BMW 640d Cabrio Test
Testbericht
Mit einem Sportcoupé dieses Kalibers, stark und schwer, lässt sich kaum sparen. Sagt der Kopf, aber nicht der Tank.
15 Liter genehmigt sich das 6er Cabrio mit dem famosen V8-Twinturbo schon mal. Dagegen ist das 640d Cabrio ein Knauser von Motorenwerkers Gnaden, aber lange noch nicht eins: schwächer. 313 PS fühlen sich nicht schlechter an als 407 und der enorme Wumms des 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Biturbos ist vielleicht sogar der lässigste, weil absolut tiefenentspannte Moment in einem 6er Cabrio: viel haben (630 Nm maximales Drehmoment schon bei 1.500/min), immer bereit sein (Elastizität, Durchzug) und wenig nehmen (Verbrauch). Schon das Basistriebwerk, der quirlige Sechszylinder-Biturbo-Benziner (306 PS) gibt im Sechser den sonoren Dreher. Aber erst der 640d klemmt sich, ebenso „bi“ und mit der Wucht seiner Dieselgene, ans elegante Heck des 650i. In 5,5 Sekunden brescht er auf 100. Nur eine halbe Sekunde langsamer als der Topbenziner.
Neben der schieren Kraft überzeugt die Harmonie der Kraftentwicklung. Und der verhaltene Verbrauch, der nicht nur realisiert wird, wenn die Vernunft mitfährt. Selbst ohne den „EcoPro“-Modus, der auf eine Tanklänge nur einige Extra-Kilometer bringt, gelingt mit der formidablen Achtgang-Automatik, Start-Stop und der Bremskraftrückgewinnung im Test ein Verbrauch von nur 8,0 Liter/100 km.
Nicht der Kraftstoff, sondern die Linie fließt dahin – Lange Motorhaube, zurückversetzter Fahrgastraum, flache Brüstungslinie und auch am Heck gestaltet sich die Schönheit nun lupenrein, da der „Bangle-Höcker“ (erdacht von Ex-BMW-Designchef Chris Bangle) ausgemerzt wurde. Der nun leicht nach innen gewölbte Abschluss des Kofferraumdeckels erzeugt Licht- und Schatteneffekte, die der Heckansicht Leichtigkeit verleihen – und das ist gut so.
So gut wie das adaptive Fahrwerk, so gut wie die Lenkung, so gut wie die Bremsanlage … wobei man „gut“ de facto durch „exzellent“ ersetzen muss. Gilt auch für den Fahrkomfort. Der Neue ist nicht nur steifer (um 50 % verbesserte statische Torsionssteifigkeit), sondern wuchs in den Komfortfürsprechern Länge und Radstand auf 4,89 und 2,85 Meter um deutliche 7,4 Zentimeter. So schnupft das große BMW Cabrio in der Stellung „Comfort“ souverän Straße. Unter „Sport“ geht es mit erhöhtem Puls (im Diesel verzichtbar, weil die Automatik die Drehzahl zu lang hoch hält), härterer Straßenadaption und noch besserem Handling auf die Landstraße. Flott ist somit klar: Wenn dieses Fahrwerk ein Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit sein soll, wünscht man sich nur noch solche Kompromisse.
Formvollendet wird man auch an die Luft gesetzt. Das elektrische, mit coupéhaften Finnen dahinfließende Textilverdeck öffnet sich in 19 Sekunden (Verschließen: 24 s). Auch in Fahrt bis 40 km/h geht das. Die Akustikeigenschaften und die Wärmedämmung der mehrlagigen, in drei Farben lieferbaren Verdeckhülle (neu und trendy: Anthrazit-Silbereffekt), und die Steifigkeit des Verdeckgestänges sind state of the art, das 6er Cabrio damit geschlossen wie geöffnet erste Sahne. Vorne eher süße, hinten saure, denn es zieht oder es drückt. Es zieht, weil sich die Münchner so etwas wie den Windspoiler „Airscarf“ verkneifen. Und es drückt, weil Erwachsene mangels Fußraum hinten nur mit Platznot unterkommen.
