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Testbericht

Stefan Grundhoff, 19. November 2009
Bereits das Vorgängermodell A4 galt für viele als eines der schönsten Cabriolets auf dem Markt. Doch beim offenen Audi A5 haben die Ingolstädter nochmals effektvoll nachgelegt.

Selten hatte es Audi mit seinem Vorzeige-Cabriolet A5 so einfach wie derzeit. Klassenprimus BMW schwor mit seinem aktuellen 3er Cabriolet erstmals der Stoffmütze ab und vergraulte somit viele Kunden. Mitkonkurrent Mercedes bringt sein neues E-Klasse Cabriolet als Nachfolger des ebenso schmuck- wie erfolglosen CLK erst im kommenden Frühjahr auf den Markt. Zwar kommt der offene A5 nicht ganz an die zeitlose Eleganz seines geschlossenen Bruders heran, doch er war eines der Highlights des durchwachsenen Autosommers. Ein cooler Cruiser, der in Hamburg-Eppendorf einen ebenso guten Eindruck macht wie in Nizza oder in den Hollywood Hills. Schön, dass Audi entgegen vieler Trends bei seinem Stoffdach blieb. Die knackig sitzende Kappe macht das A5 Cabriolet auch geschlossen zum automobilen Beau mit einem Charme, das kein Klappdach-Cabriolet je wird zeigen können.

Kann sich der Sonnenanbeter von Welt ein Cabriolet ohne Stoffdach nicht so recht vorstellen, so kommt er derzeit um den Audi A5 kaum herum. Doch wenn man sich erst einmal für das ebenso sehenswerte wie praktische Dachkonstrukt entschieden hat, ist die Frage nach der geeigneten Motorisierung nach wie vor offen. Angesichts von Dimensionen, Kundschaft und klassengerechter Einstufung darf es mittlerweile durchaus ein Diesel sein. Doch bitte keinen Vierzylinder – man fährt schließlich in einem echten Luxus-Sonnenanbeter. Nerviges Diesel-Genagel stört dabei nur. Da macht der kleine 2.0 TDI mit seinen 170 PS keine Ausnahme. Auch wenn die Fahrleistungen einen kaum in andere Höhen katapultieren, sollte es zumindest der 2.7 TDI sein. Ein sanfter Cruiser mit 2,7 Litern Hubraum, 140 KW / 190 PS und 400 Nm Drehmoment. Das sollte mehr als ausreichend sein für einen Ausflug in die Berge, an die Küste oder schlicht eine Poser-Tour durch die herbstliche City.

Das A5 Cabriolet sieht nicht nur vom Bordstein her klasse aus. Im Innern ist es fast genauso schmuck. Bei geschlossenen Seitenscheiben und hoch geklapptem Windschott stören die Insassen bis 100 km/h kaum Wirbel. Für Touren in Herbst und Winter eignet sich die kombinierte Sitz- und Kopfraumheizung, die den Insassen für 460 Euro Aufpreis eine warme Brise in den Nacken pustet. Voraussetzung ist, dass man den versteckt am Sitz angebrachten Schalter ertastet hat. Optional gibt es belüftete Klimakomfortsitze. Im Fond geht es eng und deutlich zugiger zu. Besser man nutzt die zweite Reihe für Taschen oder klappt die getrennten Rücksitze gleich komplett um. Für den Freizeit-Transport stehen dann bis zu 750 Liter Stauraum zur Verfügung.

Bei normaler Nutzung fasst das Ladeabteil zwischen 320 und 380 Liter. Praktisch: Das serienmäßige Windschott passt in die Reserveradmulde; dürfte angesichts der Ganzjahresqualitäten des A5 jedoch zumeist im Innenraum montiert bleiben. Sinnvoll ist ebenfalls das optionale Akustikverdeck, das man sich in einem solchen Fahrzeug serienmäßig wünschen würde. Beim Stoffdach hat der Kunde die Wahl zwischen den vier Farben rot, schwarz, blau und braun. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten ist das vollelektrische Dach nicht nur elegant, sondern lässt sich in 15 Sekunden auch bis 50 km/h während der Fahrt öffnen und schließen. So muss es sein.

Egal ob offen oder geschlossen: Das leise Nageln des Sechszylinders ist dank guter Kapselung kaum zu vernehmen. Der Motor selbst ist kräftig und allemal ausreichend für das 1,8 Tonnen schwere Cabriolet. 0 auf 100 km/h in 8,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h können kaum beeindrucken, sind aber standesgemäß. Wenn das A5 Cabriolet in der 2.7 TDI-Variante zwei Schwächen hat, dann sind es der Frontantrieb und das Getriebe. Die stufenlose Multitronic mit hineinprojizierten Schaltebenen ist in Sachen Automatikgetriebe nicht das Maß der Dinge. Gerade bei flotten bis schnellen Beschleunigungsvorgängen zeigt sich das Kegelgetriebe träge und zäh. Zudem machen sich aufgrund des Frontantriebs in der präzisen Lenkung Antriebseinflüsse bemerkbar. Das können Konkurrenten besser – weil sie entweder Heck- oder Allradantrieb haben. Audi verspricht sich von der Motor-Getriebe-Kombination einen besonders günstigen Verbrauch. Doch von der Werksangabe mit 6,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern war das Cabriolet meilenweit entfernt. Durchschnittlich zischten 8,2 Liter durch die Einspritzdüsen. Kein schlechter Wert, doch auch kein wirklich guter.

Beim Fahrwerk konnte sich das A5 Cabriolet besonders im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich verbesser. Das Anlenkverhalten ist präziser, die Karosserie steifer und das Gesamtkonstrukt macht einen noch besseren Eindruck als zuvor. Jedoch ist der A5 mit 1,8 Tonnen deutlich zu schwer, als dass man mit ihm dynamischen Fahrspaß haben könnte. Er untersteuert im Grenzbereich stark und die Regelsysteme greifen früh. Eben ein Cruiser, der ein paar Kilogramm zu viel auf den Rippen hat. Darüber täuschen auch die stärkeren Motoren nicht vollends hinweg. Audi lässt sich das Komfort-Plus von vier auf sechs Brennkammern teuer bezahlen. Das Basismodell A5 Cabriolet 2.0 TDI kostet mindestens 41.650 Euro. Für den 20 PS stärkeren Sechszylinder muss man mindestens 47.100 Euro bezahlen – zumindest wenn man sich für die optionale Automatikversion entscheidet.

Wer knausern will, ist daher mit dem A5 Cabriolet 2.0 TDI besser bedient. Wer Spaß haben will, sollte sich für einen PS-starken Benziner oder eben den 3.0 TDI entscheiden. Der tut sich mit seinen 240 PS nicht nur noch leichter, sondern hat den sinnvollen Allradantrieb serienmäßig an Bord, der dem offenen A5 denkbar gut tut. Mit S-Tronic ist das A5-Cabrio-Paket dann leider mindestens 53.600 Euro teuer – zuzüglich der üblichen Ausstattungsdetails wie elektrische Ledersitze oder Navigation. Aber das Geld ist gut angelegt. Schließlich ist man mit einer echten Schönheit unterwegs, die auch standesgemäß bewegt sein will – in jeder Jahreszeit.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-19

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