25 Jahre Volvo 900er - Geburtstag beim Spießer
Testbericht
Seit 25 Jahren rollt die Volvo-Modellreihe 900 über den Globus. Kaum ein anderes Fahrzeug hat es bis dato geschafft, seinen konservativen Ruf so konsequent ins Positive umzumünzen, wie der kantige Schwede.
Als im Herbst 1990 das erste Mal der offizielle Nachfolger der 700er Reihe auf den Hof gerollt wird, ist im Hause Volvo gerade niemandem zum Feiern zumute. Nein, nicht wegen der neuen 900er Baureihe, sondern weil der schwedische Konzern zum ersten Mal seit 1929 roten Zahlen schreibt. Die Wirtschafts-Rezession hat die coolen Schweden hart getroffen. Das neue Modell muss also direkt von Anfang an beim Kunden ankommen. Die Unterschiede zum erfolgreichen Vorgänger fallen jedoch recht zurückhaltend aus. Neben einem verbesserten Dachhimmel und einem leicht modifizierten Äußeren versucht Volvo vor allem die von seinen Kunden so hoch geschätzte Sicherheits-Karte auszuspielen. Sei es nun der weltweit erste, in der Mittelarmlehne integrierte Kindersitz, die ebenfalls zum ersten Mal verstellbare Kopfstütze des mittleren Fondsitzes oder auch das SIPS Seitenaufprallschutzsystem - der Ruf der sichersten Autos auf diesem Planeten darf zu keinem Zeitpunkt leiden.
Anfangs bedient sich die neue Modellreihe derselben Nomenklatur, wie noch die Vorgänger. Soll heißen, ein 945 ist ein Volvo der 900er-Baureihe, mit einem Vierzylindermotor und fünf Türen, sprich ein Kombi. Die Limousine wird entweder 944 oder 940 genannt. Hinzu kommt noch die, sich durch ein luxuriöseres Interieur und ihre Motorenpalette vom 940 unterscheidende 960er-Baureihe. Wie der Name schon verrät wird diese bis zu 204 PS starke Variante von einem Reihensechszylinder-Benzinmotor angetrieben. In wenigen Ländern steht der 960 allerdings auch als Vierzylinder zur Wahl. Das 3,0 Liter große Topaggregat ist im Übrigen in einer Zusammenarbeit zwischen Volvo und Porsche entstanden. Ein weiterer Unterschied findet sich am anderen Ende des 960. Denn während der 940 mit einer konservativen, hinteren Starrachse seine bis zu fünf Insassen von A nach B rollt, findet sich beim edleren Schweden eine Mehrlenker-Hinterachse. Überhaupt spielen die hinteren beiden Räder beim Nachfolger des noch bis 1992 weiterproduzierten 740 GL ein große Rolle, denn die 900er bilden die letzte Volvo-Baureihe, die mit einem Heckantrieb ausgestattet ist.
Neben den Vorteilen seines Heckantriebs mausert sich besonders die Kombiversion zum Publikumsliebling. Kein Wunder, passen bei umgeklappter Rückbank bis zu 2.200 Liter Gepäck hinein. Da die Kofferraumwände sehr dünn und keinerlei designverschuldete Rundungen oder ähnliches das Volumen des fahrenden Ziegelsteins vermindern, gilt er heute noch als größter Kombi auf unseren Straßen. Das Resultat sind 231.677 verkauften Einheiten bis zur Produktionseinstellung des 945 im Jahr 1998. Vom Luxus-Kombi 965 werden 41.619 Einheiten verkauft - von der knapp 35.740 Euro teuren Limousine 112.710. Zusammen mit den 246.704 verkauften 944 kann sich Volvo über 632.710 verkaufte 900er freuen. Allein in Deutschland fahren noch heute über 7.000 Exemplare der 900er herum. Am 1. Januar 2014 waren es genau 7.363. Darunter fallen aktuell 107 Diesel der 940er-Serie - den 960er gibt es nicht als Selbstzünder.