In diesem Sinn ist auch der Kofferraum das, was übrig bleibt. Der bemisst sich zwar nominell auf 300 Liter (zwei 46-Zoll-Golfbags plus ein Business-Koffer), ist aber verkastelt. Geschlossen kommt, wenn der variable Verdeckkasten mit einem Handgriff nach oben geklappt wurde, etwas mehr unter: 350 Liter. Abgesichert wird die elegante Offenfahrt durch das hinter den Fondkopfstützen installierte, im Fall einer Rolle seitwärts pyrotechnisch auslösende Überrollschutzsystem.
Auch sonst ist die Ausstattung gut (Leder Dakota, Zwei-Zonen-Klima mit Cabrio-Modus, CD-Laufwerk …), trotzdem geht´s mit den Optionen Head-Up-Display, Surround View, Nachtsichtsystem, Integral-Aktivlenkung oder mit dem kostspieligen Soundsystem von Bang & Olufsen (12 Lautsprecher, 2 Zentralbässe, 1.000 Watt Verstärkerleistung: 5.000 Euro), dessen Centerspeaker mit zwei integrierten Lautsprechern aus der Armaturentafel ausfährt, noch weit üppiger:… Die optionalen Tote-Winkel-Warner überzeugen weniger als im Jaguar oder Mercedes, da die Leuchte nicht direkt im Spiegelglas, sondern am Spiegelfuß sitzt. Im sehr gut verarbeiteten Cockpit (Fauxpas: Die dürftige Klappe des Handschuhfachs) blickt der Fahrer auf das coole Black-Panel – und damit auf eine Referenz in Sachen Ablesbarkeit. Das iDrive ist, deutlich weiter rechts positioniert, auch Beifahrerorientiert, der darüber thronende 10,2-Zoll-Flatscreen eindrucksvoll.
Wie das 6er Cabrio mit Dieselmotor. Für 87.000 Euro ist das BMW 640d Cabrio im Vergleich zum 640i Cabrio (83.000 Euro) verlockend erkaufter Wind. Auch weil es dem preisintensiveren 650i Cabriolet (95.000 Euro) in wenig nachsteht. Und wenn das Topmodell schon lange steht, fährt er noch, und fährt, und fährt …: „1055 km“, zeigt die Restkilometeranzeige des Bordcomputers. Mit einem Sportcoupé dieses Kalibers lässt sich kaum sparen? Sagt nur der Kopf, nicht der Tank.
(Lothar Erfert)
15 Liter genehmigt sich das 6er Cabrio mit dem famosen V8-Twinturbo schon mal. Dagegen ist das 640d Cabrio ein Knauser von Motorenwerkers Gnaden, aber lange noch nicht eins: schwächer. 313 PS fühlen sich nicht schlechter an als 407 und der enorme Wumms des 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Biturbos ist vielleicht sogar der lässigste, weil absolut tiefenentspannte Moment in einem 6er Cabrio: viel haben (630 Nm maximales Drehmoment schon bei 1.500/min), immer bereit sein (Elastizität, Durchzug) und wenig nehmen (Verbrauch). Schon das Basistriebwerk, der quirlige Sechszylinder-Biturbo-Benziner (306 PS) gibt im Sechser den sonoren Dreher. Aber erst der 640d klemmt sich, ebenso „bi“ und mit der Wucht seiner Dieselgene, ans elegante Heck des 650i. In 5,5 Sekunden brescht er auf 100. Nur eine halbe Sekunde langsamer als der Topbenziner.
Neben der schieren Kraft überzeugt die Harmonie der Kraftentwicklung. Und der verhaltene Verbrauch, der nicht nur realisiert wird, wenn die Vernunft mitfährt. Selbst ohne den „EcoPro“-Modus, der auf eine Tanklänge nur einige Extra-Kilometer bringt, gelingt mit der formidablen Achtgang-Automatik, Start-Stop und der Bremskraftrückgewinnung im Test ein Verbrauch von nur 8,0 Liter/100 km.
Nicht der Kraftstoff, sondern die Linie fließt dahin – Lange Motorhaube, zurückversetzter Fahrgastraum, flache Brüstungslinie und auch am Heck gestaltet sich die Schönheit nun lupenrein, da der „Bangle-Höcker“ (erdacht von Ex-BMW-Designchef Chris Bangle) ausgemerzt wurde. Der nun leicht nach innen gewölbte Abschluss des Kofferraumdeckels erzeugt Licht- und Schatteneffekte, die der Heckansicht Leichtigkeit verleihen – und das ist gut so.
