Ich habe im November 2012 einen SX4 Classic 2,0 DDiS "Style" erworben und bin bis heute (Sept. 2015) exakt 120.000km (!) damit gefahren - da kann man schon eine Art Dauertestbilanz ziehen.
Grundsätzlich habe ich an dem Fahrzeug nichts zu beanstanden, was angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses nicht unangemessen wäre. Wir sprechen von einem Fahrzeug, das mich neu inklusive des Rabatts keine 20.000€ gekostet hat und dafür einen 135-PS-Dieselmotor, 6-Gang-Getriebe, Klimaautomatik, ein ordentliches Radio mit Navi/Telefonanbindung und Bluetooth von Bosch sowie weitere Nettigkeiten wie Keyless Go, Tempomat, Sitzheizung, USB-Anschluss oder elektrisch anklappbare Spiegel bietet. Das heißt also für mich, die Stärken des SX4 schätzen zu lernen und bei den Schwächen daran zu denken, dass man für ein Auto mit besserer Verarbeitung und einem harmonischeren Fahrwerk eben auch 5-10.000€ mehr ausgeben muss.
Also, zur Sache: Mein SX4 ist bislang absolut mängelfrei geblieben, ich kann bezüglich seiner Zuverlässigkeit nichts Negatives berichten. Die Wartungskosten sind allerdings auch so recht hoch, weil Suzuki leider immer noch 15.000km-Intervalle vorschreibt, was absolut unzeitgemäß ist. Da ich weiß, dass der Motor (von Fiat) sowie das baugleiche Fiat-Modell Sedici mit einem 30.000km-Intervall auskommen und ich den Wagen eh' nicht verkaufen werde, bevor er "aufgefahren" ist, ziehe ich für mich daraus die Konsequenz, dass ich seit dem Ablauf der Garantie jetzt nur noch alle 30.000 km zur Inspektion fahre, denn die kostet selten unter 350 €. Damit habe ich also die 105.000er Inspektion ausgelassen und war nun gerade zur 120.000er. Hierbei sind nun folgende Mängel aufgetreten: Ölige Stoßdämpfer hinten, die Bremsen vorne müssen neu, die (ersten) Sommerreifen auch im nächsten Frühjahr. Ich denke, dass man das bei der Laufleistung durchaus als gesunden Verschleiß hinnehmen kann, denn ansonsten hatte ich nie außerordentliche Probleme.
Im Alltag stellt mich der SX4 sehr zufrieden. Vor allem die Kombination mit dem Motor ist eine Wucht. Er ist sicherlich kein Leisetreter und nagelt vor allem kalt ein wenig derb vor sich hin, aber dafür zieht er sehr gut und man fühlt sich jederzeit souverän motorisiert - und wer es darauf anlegt, kann Tacho knapp 220 fahren. Der Verbrauch lässt sich mit etwas Gelassenheit zwischen 5 und 6 Litern halten, ich selbst komme im Schnitt auf ca. 6,5, wobei ich sehr viel Autobahn fahre und es zumeist bei Geschwindigkeiten um 140km/h belasse.
Zum "Wohlfühlfaktor": Der Fahrkomfort ist beim SX4 eine klare Schwäche, man hat hier versucht, ein recht agiles Fahrverhalten vor den Komfort zu stellen. Dementsprechend ist der Wagen keine Sänfte, für mich aber ist dies kein großes Problem - wer hinten sitzen muss, hat hier wohl mehr zu leiden. Die Verarbeitung, gerne gescholten von unzufriedenen Suzuki-Fahrerinnen und -fahrern, ist aus meiner Sicht (s.o.) dem Preis angemessen. Ein Suzuki sieht innen nie überdurchschnittlich hochwertig aus, egal welches Modell, aber mein SX4 ist immerhin so solide zusammengebaut, dass nichts klappert oder knistert, und die Chromverzierungen an Mittelkonsole, Lüftung und Türgriffen versuchen wenigstens, etwas Noblesse vorzugaukeln... Ich habe in jedem Fall schon billiger wirkende, aber teurere Autos gefahren und sehe auch nicht, dass die Verarbeitung, zum Beispiel im Vergleich zu einem Golf, so viel schlechter ist, wie es der Preisunterschied erwarten lässt. Was allerdings schon zu verbessern wäre, sind die Sitze vorne. Sie sind nicht sonderlich bequem und mir fehlt auch ein größerer Verstellbereich nach hinten (ich sitze bei einer Körpergröße von 1,82m immer einen Tick zu nah am Lenkrad, habe aber auch keine Lust, längere Sitzschienen montieren zu lassen). Hier hat Suzuki bei späteren Modellen wie dem Splash oder dem S-Cross deutlich mehr zu bieten, sowohl was Bequemlichkeit als auch Verstellbarkeit angeht. Meine Frau fährt einen Splash, und in diesem, an sich kleineren Auto, sitze ich wesentlich bequemer... Dass Suzuki auch immer noch auf stufenloses Verstellen der Lehne verzichtet und einen hakeligen Hebel mit grober Rasterung verbaut, ist auch nicht sonderlich glücklich, aber ich persönlich finde hier eine gute Einstellung für mich.
Ich vermute, dass die Vordersitze sich auch deswegen nicht sehr weit nach hinten schieben lassen, weil der SX4 bezüglich das Platzangebotes hinter den Vordersitzen leider auf Kleinwagenniveau ist und Suzuki den ohnehin knappen Knieraum für Hinterbänkler nicht wegen zu weit zurückgeschobener Vordersitze auf Null begrenzen wollte. Für Interessenten, die regelmäßig mit mehr als zwei Personen plus Gepäck unterwegs sind, ist der SX4 Classic auf keinen Fall eine Option (der Nachfolger seit 2013, SX4-S-Cross genannt, schon eher). Angesichts seiner 4,15m Außenlänge sind Kofferraum (270 -nicht sehr gut nutzbare- Liter) und Platz für mehr als zwei Personen leider unterdurchschnittlich. Da ich fast immer alleine fahre, hat mich das nicht groß interessiert, und für die Passagiere vorne kommt nicht das Gefühl von Enge auf, zumal die Kopffreiheit sehr gut ist. Mich freut auch sehr, dass der SX4 noch eine recht aufrecht sehende Frontscheibe hat und man dadurch sehr gut ein- und aussteigen kann. Zudem ist er an sich sehr übersichtlich, allerdings stören die vorderen Türsäulen teilweise etwas, weil sie die Sicht nach schräg vorne beeinträchtigen.
Alles in allem also bin ich sehr zufrieden mit dem, was mit der SX4 2,0 DDiS angesichts seines Preises bietet. Es macht mir viel Freude, ihn zu fahren und ich habe den Kauf nicht bereut. Da er auf dem Gebrauchtwagenmarkt günstig zu erwerben und äußerst zuverlässig ist, sollten Singles oder Paare, die ein anspruchsloses und günstiges Auto suchen, zumindest einen Blick auf ihn werfen, finde ich. In jedem Fall empfehle ich ein Modell der zweiten Serie (ab 2009, wenn ich mich nicht irre), die sind etwas solider und haben in den höheren Ausstattungen im Vergleich zu älteren SX4 unter anderem hintere Scheibenbremsen.