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Testbericht

Wolfgang Gomoll / Stefan Grundhoff, 9. März 2014

Wer mehr Dreier als die Limousine möchte und sich an der Massenbewegung des Touring sattgefahren hat, für den hat BMW den 3er Gran Turismo parat. Als Basisdiesel bietet der jedoch allzu wenige BMW-Gefühle.

Wenn die Augen ihres Filius beim Namen "Gran Turismo" zu leuchten beginnen, wissen Sie, womit er seine Freizeit verbringt. Nämlich dem Daddeln der gleichnamigen Rennsimulation auf der Playstation. Doch im eigentlichen Sinne steht Gran Turismo für die lange Reise in einem komfortablen Sportwagen. Wirklich sportlich ist der 3er GT weder optisch oder technisch. Daran ändern auch die rahmenlosen Seitenscheiben nicht, die bei einer Familienlimousine mehr als entbehrlich sind. Doch nicht zu vergessen: Geht es um das Abreißen von Kilometern, spielt der 318d Gran Turismo ganz vorne in der Komfortliga mit. Wenn nur das allzu dünne Triebwerk nicht wäre.

Bodenunebenheiten werden in den verschiedenen Fahrprogrammen auch aufgrund des verlängerten Radstandes entspannt weggebügelt, ohne dass der knapp 1,6 Tonnen schwere Münchener zur Sänfte mutiert. Schließlich reden wir hier von einem BMW, der die Freude am Fahren in seinem Signet trägt. Dazu gehören auch die sehr bequemen, aber aufpreispflichtigen Sportsitze und die präzise Lenkung. Der 143-PS-Diesel passt aber nur sehr eingeschränkt zum dynamischen BMW-Selbstverständnis. Das ist der Fluch der guten Tat. Vor allem im Stand und unter Last nagelt der Bayern-Selbstzünder derart, dass man sich unweigerlich an die guten alten Pumpe-Düse-Zeiten erinnert fühlt. Dazu fehlt es dem 318d der echte Punch. Gut, von 143 PS kann man sich keine Wunderdinge erwarten, aber das maximale Drehmoment von 320 Newtonmetern suggeriert doch, dass das Zwei-Liter-Aggregat einiges zu bieten hat. Immerhin erreicht der 318d GT nach 9,6 Sekunden die 100-km/h-Marke. Im Alltag fühlt sich das alles deutlich träger an. Vor allem die Fahrmodi Eco Pro und Comfort rauben dem BMW den Großteil seines Elans und dem Fahrer in Eco Pro gar den letzten Nerv. Im Fahrprogramm Sport geht es programmgemäß zwar etwas dynamischer zur Sache, aber das wird mit höheren Drehzahlen und einer aggressiveren Gasannahme bezahlt, was sich zwar sportlicher anfühlt, aber auch zu einem höheren Spritverbrauch führt.

Die prächtige Achtgangautomatik von ZF tut zwar ihr Bestes, aber sie kann nicht so zaubern, wie Harry Potter und die BMW Technikschmiede FIZ ist nicht die Magierschule Hogwarts. Bei den Testfahrten, die hauptsächlich im Comfort-Modus durchgeführt wurden, kam unterm Strich ein Durchschnittsverbrauch von 7,2 Litern Diesel auf 100 Kilometern heraus - das ist deutlich mehr, als die angegebenen 4,5 Liter und deutlich mehr als man in dieser Liga verbrauchen dürfte. Da hilft auch der elektrisch ausfahrbare Heckspoiler nicht wirklich weiter, angesichts der zurückhaltenden Athletik und der Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h rutscht dieses technische Gimmick doch eher in Richtung Mimikry. Hätte man besser sein lassen.

Ansonsten macht der BMW 318d GT sehr viel richtig. Vorne und hinten ist mächtig Platz. Dank der weit öffnenden Türen ist der Einstieg kein Problem. Die Heckklappe schwingt so hoch, dass auch große Menschen ohne Probleme darunter stehen können. Die Ladekante ist niedrig, der Boden eben, wenngleich leicht ansteigend und bei umgelegten Rückensitzlehnen schluckt der Kofferraum maximal 1.600 Liter. Damit lässt sich schon allerhand transportieren. Angenehm: die elektrische Heckklappe kostet keinen Aufpreis und ist unglaublich praktisch. Einmal gehabt - und man möchte nie mehr darauf verzichten. Das BMW-Bedienkonzept ist nach wie vor Referenz. Die Menüführung ist mit Hilfe des Drehknopfs intuitiv und die Spracheingabe funktionierte problemlos. Nur bei der Wertigkeit mancher Materialien, wie etwa bei den Favoritentasten, hat noch Raum für Verbesserungen. Das können andere besser.

Aber da ist er wieder: der Fluch der guten Tat. Zumal der 318d Gran Turismo schon in der Basisausstattung inklusive Achtgang-Automatik 38.950 Euro kostet. Kämpft man sich durch die Aufpreisliste und gönnt sich etwas Luxus und einige Assistenten, geht es schon eher in Richtung 45.000 Euro.

Testwertung
3.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-03-09

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