Erfahrungsbericht Subaru Impreza 1.5 16V (105 PS) von Anonymous, Mai 2009
Eigentlich wollte ich in diesem verrückten Land nicht wirklich Auto fahren…aber es ging nicht anders. Vadic‘s Renault Megane hat nur 5 Plätze, und wir waren dank der vier Wochen alten Maya 8 Personen, die unbedingt am Tag drauf nach Haifa und später samt Gepäck nach Tel Aviv verfrachtet werden mußten. Freunde, die uns ursprünglich mitnehmen wollten, entschieden sich doch für einen Kurzurlaub in Eilat.
Also wurde bei Sixt ein Auto bestellt, vorzugsweise eines mit viel Blech drum herum, was in Naharihya entgegen der Ankündigungen der Werbeplakate nicht BMW 650Ci, sondern maximal Toyota Corolla heißt.
Nachdem wir schwitzend die “Scholomo Sixt” Niederlassung im Hinterhof gefunden hatten, hieß die lapidare Frage „Mazda 3 oder Impreza?"
Kriegsrat mit Vadic: Ja, der Mazda war schön blau und neu, Basisausstattung mit Plastiktürgriffen. Der Impreza stand weiter hinten, von anderen Autos verdeckt. Aber war der Impreza nicht größer? Und: hatte er nicht Allradantrieb? Von wegen Rallyauto und so?
Also Impreza. Ich füllte die Papiere aus, mein deutscher Führerschein wurde anstandslos akzeptiert, der Fahrzeugschlüssel war mit Klebeband umwickelt.
„The Impreza has no Air Conditioning“ meinte die Dame am Empfang beiläufig. Panik stieg in mir auf. Israelischer Humor?
Wir gingen zu dem silbernen 2006er Rally-Auto. Bzw zu dem, was davon übrig war.
Offenbar bedient Sixt in Israel die gleiche Kundschaft wie "Rent-a-wreck" in den USa.
Unter einer dicken Staubschicht waren Beulen, Kratzer, mehr Beulen, noch mehr Kratzer. Alle wurden selbstredend penibel dokumentiert, wie es eine deutsche Audi Niederlassung bei der Leasingrückgabe nicht genauer machen könnte.
Ich persönlich hätte einfach „Totalschaden“ auf das Formular geschrieben, aber egal. Was mich viel mehr störte war die Tatsache, daß auf dem Heckdeckel des Wracks 1.6 stand...das wird wohl nicht die 280PS 4x4 Rally-Variante sein. Na ja, was erwartest du auch....
Trotzdem, deutlich cooler als der Mazda 3 ist der Subaru auf jeden Fall. Besonders genial findet Vadic die rahmenlosen Seitenfenster, die sich bündig versenken lassen, wie bei einem amerikanischen 70er Jahre Polizeiauto. Die Scheinwerfer sahen aus wie Xenons, waren aber keine. Alles in allem sah das Ding zumindest aus wie ein Rallybolide, mit einem einzelnen voll-krass verchromten Endrohr.
Die mit Tesa zusammengeklebte Funkfernbedienung funktionierte sogar. Einstieg. Das Auto war recht neu, Plastikwüste mit Aluringen, Nachrüstradio, Klimaanlage (puuuh!!!), 4-Gang Automatikgetriebe, Airbags vorne, E-Fensterheber...also alles, was man zum Leben braucht. Vor 20 Jahren wär die Ausstattung glatt als luxuriös durchgegangen.
Vorm Anlassen mußte man einen Code in die Wegwerfsperre eingeben, anderenfalls hat man noch exakt 3 Sekunden zum Aussteigen, bevor der Wagen a’la Bond explodiert....oder so ähnlich. Der Sprengsatz versagte, der Boxer ging nach 3 Sekunden wieder aus. Ich kann mir keine herrlichere Methode denken, an einem kalten Wintertag die Batterie tot zu kriegen. Aber hier gibts keine kalten Wintertage.
Angelassen, Wählhebel auf D, losfahren.
Ist doch gar nicht so übel. Der Motor brummt, die Sportsitze geben guten Seitenhalt, das dicke Plastiklenkrad liegt gut in der Hand. Ich fahre Vadic zu seinem Wagen und warte, um ihm langsam hinterherzufahren.
Denkste. Der alte Renault schießt voran, Kick-down, ich komme nur mit Mühe hinterher. Die Diskussion über den Sinn von Sicherheitsabständen von gestern Nachmittag muß Vadic irgendwie mißverstanden haben, jedenfalls bemüht er sich sehr, meinen zu vergrößern.
Kreisverkehr. Vadic blinkt links und legt sich in die Kurve. Ich hinterher. Die viel zu kleinen Michellin Pneus kreischen empört und ringen mühsam um Haftung, der Impreza schiebt über die Vorderachse, und sooo schnell sind wir auch wieder nicht.
Lange Gerade. Wir beschleunigen auf 80 - dann plötzlich Vollbremsung. Tempo-30-Huckel. Scheißdingverdammtes. Und der Abstand wird wieder größer, also Kick-down, ABS, Huckel, Kick-down, ABS, Huckel, bis zum nächsten Kreisverkehr.
Mangelnder Ortskenntnis zufolge blieb mir nichts anderes übrig, als den wilden Ritt mitzumachen und auf einen nachsichtigen Dorfsheriff zu hoffen.
Das Fahrwerk ist extrem straff ausgelegt, dagegen ist ein Porsche komfortabel. Jeder Huckel ist eine Qual. Die Bremse dagegen ist beruhigenderweise sehr gut, auch wenn sie ein wenig quietscht.
