Gebrauchtwagen-Check: Nissan Juke - Charaktertyp mit kleinen Schwächen
Äußerlich extrovertiert, innerlich extrem solide: Der Nissan Juke mag mit seinem Design polarisieren, zur Technik hingegen hat der TÜV eine ganz einseitige Meinung. Der seit 2010 gebaute kleine Crossover überzeugt fast auf voller Linie.
Karosserie und Innenraum: Das 4,13 Meter lange SUV wirkt auf den ersten Blick fast wie ein Coupé. Nicht nur wegen der abfallenden Dachlinie, sondern auch wegen der versteckten Griffe für die Fondtüren. Die nämlich sind in den C-Säulen verborgen – ein erster Hinweis darauf, dass es dem Juke nicht in erster Linie um Alltagsnutzen geht. Tatsächlich ist der kleine Nissan eher ein Lifestyler als ein Dienstleister: Der Fond ist eng, der Kofferraum klein und das Fahrwerk bockhart. Für die Langstrecke ist der Juke nicht der beste Begleiter, in der Stadt hingegen überzeugt er mit Wendigkeit, knappen Abmessungen und seinem Hingucker-Design. Vor allem die Front mit den vier Leuchten-Einheiten mag nicht jedermanns Geschmack treffen, originell ist sie aber in jedem Fall. Gleiches gilt für das auf Wunsch bunt eingerichtete Cockpit, das mit bequemen Sitzen und hohem Ausstattungsniveau auch praktisch überzeugt.
Motoren und Antrieb: So polarisierend wie die Optik ist das Antriebsangebot – zumindest, was die Benziner angeht. Entweder man wählt einen der eher lahmen 1,6-Liter-Sauger mit 69 kW/94 PS bis 86 kW/117 PS. Oder man greift zur Turboversion mit mindestens 140 kW/190 PS. Darüber rangieren außerdem die Nismo-Modelle mit 147 kW/200 PS und 160 kW/218 PS (Nismo RS). In der beliebten und für den eher schweren Juke auch durchaus angemessenen 140-PS-Klasse ist hingegen nichts zu bekommen. Beste Wahl unter den Ottomotoren ist daher der seit dem Facelift 2014 angebotene Dreizylinder-Turbo mit 85 kW/115 PS, der immerhin mit einem fülligen Drehmoment aufwarten kann. Das bietet auch der 81 kW/110 PS starke 1,5-Liter-Euro-5-Diesel, der sich aber allenfalls für Vielfahrer lohnt. Wer Allradantrieb will, muss eh einen der 1,6-Liter-Turbos wählen, eine Automatik gibt es darüber hinaus auf für den stärkeren 1,6-Liter-Sauger; allerdings verwendet Nissan in allen Fällen ein stufenloses Getriebe, das nicht jedermanns Geschmack ist. In der Regel fährt man wohl mit den knackigen Handschaltungen besser.
Ausstattung und Sicherheit: Die Ausstattung beim Juke ist wie bei den meisten japanischen Autos relativ gut. Trotzdem bleiben in der Basisvariante „Visia“ einige Lücken, so dass mindestens das nächsthöhere Niveau „Acenta“ oder „Visia Plus“ (seit 2014) gewählt werden sollte. Dann sind auch Klimaanlage und Leichtmetallräder an Bord. Ebenfalls empfehlenswert, die Linie „N-Connecta“, die das Leben an Bord mit einigen Kleinigkeiten wie dem schlüssellosen Schließsystem angenehmer macht. Vollen Luxus bietet „Tekna“, wo je nach Modelljahr unter anderem Ledersitze, Navigation und diverse Assistenten an Bord sind. Für Sicherheit sorgen darüber hinaus serienmäßig sechs Airbags. Beim EuroNCAP-Crashtest reichte es 2011 für fünf Sterne.
Qualität: Im Gegensatz zu vielen anderen SUV und Crossovern leidet der Juke nicht an chronischen Fahrwerks-Problemen. Lediglich die Achsaufhängungen fallen nach fünf Jahren gelegentlich negativ beim TÜV auf. Im ersten Jahr gibt es manchmal Ärger mit den Antriebswellen und Lenkgelenken. Wirklich alles im grünen Bereich hingegen ist bei Bremsen und Licht. Ärger machen allerdings unter Umständen das Abgassystem und Ölverlust am Motor. Hier lohnt bei der Fahrzeugbesichtigung ein Blick unter die Haube und auf den Stellplatzboden.
Fazit: Der Juke ist ein Charaktertyp: nicht jedermanns Geschmack und keineswegs fehlerlos. Technisch macht er seine Sache aber durchaus ordentlich. Und wer mit der Fahrwerkshärte und dem geringen Platzangebot leben kann, findet in ihm ein originelles und individuelles Stadtauto. Knapp 10.000 Euro sollten im Budget sein.
Der Nissan Juke ist ein Design-Crossover mit Lifestyle-Ambitionen, hat aber durchaus auch innere Werte.
Quelle: Autoplenum, 2017-10-17
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