Erfahrungsbericht Suzuki Alto 1.0 (53 PS) von Anonymous, Januar 2009
Im Oktober letzten Jahres brachten wir unseren 2002 Mazda 323F zur regelmäßigen Inspektion und zum Reifenwechsel zum Vertragshändler ...
... nun bekamen wir vorletztes Jahr einen neuen Toyota Corolla als Leihwagen, und ich war eigentlich in froher Erwartung, vielleicht mal einen Mazda 3 zu fahren.
PUSTEKUCHEN!!!
Das nette Fräulein vom Empfang drückte mir einen abgenutzen Schlüssel in die Hand und zeigte mir auf dem Hinterhof einen blauen Suzuki Alto von 1993 (!).
"So, hier isser. Viel Spaß damit", meinte sie.
Mir fiel die Kinnlade auf den Boden. Ich muss echt geguckt haben, wie ein frisch geficktes Eichhörnchen ...
"DAS DING DA?!", brach es aus mir raus.
"Was haben Sie denn? Ist doch ein hübsches kleines Auto ... ", meinte sie halb beleidigt, halb belustigt.
"Unter Auto versteh ich was anderes und unter hübsch erst recht!", muffte ich zurück, worauf sie sich umdrehte und ging.
Ich ging also um den Kübel herum. Mehr Rost und Kratzer als Lack und Reifen mit weniger Profil als Rudolf Scharping. Knarzend öffnete sich die Tür und blickte in eine Welt aus schwarzem Kunststoff. Kein Drehzahlmesser, kein Airbag, kein ABS und Spaltmaße wie der Grand Canyon. Auf dem Tacho standen 285.761 km. Ob ich wissen wollte, wo der schon überall war? Lieber nicht. Und so nahm eine automobile Zeitreise in die achtziger Jahre (des 19. Jahrhunderts) ihren Lauf ...
Ich pflanzte mich in das Vehikel - die Sitze hatten soviel Seitenhalt wie ein Barhocker in einer Hinterhofkneipe - und drehte den Schlüssel.
Heulend und hustend erwachten drei Zylinder und 40 kränkelnde Pony´s zum Leben. Die Kupplung kam auf den letzten Pfiff. Ich hätte den dadurch eigentlich schalten können wie einen Rennwagen, weil der Schleifpunkt fast ganz fehlte, hätte ich nicht solche Angst gehabt, plötzlich den ohnehin lockeren Hebel in der Hand zu haben. Das Anfahren war rappelig und laut. An der Ampel wollte ich die ausgehungerten Pony's aber dann doch ein bisschen mit Benzin füttern.
Leerlauf: Der Wagen zitterte wie Papst Johannis Paul II.
1. Gang bis 40 km/h: Unter lautem Aufheulen ging es voran.
2. Gang bis 60 km/h: Der Motor protestierte und jaulte
3. Gang bis 80 km/h: Die 40 Pony's wieherten ein japanisches Klagelied
4. Gang bis 110: Irgendwie kam es mir vor, als ob im Motor allmählich die Suche nach dem nicht vorhandenen Drehmoment begann.
5. Gang bis 140 km/h: Unter Dröhnen, Jaulen, Klappern und sonstigen abenteuerlichen Geräuschen kam die Klapperkiste nahe an ihre Höchstgeschwindigkeit: Das merkte ich vor allem, als das Radio durch die Vibrationen ausfiel. Ich verlor dann etwa bei 145 km/h den Glauben an die sichere Heimkehr.
Also in die Eisen. Welche Eisen? Den Anker hatten sie vergessen einzupacken. Fred Feuerstein hätte mit den Füßen mehr Wirkung erzielt ...
Die Lenkung hatte soviel Spiel, dass ich die Karre kaum auf der Straße halten konnte. Unglaublich, dass der noch gültigen TÜV hatte.
Den Kofferraum konnte ich am nächsten Tag (es war ein Freitag) auf dem Weg zur Berufschule ausprobieren: Mein Rucksack, die Sporttasche und eine 1,5-Liter-Flasche Coca Cola (1,15 Euro bei Netto) und das war's schon. Als ich dann auf dem Parkplatz vor der Schule durch eine recht tiefe Pfütze fuhr, wunderte es mich auch nicht mehr, dass die Fußmatte plötzlich feucht wurde ...
Fazit: Wollen die Heinis bei Mazda nun ihre Kunden behalten oder nicht? Ein Unfall mit diesem rollenden Häufchen Altmetall hätte ohne jegliche Sicherheitsfeatures wie Airbags fatal enden können. Meine Mutter, 6 Jahre treue Kundin bei unserem Mazda-Händler, war nicht amüsiert ...
... und ich war froh, nach diesem Wochenende wieder in den Mazda zu steigen.