So gut wie das adaptive Fahrwerk, so gut wie die Lenkung, so gut wie die Bremsanlage … wobei man „gut“ de facto durch „exzellent“ ersetzen muss. Gilt auch für den Fahrkomfort. Der Neue ist nicht nur steifer (um 50 % verbesserte statische Torsionssteifigkeit), sondern wuchs in den Komfortfürsprechern Länge und Radstand auf 4,89 und 2,85 Meter um deutliche 7,4 Zentimeter. So schnupft das große BMW Cabrio in der Stellung „Comfort“ souverän Straße. Unter „Sport“ geht es mit erhöhtem Puls (im Diesel verzichtbar, weil die Automatik die Drehzahl zu lang hoch hält), härterer Straßenadaption und noch besserem Handling auf die Landstraße. Flott ist somit klar: Wenn dieses Fahrwerk ein Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit sein soll, wünscht man sich nur noch solche Kompromisse.
Formvollendet wird man auch an die Luft gesetzt. Das elektrische, mit coupéhaften Finnen dahinfließende Textilverdeck öffnet sich in 19 Sekunden (Verschließen: 24 s). Auch in Fahrt bis 40 km/h geht das. Die Akustikeigenschaften und die Wärmedämmung der mehrlagigen, in drei Farben lieferbaren Verdeckhülle (neu und trendy: Anthrazit-Silbereffekt), und die Steifigkeit des Verdeckgestänges sind state of the art, das 6er Cabrio damit geschlossen wie geöffnet erste Sahne. Vorne eher süße, hinten saure, denn es zieht oder es drückt. Es zieht, weil sich die Münchner so etwas wie den Windspoiler „Airscarf“ verkneifen. Und es drückt, weil Erwachsene mangels Fußraum hinten nur mit Platznot unterkommen.
In diesem Sinn ist auch der Kofferraum das, was übrig bleibt. Der bemisst sich zwar nominell auf 300 Liter (zwei 46-Zoll-Golfbags plus ein Business-Koffer), ist aber verkastelt. Geschlossen kommt, wenn der variable Verdeckkasten mit einem Handgriff nach oben geklappt wurde, etwas mehr unter: 350 Liter. Abgesichert wird die elegante Offenfahrt durch das hinter den Fondkopfstützen installierte, im Fall einer Rolle seitwärts pyrotechnisch auslösende Überrollschutzsystem.
Auch sonst ist die Ausstattung gut (Leder Dakota, Zwei-Zonen-Klima mit Cabrio-Modus, CD-Laufwerk …), trotzdem geht´s mit den Optionen Head-Up-Display, Surround View, Nachtsichtsystem, Integral-Aktivlenkung oder mit dem kostspieligen Soundsystem von Bang & Olufsen (12 Lautsprecher, 2 Zentralbässe, 1.000 Watt Verstärkerleistung: 5.000 Euro), dessen Centerspeaker mit zwei integrierten Lautsprechern aus der Armaturentafel ausfährt, noch weit üppiger:… Die optionalen Tote-Winkel-Warner überzeugen weniger als im Jaguar oder Mercedes, da die Leuchte nicht direkt im Spiegelglas, sondern am Spiegelfuß sitzt. Im sehr gut verarbeiteten Cockpit (Fauxpas: Die dürftige Klappe des Handschuhfachs) blickt der Fahrer auf das coole Black-Panel – und damit auf eine Referenz in Sachen Ablesbarkeit. Das iDrive ist, deutlich weiter rechts positioniert, auch Beifahrerorientiert, der darüber thronende 10,2-Zoll-Flatscreen eindrucksvoll.
Wie das 6er Cabrio mit Dieselmotor. Für 87.000 Euro ist das BMW 640d Cabrio im Vergleich zum 640i Cabrio (83.000 Euro) verlockend erkaufter Wind. Auch weil es dem preisintensiveren 650i Cabriolet (95.000 Euro) in wenig nachsteht. Und wenn das Topmodell schon lange steht, fährt er noch, und fährt, und fährt …: „1055 km“, zeigt die Restkilometeranzeige des Bordcomputers. Mit einem Sportcoupé dieses Kalibers lässt sich kaum sparen? Sagt nur der Kopf, nicht der Tank.
(Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2012-08-07
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