Erfahrungsbericht Suzuki SJ 1.3 (69 PS) von Anonymous, November 2015
"Allradantrieb bedeutet, daß man erst dort stecken bleibt,
wo der Abschleppwagen nicht mehr hinkommt."
Dieser Satz gilt vor allem für diesen Geländefloh; ein waschechter Geländewagen mit sehr guten Nehmerqualitäten.
Wir hatten derer 3, 2 mit kurzem Radstand und ein Longbody , alles Wagen der spanischen Modellgeneration SANTANA der späten neunziger Jahre.
Was alle 3 gemeinsam hatten: ROST und wenig Kilometer beim Kauf . Denn eines ist sicher, der Samurai polarisiert: Wer sich solch einen Wagen zulegt ist entweder tief enttäuscht und stellt ihn in irgendeine Ecke oder ist seinen serienmäßig eingebauten Unzulänglichkeiten verfallen. Wer in der Langsamkeit sein Glück finden will (ab 90km/h wirds gefährlich) , hat mit dem Samurai den richtigen Partner gefunden. Wer schon einmal Autos der 50iger Jahre oder vielleicht noch einen 2CV gefahren hat weis wovon ich rede. Ob es jetzt das jaulende Differential ist, die fehlende Servolenkung oder die serienmäßige Biluxbeleuchtung (jede Kerze macht heller), dieser Wagen erinnert an längst vergangene Zeiten. Und gerade das macht den Charme dieses Wägelchens aus. Nicht umsonst ist es das Lieblingsfahrzeug meiner Frau und meiner beiden Münsterländer. Die Nasentiere sind ein ums andere mal hocherfreut beim Fahren ihre Nasen in faustgroße Löcher des Kofferraumbodens zu stecken, um den Gerüchen der Landstraße zu frönen. Aber wie gesagt: Wer die Unzulänglichkeiten akzeptiert und in Kauf nimmt wird mit diesem Wagen glücklich. Stellvertretend für alle unsere Samurais habe ich nachfolgend die Werkstattkosten der letzten 1,5 Jahre mal chronologisch aufgelistet. Es handelt sich dabei um einen Santana mit kurzem Radstand und Softtop Bj. 1998.
Kauf im April 2014 Kaufpreis 3500 €
Werkstattkosten
1. Werkstattbesuch 11.04.2014
Ölwechsel, Ölfilterwechsel, Ventideckeldichtung 168,53€
2. Werkstattbesuch am 19.03.2015
kompl Bremsen vo. u. hinten erneuert, Handbremsseile
erneuert 468,98€
3.Werkstattbesuch am 10.06.2015
Wagen tüvfertig gemacht, einschl. Schweißarbeiten 900,82€
4. Werkstattbesuch am 17.11.2015.
Kreuzgelenke der Kardanwelle erneuert 181,87 €
zusammen 1.720,20€
Auch hier gilt: Wer sich einen Gebrauchtwagen kauft, sollte immer Geld für Reparaturen mit einkalkulieren!
Fazit:
Der Samurai polarisiert. Bei nicht wenigen Zeitgenossen, insbesondere die mit den noblen Marken, erkennt man das gedankliche Kopfschütteln wenn man in solch einen Wagen steigt. Und gerade das macht den Samurai auch trotz aller Unzulänglichkeiten so sympathisch. Im Sommer ohne Softtop Fahrspaß pur. Wer ihn nicht gefahren ist hat in der Tat was verpasst! Und mit ein wenig Zuwendung steckt in dem Wagen Wertsteigerungspotential. Die Preise für einen ordentlichen Samurai ab Zustand 3 sind stabil bis steigend.
Hier noch einige Produktdetails:
Zuverlässigkeit: Der Samurai ist absolut zuverlässig, auch wenn hier und da mal was defekt ist, hatten wir mit keinem unserer Wagen einen Totalausfall.
Fahreigenschaften: absolut " witterungsbeständig", egal ob Schnee, Eis, Regen, Gelände, alles kein Problem dank Allrad. Was fehlt ist m. E. eine Differentialsperre.
Empfundene Qualität:
Die Verarbeitung ist eher mäßig-mittelmäßig. Rostvorsorge ist ein Fremdwort. Die Kunstledersitze verschleißen schon nach 100000 km. Das mittlerweile 17 Jahre alte Softtop ist für sein Alter in noch passablen Zustand. Lediglich die Reisverschlüsse versagen so langsam ihren Dienst. Der Zahnriemenwechsel ist relativ günstig. M. W. ist der 1,3 l Motor sogar ein "Freiläufer"(ohne Gewähr)
Bedienung: Der Wagen lenkt, bremst kuppelt, kein Schnickschnack alles wie vor 60 Jahren. Trotz Softtop ist der Wagen erstaunlich wintertauglich. Die Heizung verrichtet brav ihren Dienst.
Platzangebot: beim kurzen Samurai spartanisch, beim Longbody etwas besser.
Unterhaltskosten/Jahr:
Der durchschnittliche Verbrauch hat sich bei unserem Samurai bei ca. 8 l/100km eingependelt. Unschlagbar günstig ist der Wagen bei Steuer und Versicherung. Steuer im Jahr ca. 95 €, Versicherung Typklasse 10! bei SF 8 117 €