Zu den weiteren Besonderheiten und gleichzeitig auch Gründen, weswegen er sich einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreut, ist sein Wendekreis. Mit unter zehn Metern überkommt den Fahrer des 4,86 Meter langen Kombis das Gefühl, sich auf der Stelle zu drehen. Hinzu kommt seine mit 1,75 Metern sehr gering ausfallende Breite, die sich sowohl in der Stadt bei der Parkplatzsuche als auch auf der Autobahn in engen Baustellenpassagen auszeichnet. Natürlich ist auch beim kantigen Schweden nicht alles so schön grün wie eine der meist genommenen Außenfarben. So lohnt sich der Kauf eines derzeit zwischen 1.500 und 6.000 Euro teuren Gebrauchten eigentlich nur, wenn entweder kaum oder nach einer Umrüstung auf Gas gefahren wird. Denn mit den Spritverbräuchen, die noch vor rund 20 Jahren wenig ausmachten, wird bei den unter normalen Umständen über 500.000 Kilometer weit fahrenden Volvos nicht jeder glücklich. So gönnt sich zum Beispiel ein Volvo 945, mit einem 2,3 Liter großen Reihenvierzylinder und zarten 135 PS sowie einer Vierstufen-Automatik im Schnitt satte und in der Praxis erprobte 13,5 Liter auf 100 Kilometer.
Wer darüber hinweg sieht, oder zumindest eine der beiden Voraussetzungen mitbringt, wird sich über ein durchweg komfortables Reisen freuen können. Zumal der Besitz dieses Volvos einen weiteren, in Deutschland nicht ganz unwichtigen Vorteil mit sich bringt: Mit ihm darf Mann, Frau oder Familie überall auftauchen. Anders als mit ähnlich komfortablen Fahrzeugen der Marken Mercedes, BMW oder Audi, sorgt der Auftritt eines alten und praktischen Volvos nie für neidvolle Reaktionen. "So einen hatte ich auch schon mal", "So einen hätte ich auch gern" oder "Der geht ja nie kaputt" gehören noch zu den Standartformulierungen, die ein stolzer 900er-Besitzer ständig zu hören bekommt. Vor allem an letzterer Aussage ist dank der Verwendung vieler verzinkter Karosserieteile viel dran. So spielt das Thema Rost nur ganz selten eine Rolle, wenn er denn doch mal in die Werkstatt muss. Da sind spinnende Tachos, hier und da mal ein Ölverlust oder schwächelnde Dichtungen schon eher ein Grund für einen jährlichen Check. In Anbetracht seines aktuellen Preises sind derlei Reparaturen jedoch gut zu verschmerzen und schnell vergessen.
Als im Herbst 1990 das erste Mal der offizielle Nachfolger der 700er Reihe auf den Hof gerollt wird, ist im Hause Volvo gerade niemandem zum Feiern zumute. Nein, nicht wegen der neuen 900er Baureihe, sondern weil der schwedische Konzern zum ersten Mal seit 1929 roten Zahlen schreibt. Die Wirtschafts-Rezession hat die coolen Schweden hart getroffen. Das neue Modell muss also direkt von Anfang an beim Kunden ankommen. Die Unterschiede zum erfolgreichen Vorgänger fallen jedoch recht zurückhaltend aus. Neben einem verbesserten Dachhimmel und einem leicht modifizierten Äußeren versucht Volvo vor allem die von seinen Kunden so hoch geschätzte Sicherheits-Karte auszuspielen. Sei es nun der weltweit erste, in der Mittelarmlehne integrierte Kindersitz, die ebenfalls zum ersten Mal verstellbare Kopfstütze des mittleren Fondsitzes oder auch das SIPS Seitenaufprallschutzsystem - der Ruf der sichersten Autos auf diesem Planeten darf zu keinem Zeitpunkt leiden.
Anfangs bedient sich die neue Modellreihe derselben Nomenklatur, wie noch die Vorgänger. Soll heißen, ein 945 ist ein Volvo der 900er-Baureihe, mit einem Vierzylindermotor und fünf Türen, sprich ein Kombi. Die Limousine wird entweder 944 oder 940 genannt. Hinzu kommt noch die, sich durch ein luxuriöseres Interieur und ihre Motorenpalette vom 940 unterscheidende 960er-Baureihe. Wie der Name schon verrät wird diese bis zu 204 PS starke Variante von einem Reihensechszylinder-Benzinmotor angetrieben. In wenigen Ländern steht der 960 allerdings auch als Vierzylinder zur Wahl. Das 3,0 Liter große Topaggregat ist im Übrigen in einer Zusammenarbeit zwischen Volvo und Porsche entstanden. Ein weiterer Unterschied findet sich am anderen Ende des 960. Denn während der 940 mit einer konservativen, hinteren Starrachse seine bis zu fünf Insassen von A nach B rollt, findet sich beim edleren Schweden eine Mehrlenker-Hinterachse. Überhaupt spielen die hinteren beiden Räder beim Nachfolger des noch bis 1992 weiterproduzierten 740 GL ein große Rolle, denn die 900er bilden die letzte Volvo-Baureihe, die mit einem Heckantrieb ausgestattet ist.
