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Testbericht

8. August 2005
Aschau, 8. August 2005 – Vor 16 Jahren setzte Audi mit dem ersten TDI den Turbo-Direkteinspritzer in die Dieselwelt. Nun ist die Reihe an den Benzinern. Das Kürzel für Benzindirekteinspritzer mit Turbolader heißt im VW-Konzern TFSI. Einen solchen TFSI hat das neue Einstiegsmodell des Audi A6 Avant. Es handelt sich um einen Zweiliter-Vierzylinder mit 170 PS unter der Haube. Wir haben dieses Modell für sie getestet. Vier Benzinmotoren Der Motor ist bekannt aus dem VW Golf GTI sowie dem Audi A4; dort leistet er jedoch 200 PS. Die schwächere Version ist nun die Basismotorisierung im A6. Neben dem 2.0 TFSI gibt es noch drei weitere Benzinmotorisierungen für das Ingolstädter Modell. Zwei sind konventionelle Saugmotoren mit sechs und acht Zylindern, die dritte ein 3,2-Liter-Benzindirekteinspritzer ohne Turbo. An der Motorenpalette fällt auf, dass der 2.0 TFSI nur sieben PS weniger Leistung hat als das nächstteurere Modell, der 2,4-Liter-Sechszylinder mit 177 PS. Doch soll die neue Einstiegsmotorisierung den 2.4 nicht ersetzen. Denn Audi rechnet damit, dass manche Kunden auf der Laufruhe eines Sechszylinders bestehen. Ansonsten bietet der Vierzylinder mindestens das Gleiche wie der Sechszylinder. Beim Drehmoment leistet der Vierzylinder mit 280 gegenüber 230 Newtonmetern sogar deutlich mehr als der 2.4. Und auch beim Standardsprint von null auf 100 km/h ist der TFSI um eine halbe Sekunde überlegen.

Unspektakuläres Beschleunigen Doch das sind nur Daten, und die geben nicht immer ein scharfes Bild. Wie also fährt sich der 2.0 TFSI? Nach den Fahrleistungszahlen müsste er sich recht sportlich fahren: In 8,7 Sekunden erreicht der Kombi die 100-km/h-Marke. Schnell ist er also, aber man merkt es nicht. Die Insassen fühlen sich sanft beschleunigt, mehr aber auch nicht.

Breites Drehmomentband Im Gesamtverhalten des Fahrzeugs dominiert eher das breit nutzbare Drehmomentband: Das Maximum von 280 Newtonmetern liegt von 1.800 bis 4.200 U/min an. So kann man mit 50 km/h im fünften Gang dahingleiten, auch wenn der Drehzahlmesser dann nur 1.400 Touren anzeigt. Ab 2.000 U/min ist der Durchzug ordentlich, aber wie gesagt: Die Spucke bleibt einem nicht weg. In höheren Drehzahlbereichen arbeitet der Motor schön leise. Man kann im zweiten Gang bis auf 120 km/h beschleunigen, aber auch dann noch, bei 7.000 Umdrehungen, hört er sich nur ansatzweise rau an, aber nicht sportlich. Nun, bei einem Reisekombi wie dem A6 Avant passt das ganz gut ins Bild. Im Vergleich zum Sechszylinder ein Spritsparer Den Spritverbrauch gibt Audi mit 8,1 Litern auf 100 Kilometer an. Der Vergleichskandidat mit sechs Zylindern braucht dagegen mit 9,9 Litern deutlich mehr – ein weiteres Argument für den TFSI. Am Getriebe kann das nicht liegen, denn der Turbo-Direkteinspritzer wird wie der 2.4 serienmäßig mit einem Sechsgang-Getriebe kombiniert. Dieses schaltet sich angenehm. Die Lenkung ist bei niedrigem Tempo auffällig leichtgängig, was das Rangieren erleichtert.

