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Testbericht

Stefan Grundhoff, 16. Dezember 2020
Audi legt seinen erfolgreichen Q3 und das Zwillingscoupé Q3 Sportback nunmehr auch als Plug-In-Hybridversionen auf. Dem Wagen fehlt an sich nur eines: ein Allradantrieb.

Der Aufstieg von Audi seit den frühen 80er Jahren zu einer der renommiertesten Premiummarken der Welt ist fest mit dem Allradantrieb verwoben, den die Ingolstädter werbewirksam \"Quattro\" tauften. Egal ob Ur-Quattro, Audi V8 als Luxuslimousinen-Erstlingswerk oder die leistungsstarken S- / RS-Modelle - die wirklich guten Audis haben seit rund 40 Jahren mindestens eines neben den vier Ringen auf der Haube gemeinsam: den Allradantrieb. Jetzt setzt nicht nur in Europa der große Plug-In-Trend ein - jene Symbiose als Verbrenner und Elektromotor, die eine für den Kunden möglichst schmackhafte Überbrückungsmusik in die strahlend schöne Welt der Elektromobilität sein soll. Nachdem die großen Audi-Modelle A8, A7, A6, Q5, Q7 und bald auch Q8 bereits mit einem Stecker als Plug-In-Hybriden zu bekommen sind, soll es mit den kleineren Fahrzeugen vom Typ A3 und speziell dem Q3 PHEV nunmehr in die Vollen gehen.

Besonders groß sind die Erwartungen dabei an den Audi Q3, der sowohl als Normversion sowie Sportback-Coupé in der jüngsten Generation nicht ganz überraschend prächtig eingeschlagen ist. Segen und gleichermaßen Problem dabei, dass der Audi Q3 technisch auf dem modularen Querbaukasten des Volkswagen Konzerns unterwegs ist, der rund 80 Prozent der Fahrzeuge beheimatet. Die Plug-In-Modelle im sogenannten MQB wie VW Golf, Passat, Arteon oder Tiguan müssen im Vergleich zu den reinen Verbrennern ohne Allradantrieb auskommen. Auf den wurde aus Kosten- und Packaginggründen seinerzeit bei der Entwicklung verzichtet. Was bereits bei einem Hybridmodell wie dem VW Tiguan oder Arteon ärgerlich, mag zu einem Audi Q3 schon gar nicht passen, denn trotz 245 PS Gesamtleistung und einer entsprechend hohen Preispositionierung fehlt dem Q3 das gewisse Etwas eines jeden guten Audi: der Quattroantrieb.

Das spürt man an diesen Vormittag nach wenigen Kilometern lockerer Fahrt. Es ist kühl, besser kalt in der Umgebung von Ingolstadt und es hat geregnet. Ein kraftvolles Beschleunigen an der Ampel, der kurze Abbiegevorgang, um in den fließenden Verkehr zu kommen: der Audi Q3 45 TFSIe zieht kraftvoll los, weil der nur 1,4 Liter große Turbobenziner und das unsichtbar verbaute Elektromodul gemeinsam in die Bresche springen. Doch im Lenkrad gibt es sofort spürbare Antriebskräfte und das mag zu einem Audi-SUV, der als Basismodell bei 46.000 Euro (Audi Q3) bzw. 47.400 Euro (Q3 Sportback) startet, nicht so recht passen. An sich gibt es ab 190 / 200 PS im Hause Audi auch beim Q3 den Allradantrieb als obligatorisch sinnvolle Ergänzung für Fahrdynamik / Fahrsicherheit. Der Allradantrieb hätte daher auch dem Q3 45 TFSIe gut gestanden, weil das Gesamtpaket passt.

Zwar kann der Ingolstädter seinen vergleichsweise kleinen Verbrenner mit 1,4 Litern Hubraum im Fahrbetrieb nicht komplett überspielen, aber der Elektromotor im sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe sorgt dafür, dass die 110 kW / 150 PS auf eine stattliche Gesamtmotorleistung von 180 kW / 245 PS erstarken und das Elektromodul dem Verbrenner gerade bei niedrigen und mittleren Geschwindigkeiten immer wieder kraftvoll zur Seite steht, wenn es darum geht, den rund 1,8 Tonnen schweren Crossover zu beschleunigen. Gerade die ab niedrigen Drehzahlen anliegenden 400 Nm maximales Drehmoment sorgen dafür, dass man mit dem Q3 - egal ob Sportback oder nicht - flott unterwegs ist. Leider gerade in höheren Lastbereichen allzu präsent: der 1,4 Liter große Turbomotor, der sich dann doch mächtig strecken muss, um den sportlichen Anspruch von Design und Fahrwerk mit Inhalt zu füllen.

Aus dem Stand beschleunigt der Fronttriebler in 7,3 Sekunden auf Tempo 100 und wird allzu früh bei einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h abgeriegelt. Das ist nicht viel für 245 PS und doch etwas besser als der identisch motorisierte VW Tiguan eHybrid. Doch der Audi Q3 45 TFSIe will in erster Linie nicht mit seiner Dynamik neue Kunden locken - da sind andere Motorvarianten bis in zum prächtigen RS Q3 mit 400 PS und 4x4-Power die deutlich besseren Modelle. Vielmehr sollen der niedrige Normverbrauch von 1,4 Litern Super auf 100 Kilometern sowie die hohen finanziellen Subventionen den Stecker-Q3 interessant machen. Dienstwagenfahrer versteuern derweil nur die Hälfte und dann gibt es noch einmal bis zu 5.000 Euro Subvention für den PHEV. Ganz nebenbei kann der Mittelklasse-Crossover rein elektrisch immerhin 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Im Elektrobetrieb haben Audi Q3 und Audi Q3 Sportback eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Das im Boden verbaute Lithium-Ionen-Akkupaket mit seinen 13,0 kWh lässt sich an Wechselstrom mit 3,6 kW Leistung laden. Nach Nachtanken an der E-Ladesäule dauert jedoch bis zu 3.45 Stunden.

Optisch kaum zu erkennen und fahrdynamisch nicht zu spüren ist die wegen des Akkupakets um einen Zentimeter erhöhte Bodenplatte. Das Fahrwerk des Audi Q3 45 TFSIe ist so gut, wie man es von den anderen Versionen mit reinem Verbrenner kennt. Das deutlich erhöhte Gewicht wird dabei nahezu durch den niedrigeren Schwerpunkt ausgeglichen und je nach Fahrprogramm passen sich Lenkung, Fahrwerk, Motoransteuerung sowie Gangwechsel an. Wer es flotter bis schnell gerade auf kurvenreichen Landstraßen angehen lässt, der spürt jedoch eines schnell: den fehlenden Allradantrieb. Doch sonst ist der Audi Q3 ein Klasse-SUV mit guter Sitzposition, exzellenter Verarbeitung, Top-Bedienung und eine Ausstattungsliste, die abgesehen von der Sitzheizung im Fond nebst getrennter Klimaregelung kaum Wünsche offenlässt. Doch wer elektrische Ledersitze, vernetzte Fahrerassistenzsysteme, elektrische Heckklappe und Hightechsound will, der drückt den Preis schnell auf über 60.000 Euro.
Technische Daten
Antrieb:Front
Getriebe:Sechsgang-Doppelkupplung
Motor Bauart:Vierzylinder Reihe mit Aufladung und Elektromotor
Hubraum:1395
Preis
Neupreis: 47400 € (Stand: 2020-12-16)
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2020-12-16

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