Bergfest mit dem Über-Kombi: Test Mercedes-AMG C 63 S T-Modell mit technischen Daten, Preis und 0-100-km/h-Zeit
Testbericht
Corvara (Italien), 4. Dezember 2015 - Ich stehe gerade auf 2.239 Meter und freue mir einen Wolf. Ein bisschen nasse Handflächen und leicht konfuses Staunen sind auch dabei. Das obligatorische braune Schild mit der Zweitausendnochwas-Meter-Angabe zeigt uns, dass wir den Passo Pordoi erfolgreich erklommen haben. Zwischen Wolken, Steinen und ein bisschen Schnee ruht sich mein blauer Begleiter von dem Irrsinn aus, den er da gerade den Berg hinauf veranstaltet hat. Der Lüfter lüftet wie verrückt, die Bremsen knacken wie ein Lagerfeuer und die Reifen sind irgendwo auf der Suche nach dem Rest von sich. Sprich: Wir waren recht schnell. Es ist kurz nach 17 Uhr, was die beste Zeit ist, weil man diese Walt-Disney-Zuckerguß-Bergstraße dann im Prinzip für sich alleine hat. Geht man nach dem anhaltend penetranten Grinsen in meinem Konterfei, muss ich gerade irgendetwas sehr Flaches, sehr Exotisches aus Italien hier hochgejagt haben. Oder etwas sehr Kleines, sehr Gebrechliches aus England. Dass aber etwas durch und durch Deutsches mit großer Kofferraumklappe, Dachreling und Platz für drei Kindersitze meine Kauleiste derartig entblößt, hätten wohl nur die hoffnungslosesten Stauraum-Romantiker in Erwägung gezogen. Wie ein C 160 mit AMG-Paket Okay, ich muss zugeben der Vergleich hinkt ein wenig. Schließlich ist das Mercedes-AMG C 63 S T-Modell nicht wirklich ein Kombi. Es ist eher ein angsteinflößend schnelles, Hinterreifen schredderndes V8-Monstrum, das ganz zufällig Platz für fünf Menschen plus deren Gepäck hat. Das Beste daran ist, dass man ihm seine eklatante Kraft und die hervorragenden Dinge, die er mit ihrer Hilfe anstellt, von außen nicht wirklich ansieht. Im Vergleich zu einem stinknormalen C 160 mit AMG-Paket (na gut, kein Mensch kauft einen C 160 mit AMG-Paket, aber es dient der Anschaulichkeit) ist er vorne etwas breiter, er hat (hoffentlich) größere Räder und er hat vier eckige, recht gut getarnte Auspuffendrohre. Würde das, was aus diesen Endrohren akustisch entweicht, nicht in der Lage sein, tote Dinge wieder zum Leben zu erwecken, niemand würde etwas erahnen. Gleich geht der Berg kaputtDas monumentale "Rappappapp" ist Teil einer ziemlich komplizierten Anordnung von Abgaskomponenten, die dafür sorgen sollen, dass der neue 4,0-Liter-Biturbo-V8 trotz weniger Hubraum (2,2 Liter) und mehr Turbos (2,0 Stück) genauso herzerwärmend bollert wie der alte V8-Sauger. Es gelingt der Anordnung ganz vortrefflich. Vor allem an den diversen Tunneln und Felswänden, die in den Dolomiten so rumstehen, knallt der C 63 so kapital, dass man sich ernsthaft um die Statik von Südtirol Gedanken macht. Sorgen ums eigene Image muss man dabei übrigens nicht haben, denn wirklich jeder liebt es, wenn ein Kombi Jahrgang 2015 klingt wie ein Muscle Car Jahrgang 1971.
Antrieb: | Hinterradantrieb |
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Anzahl Gänge: | 7 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Motor, Biturbo |
Hubraum: | 3.982 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 375 kW (510 PS) bei 5.500 UPM |
Drehmoment: | 700 Nm bei 1.750 UPM |
Es dürfte derzeit kein Auto geben, dass Kraft, Handling, Wildheit und Emotion besser mit Alltagskomfort und praktischen Tugenden in Einklang bringt als das Mercedes-AMG C 63 T-Modell. Ach ja, abgesehen davon hat es einen wunderbaren Innenraum und klingt wie die Ausgeburt der Hölle. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Wer das Geld über hat, darf bedenkenlos zuschlagen. + überwältigender Antrieb; sehr amüsante Chassis-Balance; phänomenaler Klang; sehr schönes Interieur - nicht gerade günstig