Skoda Kodiaq:
Warum: weil der Kodiaq in bester Markentradition viel Platz zum fairen Preis bietet
Warum nicht: weil es in vielen Fällen auch ein kleineres Auto täte
Was sonst: VW Tiguan, VW Tiguan Allspace, Mitsubishi Outlander, Nissan X-Trail

Der Platz in der ersten Reihe ist nicht zwangsläufig der beste. Beim Skoda Kodiaq kann man sich ruhig weiter nach hinten orientieren. Allerdings auch nicht zu weit.

Fazit
Der Platz in der ersten Reihe ist nicht zwangsläufig der beste. Beim Skoda Kodiaq kann man sich ruhig weiter nach hinten orientieren. Allerdings auch nicht zu weit.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-04-19

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