Neben den Vorteilen seines Heckantriebs mausert sich besonders die Kombiversion zum Publikumsliebling. Kein Wunder, passen bei umgeklappter Rückbank bis zu 2.200 Liter Gepäck hinein. Da die Kofferraumwände sehr dünn und keinerlei designverschuldete Rundungen oder ähnliches das Volumen des fahrenden Ziegelsteins vermindern, gilt er heute noch als größter Kombi auf unseren Straßen. Das Resultat sind 231.677 verkauften Einheiten bis zur Produktionseinstellung des 945 im Jahr 1998. Vom Luxus-Kombi 965 werden 41.619 Einheiten verkauft - von der knapp 35.740 Euro teuren Limousine 112.710. Zusammen mit den 246.704 verkauften 944 kann sich Volvo über 632.710 verkaufte 900er freuen. Allein in Deutschland fahren noch heute über 7.000 Exemplare der 900er herum. Am 1. Januar 2014 waren es genau 7.363. Darunter fallen aktuell 107 Diesel der 940er-Serie - den 960er gibt es nicht als Selbstzünder.
Zu den weiteren Besonderheiten und gleichzeitig auch Gründen, weswegen er sich einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreut, ist sein Wendekreis. Mit unter zehn Metern überkommt den Fahrer des 4,86 Meter langen Kombis das Gefühl, sich auf der Stelle zu drehen. Hinzu kommt seine mit 1,75 Metern sehr gering ausfallende Breite, die sich sowohl in der Stadt bei der Parkplatzsuche als auch auf der Autobahn in engen Baustellenpassagen auszeichnet. Natürlich ist auch beim kantigen Schweden nicht alles so schön grün wie eine der meist genommenen Außenfarben. So lohnt sich der Kauf eines derzeit zwischen 1.500 und 6.000 Euro teuren Gebrauchten eigentlich nur, wenn entweder kaum oder nach einer Umrüstung auf Gas gefahren wird. Denn mit den Spritverbräuchen, die noch vor rund 20 Jahren wenig ausmachten, wird bei den unter normalen Umständen über 500.000 Kilometer weit fahrenden Volvos nicht jeder glücklich. So gönnt sich zum Beispiel ein Volvo 945, mit einem 2,3 Liter großen Reihenvierzylinder und zarten 135 PS sowie einer Vierstufen-Automatik im Schnitt satte und in der Praxis erprobte 13,5 Liter auf 100 Kilometer.
Wer darüber hinweg sieht, oder zumindest eine der beiden Voraussetzungen mitbringt, wird sich über ein durchweg komfortables Reisen freuen können. Zumal der Besitz dieses Volvos einen weiteren, in Deutschland nicht ganz unwichtigen Vorteil mit sich bringt: Mit ihm darf Mann, Frau oder Familie überall auftauchen. Anders als mit ähnlich komfortablen Fahrzeugen der Marken Mercedes, BMW oder Audi, sorgt der Auftritt eines alten und praktischen Volvos nie für neidvolle Reaktionen. "So einen hatte ich auch schon mal", "So einen hätte ich auch gern" oder "Der geht ja nie kaputt" gehören noch zu den Standartformulierungen, die ein stolzer 900er-Besitzer ständig zu hören bekommt. Vor allem an letzterer Aussage ist dank der Verwendung vieler verzinkter Karosserieteile viel dran. So spielt das Thema Rost nur ganz selten eine Rolle, wenn er denn doch mal in die Werkstatt muss. Da sind spinnende Tachos, hier und da mal ein Ölverlust oder schwächelnde Dichtungen schon eher ein Grund für einen jährlichen Check. In Anbetracht seines aktuellen Preises sind derlei Reparaturen jedoch gut zu verschmerzen und schnell vergessen.
Testwertung
Quelle: Autoplenum, 2015-04-09
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