Zuhause bekomm ich Vadics GPS, mit hebräischen Straßennamen und englischen Routenanweisungen ist es an der Grenze dessen, was hilfreich ist. Wir haben das Problem so gelöst, daß Vadic die wichtigen Ziele als POI eingab, so daß wir uns halbwegs zurecht fanden.
Ich schau ins Internet und versuche, zumindest ein paar Daten zu meinem neuen Reiskocher zu finden. Die Recherche ergab, daß der Impreza ca 105 PS hatte, also dem ortsüblichen Standardmotor entsprach. Praktisch alle Autos hatten einen 1.6l mit 100 PS, die sehr seltenen BMW E65 liefen ausnahmslos als 730i. Das Dieselzeitalter ist in Israel noch nicht angekommen, nur gelegentlich sieht man neue Passat mit 2.0l TDI Motor, die sich wegen des Drehmoments als absolute King of the Roads fühlen dürfen (und einem das auch bei jeder Gelegenheit beweisen).
Am nächsten Morgen ging es zu einer Feier nach Haifa. Der Innenraum des Impreza erwies sich als recht geräumig, vier Erwachsene können bequem reisen und nebenbei den Innenraum mit Schokoladenkrümmeln beflecken.
Der Kofferraum dürfte gerne etwas größer sein, auch gibt es leider nur einen Hebel zum Öffnen im Innenraum oder per Schlüssel (ohne Funk). Die Heckklappe selbst ist leider völlig nackt, ohne jegliche Verkleidung, auch ein Griff zum zuziehen war nicht vorhanden, so daß man sich jedesmal die Finger schmutzig machte. Sehr erbärmlich in einem Lande, in dem man sein Auto höchstens beim Verkauf eine Wäsche zu gönnen scheint.
In der sehr hügeligen Stadt Haifa mußte man den kleinen Motor schon ganz schön quälen, um den Verkehr nicht allzusehr zu behindern. Die Sportstellung des Automatikgetriebes erwies sich als sehr hilfreich, also quasi im ersten Gang mit maximaler Drehzahl den Berg hoch. Die vielen Baustellen nervten und erschwerten die Navigation, so daß wir erst verspätet ankamen.
Auf der Rückfahrt kamen wir mit einem weiteren Phänomen in Kontakt, daß es so wohl nur in Israel gibt: Straßensperrungen an Feiertagen. An praktisch allen Feiertagen, von denen es in Israel viele und im September in Israel ganz besonders viele gibt, werden vor den Synagogen die Straßen gesperrt, und das kann auch mal eine vierspurige Schnellstraße sein. An manchen Feiertagen, an denen das ganze öffentliche Leben ruht (Yom Kippur -Versöhnungstag), ist das Autofahren mancherorts dermaßen verpönt, daß man riskiert, als Kraftfahrer von Orthodoxen alttestamentarlich mit Steinen beschmissen zu werden. Die Araber hingehen freuen sich wie blöde über die freien Autobahnen und veranstalten mit ihren 3er BMWs illegale Autorennen.
Über Nebenstraßen fanden wir schließlich unseren Weg die Küste entlang zurück nach Naharihya.
Die nächsten Tage dient uns der Imprezza als verlässliches Shuttle zwischen unserem nicht wirklich jugendfreien Luxusappartment mit Whirlpool und garantiert koscherer Milchküche und Vadic’s 3-Zimmer-Wohnung mit Luftschutzbunker und Ferienappartmentcharaker.
Am letzten Tag Ziel konnte der Imprezza noch einmal seine Eignung als Ralleyauto unter Beweis stellen: Wir fuhren zum Reiten zum See Genezaret. Auf unbefestigten Straßen ging es einige Hügel hinauf. Es ruckelte, daß man Angst haben mußte, die Karre fällt außereinander, aber es war ein Heidenspaß, hinter sich eine riesige Staubwolke zu lassen. Und ein paar Kratzer mehr oder weniger durch Steinschläge stört in diesem Lande wirklich niemanden. Nur der gute Vadic, der mit seinem Renault hinter mir fuhr, brauchte eine halbe Stunde, um aus der Staubwolke wieder hinauszufinden.
Anschließend gehts zu unserer großen Überraschung noch zum Jordan zum Schlauchbootfahren...ein großes Abenteuer, insbesondere wenn man keine Badehose und Zweitlatschen mit dabei hat. Völlig durchnäßt fahren wir zurück nach Nahariya und genießen den Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag geht es auf eigene Faust zurück zum Flughafen nach Tel Aviv. Wer einmal gelernt hat, ein israelisches Ziel auf hebräisch in einen englischen PDA einzugeben...ja...der kommt wohl auch in Japan zurecht. Wir jedenfalls fanden auf diese Weise einen kleinen Feldflughafen nördlich von Tel Aviv, leider ohne Logo und Sixt Schalter. Mühsam fanden wir zurück auf die Autobahn. Gottseidank ist das Flughafen Logo international gleich, nach einer Umrundung von Tel Aviv kamen wir schließlich doch noch rechtzeitig an. Tanken, 10l Verbrauch geht in Ordnung, und tschüss Imprezza, hello Airbus.
Fazit: Der Subaru Imprezza 1.6 sieht aus wie ein Ralleyauto und ist auch ungefähr so komfortabel. Leider paart sich im Inneren ein leistungsschwacher Boxermotor mit einer veralteten Automatik und einem brutalen Fahrwerk mit völlig unterdimensioniertem Reifen. Der Wagen ist ok, wenn man keinen fahrbaren Untersatz hat ist einem auch so eine Mühle recht. Immerhin besser als ein Renault Megane und mit einem gewissen Kultstatus.
PS: Weitere Fahrberichte von mir gibt es unter http://www.vorwerkz.com/fahrberichte/