BMW X5 xDrive 40d - Allradliebe zum Detail
Testbericht
Alle Welt redet von Downsizing und kleineren Fahrzeugklassen. Doch der
BMW X5 zeigt, dass sich gerade die Luxus-SUV einer ungefährdet großer
Nachfrage erfreuen. Zum einmillionsten X5 gibt es als
Geburtstagsgeschenk eine Modellpflege.
In den letzen zehn Jahren gab es bei den dynamischen Bayern so
manche Erfolgsgeschichte. Besonders die X-Modelle tragen nach wie vor
zum zufriedenen Kopfnicken in der bayrischen Vorstandsriege bei.
Bestes Beispiel ist der BMW X5. Er verkaufte sich in den letzten elf
Jahren rund eine Million Mal und ist in Deutschland nach wie vor der
beliebteste Edel-SUV. Die Modellpflege, die im Frühsommer in den
Handel kommt, ist allenfalls beim dritten Hinsehen als solche zu
erkennen. Deutlich mehr hat sich unter dem Blechkleid getan. Leicht
modifizierte Rückleuchten, gleißend helles LED-Tagfahrlicht, eine
marginal geänderte Frontschürze – man mag Zweifel daran haben, ob
derart schwer zu erkennende Überarbeitungen den Kunden wirklich
Lust auf die neue Version machen. Schließlich dreht die Konkurrenz in
diesen Monaten kräftig auf. VW Touareg und Porsche Cayenne kommen
komplett neu auf den Markt; die ML-Klasse bekam eine Modellpflege –
der Audi Q7 ist ebenfalls in den nächsten Monaten dran. Man hätte
erwarten können, dass sich die Münchner etwas mehr zur Generation
2011 einfallen lassen. Schließlich ist der BMW X5 seit 1999 einer der
folgreichsten SUV weltweit.
Doch wie schon zuletzt bei der 3er-Serie bleibt BMW seiner Vorgabe treu,
dass sich bei einer Modellpflege in erster Linie technisch etwas tut. Hier
muss sich das neue Modell gegenüber der erstarkten Konkurrenz
keinesfalls verstecken. Sauger-Triebwerke haben endgültig ausgedient.
Die in Europa wenig beachteten Benzinermodelle X5 35i und X5 50i
verfügen nun beide über eine Turboaufladung. Wer es dynamisch mag,
dürfte sich insbesondere in den BMW X5 xDrive 50i verlieben. 407 statt
355 PS, 600 Nm statt 475 und ein Spurt 0 auf 100 km/h in
sportwagentauglichen 5,5 Sekunden sind ebenso eindrucksvoll wie eine
Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Dass der Verbrauch gleichzeitig von
12,0 auf 12,5 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern leicht anstieg, dürfte
den Benzinerfans das kompletteste Paket im X5er-Stall kaum vergelten.
Man weiß schließlich vorher, worauf man sich einlässt.
Der Fahrspaß im BMW X5 ist besonders beim Topdiesel X5 40d kaum zu
steigern. Das Fahrwerk des bayrischen Amerikaners gehört unter den
sportlichen Geländekreutzern zum Besten, was es derzeit zu bewegen
gibt. Kaum Wanken, kein Nicken – selbst sportlichste Kurvenfahrten
bringen die massige Karosserie nicht aus der Bahn und den bullige Diesel
dürstet es unnachgiebig nach Leistungsschüben. Die Lenkung ist präzise
und die Feder-Dämpfer-Kombination gibt einem das Gefühl, dass dieser X5
auch sportliche Limousinen und Coupés an die Wand zaubern kann. Doch
so ganz lassen sich die 2,1 Tonnen Leergewicht im Grenzbereich auch mit
dem variablem Allradantrieb xDrive nicht überspielen.
Insbesondere in Europa geht an den Dieselversionen unverändert kein
Weg vorbei. Hier machten die Ingenieure dem großen X5 35d nochmals
ordentlich Beine. Unter der neuen Bezeichnung X5 xDrive 40d steht der
bekannte Sechszylinder-Doppelturbo zum nächsten Kraftausbruch bereit.
225 kW / 306 PS und 600 Nm lassen einen von einem Achtzylinder-
Diesel träumen, der bereits mit Einführung der zweiten X5-Generation
keine Chance mehr bekam. 236 km/h Spitze und ein beeindruckend
geringer Verbrauch von 7,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern im
Normzyklus lassen einem kaum eine Chance, ein anderes Modell aus der
Palette zu erwählen. Selbst der durchaus stramme Einsteigerdiesel mit
245 PS platziert sich dagegen deutlich im Schatten. Der Commonrail-
Diesel des X5 40d mit doppelter Aufladung macht schon wegen des Klangs
einen Achtzylinder zwar nicht völlig vergessen, doch die Fahrleistungen
lassen einen nur selten von zwei Brennkammern mehr träumen, so bissig
hängt der Diesel am SUV-Gasfuß.
Das größte Plus der neuen X5-Modelle ist die Achtgang-Automatik, die
derzeit modellübergreifend Einzug in die BMW-Familien hält. Sparsam,
sportlich und jederzeit mit dem richtigen Gang unterwegs ist sie eine
wahre Idealbesetzung bei dem Bayern, der unverändert in Spartanburg,
South Carolina, vom Band läuft. Leider fehlt bis auf weiteres eine Start-
Stopp-Automatik, die bei der Konkurrenz derzeit eingeführt wird. Sie
würde die Verbrauchswerte gerade in der Innenstadt nochmals senken
können. Doch erst der im Herbst kommende neue BMW X3 bekommt die
sinnvolle Symbiose aus Achtgang-Automatik und Start-Stopp-Paket.
Außer den Triebwerken gibt es beim X5 des Modelljahres 2011 nicht viel
Neues. Insbesondere verwundert, dass der X5 nicht nur außen nahezu
unverändert daherkommt, sondern dem Vorgängermodell auch im
Innenraum wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Immerhin halten eine
Reihe von Assistenzsystemen Einzug, die bisher fehlten. So verfügt der X5
nunmehr gegen Aufpreis über einen Abstandstempomaten mit
Staufunktion, sowie Verkehrszeichenerkennung, Spurverlassenswarnung
und eine neue Umfelderkennung mit Kameras. Der X5 ist unverändert als
Fünf- und Siebensitzer zu bekommen. Der Laderaum fasst zwischen 620
und 1.750 Litern. Die günstigste Möglichkeit, den neuen BMW X5 zu
fahren, ist der X5 30d xDrive 30d für 54.200 Euro. 700 Euro teurer
startet der 306 PS starke Einstiegsbenziner X5 35i. Deutlich interessanter
sind beiden Versionen X5 40d und X5 50i für 61.800 und 73.400 Euro.
Wem das noch nicht reichen sollte – es bleibt ja auch noch der 555 PS
starke X5 M. Wenn es einmal besonders schnell gehen soll.