Fahrwerk: Eine Spur Härte Nicht ganz so zurückhaltend und unauffällig wie der Motor arbeitet das Fahrwerk. Es zeigt dem Fahrer eine Spur Härte: Wer sich aufgrund des leisen Motors schon schwebend wähnt, wird so daran erinnert, dass die vier Räder Bodenhaftung haben. So fühlt sich der Avant eher straff, aber durchaus nicht unkomfortabel an. In Kurven legt sich der Kombi kaum nach außen, was auch auf kurvigen Landstraßen eine zügige Fahrt ermöglicht. Gute Sitze und viel Fondraum Die sanfte Neigung, über die der Kombi auch in scharfen Kurven kaum hinausgeht, lässt sich im Innenraum gut aushalten. Die Sitze bieten dafür genug Halt. Die Kopfstützen reichen für mittelgroße Erwachsene aus. Ablagen finden sich im Cockpitbereich genug, nur wenn man einen großen Straßenatlas unterbringen will, tut man sich schwer. Fahrerorientiertes Cockpit Im Cockpit fühlt man sich ähnlich „eingebaut“ wie in vielen BMWs. Rechts neben dem Fahrer befindet sich eine hohe Schwelle, die Audi-Spezialisten als Tank bezeichnen. Die konventionelle Handbremse wird durch einen Knopf ersetzt: Diese serienmäßige elektronische Feststellbremse reagiert etwas träge. Man muss also etwas warten, bis die Bremse gelöst oder angezogen ist. Ansonsten ist das Cockpit fahrerorientiert, das heißt, die Mittelkonsole wendet sich ein wenig dem Fahrer zu. So kann er leichter die Anzeige des Monitors sehen, der Teil des Bedienkonzepts im A6 ist. Dazu gehören auch ein Drehknopf auf dem „Tank“ sowie vier Tasten darum herum. All das erinnert stark an das Bediensystem, das BMW beim 7er eingeführt hat. Die Grundfunktionen – Klima, Radio und so weiter – lassen sich aber konventionell über eigene Tasten erreichen, sodass die Bedienung keine Schwierigkeiten bereitet.

Kühles Grau Die Gestaltung des Innenraums gefiel uns; ein kühles Grau herrscht darin vor. Nur die optionalen Holzpaneele, die unser Testwagen hatte, würden wir nicht bestellen. Sie wirken nach unserem Geschmack für das Auto zu altväterlich. Im Fond ist sehr viel Platz für die Insassen. Auch Große sollten hier genügend Raum vorfinden. Die Zahl der Ablagen ist ausreichend. Kofferraum eher mau Neben dem Fahrgastabteil spielt natürlich bei einem Kombi der Gepäckbereich eine wichtige Rolle. Wenn die Kofferraumklappe aufschwingt, erscheint der Öffnungswinkel zunächst als nicht sehr groß. Doch das liegt nur an der ersten Raste. Dass die Klappe so früh stoppt, gewährleistet, dass der Lack auch in nicht so hohen Garagen unbeschädigt bleibt. Der Nachteil: Man läuft Gefahr, sich den Kopf zu stoßen, wenn man nicht gerade besonders klein gebaut ist. Der Stauraum ist gut nutzbar und fasst 565 Liter Gepäck. Die Rücksitzlehnen lassen sich einfach umlegen, wonach eine ebene Ladefläche entsteht. Nun passen 1.660 Liter hinein. Dieses Stauvolumen berauscht nicht gerade. Es ist nicht viel mehr als bei einem Skoda Octavia Combi. Der BMW 5er Touring bietet mit 500 bis 1.650 Litern allerdings sogar noch weniger. Beide schlägt das T-Modell der Mercedes E-Klasse deutlich: Hier passen 690 bis 1.950 Liter in den Kofferraum. Ab 34.900 Euro Der Audi A6 Avant 2.0 TFSI kostet 34.900 Euro. Die Ausstattung mutet auf den ersten Blick schon komplett an. Erst der Blick in die Extra-Liste zeigt, dass noch erheblich mehr möglich ist. Von der Lenkradheizung bis zum DAB-Radioempfang gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Zum Vergleich: Das Einstiegsmodell BMW 523i Touring mit sechs Zylindern und 177 PS kostet 38.250 Euro. Das am ehesten vergleichbare Modell von Mercedes ist der E200 Kompressor mit 163 PS für 39.498 Euro. Damit ist der Ingolstädter das günstigste Angebot in der deutschen Premiumliga.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor, Benzindirekteinspritzung, Turbolader, Ladeluftkühler, DOHC
Hubraum:1.984
Anzahl Ventile:16
Anzahl Zylinder:4
Leistung:125 kW (170 PS) bei UPM
Drehmoment:280 Nm bei 1.800-4.200 UPM
Preis
Neupreis: 34.900 € (Stand: Juli 2005)
Fazit
Der Vergleich des neuen A6-Einstiegsmotors mit dem 2,4-Liter-Sechszylinder zeigt die Überlegenheit des TFSI-Konzepts. Der Vierzylinder ist billiger, schneller, drehmomentstärker und verbrauchsärmer. Bleibt als Argument für den Sechszylinder einzig die sprichwörtlich höhere Laufruhe. Ob der Unterschied 1.200 Euro Aufpreis plus höhere Spritkosten wert ist, muss dahingestellt bleiben – das müsste ein direkter Vergleich zeigen. Anhand der Daten kann man die Überlegenheit des Sechszylinders füglich bezweifeln. So ist anzunehmen, dass Audi den Sechszylinder über kurz oder lang aus dem Programm nehmen wird, obwohl man dies in Ingolstadt derzeit noch abstreitet. (sl)

Quelle: auto-news, 2005-08-08

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