Skoda Fabia RS. Ein sportlicher Kleinwagen oder doch nur eine Familienkutsche? Jedenfalls steht das RS Emblem für Ralley-Sport.
Ich durfte den Kleinen 2 Jahre lang fahren und habe jede Menge Erfahrungen gesammelt die ich euch mitteilen möchte. Meine Laufleistung lag in den beiden Jahren bei 70 000km.
Mein Bericht soll eine Gebrauchtwagenempfehlung sein und beschränkt sich vorwiegend auf die Fahrleistungen, da an der Alltagstauglichkeit des Fabia wohl kaum Zweifel aufkommen dürften. Wen Kofferraumaße, maximale Zuladung und der andere Schnickschnack im Innenraum interessiert kann sich sehr gut im Skoda Forum informieren.
Nun zum RS:
Was spricht für den RS?
-Motor:
Der hubraumstarke 1.9 Liter Dieselmotor ist drehmomentstark zwischen 2000 bis 3500 rpm. In diesem Bereich liegen 310nm an, womit es sich redlich gut überholen lässt. Über 4000rpm bricht die Leistung schlagartig zusammen. Dennoch hat er RS gute Elastizitätswerte (80-120kmh im vierten Gang: 7.0-7.9sec), sein Revier ist somit nicht die Autobahn, sondern die Landstrasse oder die Stadt. Auf der Autobahn erreicht der RS seine angegebene Höchstgeschwindigkeit nach langem Anlauf, wobei es bis 180kmh recht zügig und danach nur noch schleppend voran geht.
-Verbrauch
Der Verbrauch des RS ist mal sowas von unsportlich und lässt sich bei verhaltener Fahrweise durchaus mit 5.7 bis 6.5 Litern Diesel realisieren. Ich denke das ist der wirklich größte Pluspunkt des RS. Bei Volllast verbraucht er nicht mehr als 10 Liter Diesel.
-Reparaturanfälligkeit:
Ich habe keine schlechten Erfahrungen mit dem RS gemacht, die Elektronik hat genauso wenig Probleme gemacht wie die restlichen Komponenten des Fahrzeugs. Ich habe in den 2 Jahren nur Ölwechsel gemacht sonst nichts. Der RS kann definitiv als standfest und solide gelten, denn welches moderne Auto kann von sich behaupten bis 70 000km in vier Jahren ohne Macken zu bestehen? Aber vielleicht habe ich auch Glück gehabt, wobei ich sagen muss das ich den Wagen nicht sonderlich gut gepflegt habe.
Was spricht gegen den RS?
-Unterhaltskosten
Man sollte genau kalkulieren wie viele Kilometer man im Jahr fährt, denn der RS rentiert sich nur für Vielfahrer. Seine hohe Versicherungseinstufung (HF 20 TK 22 VK 22) und die teueren Steuern von 378€ für den Euro 3 Diesel ohne Partikelfilter, sind Kleinwagenuntypisch. Mit Partikelfilter wäre es etwas günstiger aber der Einbau kostet ca 700€.
-Fahrwerk/Bremsen/ESP/ASR
Das RS-Fahrwerk ist serienmäßig gegenüber dem normalen Fabia tiefergelegt (ca 15mm, habe den genauen Wert nicht parat) und rühmt sich ein Sportfahrwerk zu sein.
Ich kann dies leider nicht bestätigen irgendetwas sportliches an diesem Fahrwerk gefunden zu haben. Dennoch kann man zusammenfassend sagen: Es ist hart, es poltert und klappert und es ist wackelig. Die Fahrwerkskonstruktion ist nicht so aufwendig gestaltet wie beim großen Bruder Golf. Wer sich dessen bewusst ist wird vielleicht nicht so enttäuscht sein. Dennoch möchte ich mich mal gegen das Fahrwerk und die Bremsen aussprechen. Man stelle sich eine Etappe auf der Autobahn vor, bei der man gemütlich 120kmh auf dem Tacho fährt und vorne plötzlich ein Wagen auf die eigene Spur einschert. Sofortmaßnahme: Vollbremsung. Wenn man mit dem Fabia RS stark bremst (schon bei "niedrigen" Geschwindigkeiten auf der Autobahn), dann geht die Vorderachse erstmal auf Tauchstation. Die hohe Last auf der Vorderachse, bedingt durch den schweren Dieselmotor überfordern die schwachen Stoßdämpfer, mit dem Resultat das man für ca 1 Sekunde keine Lenkimpulse geben kann und der Wagen total blockiert ist. Diese äußert sich bei schneller Kurvenfahrt übrigens in einem schweren Untersteuern. Eigentlich sind 1 Sekunde im gesamten Raum-Zeit-Kontinuum keine große Sache, aber wenn man bedenkt das man bei 100kmh etwa 30 Meter pro Sekunde zurücklegt in der man nicht reagieren kann, macht das schon nachdenklich. Des Weiteren neigen die Bremsen zum Fading bei Bremsmanövern aus hohen Geschwindigkeiten, also >160kmh. Also
Fazit zum Fahrwerk und zu den Bremsen: nicht sportlich sondern alltagsbetont. Der RS ist kein Autobahnwagen, weil schnell fahren mit ihm stressig ist.
Das ESP des RS ist sehr sicherheitsbetont und greift relativ früh und ruppig ein. In schnell gefahrenen Kurven wird das Tempo permanent gedrosselt und die Hinterachse abgebremst, was auf lange Sicht zu einem erheblichen Verschleiss an den hinteren Bremsscheiben und Bremsklötzen führt. Und das ohne das man selbst bremst....
Fazit: Der RS ist mehr ein Cruiser als ein agiler Kleinwagen. Nicht zuletzt bedingt durch sein hohes Leergewicht (1320kg) werden sportliche Ambitionen zusätzlich im Keim erstickt.
Die Antischlupfregelung (ASR) ist eine Zumutung und Frechheit und obendrein auch noch gefährlich. Sie regelt bei Durchdrehen der Vorderräder die Leistung einfach weg. Konkret geht das soweit bis zur völligen verweigerten Gasannahme. Angenommen man überholt auf einer nassen Fahrbahn seinen Vordermann (weil man ja soviel Drehmoment hat mit 310nm Spitze) und die Reifen beginnen durchzudrehen, dann macht die ASR zu und man kann trotz voll durchgedrücktem Gaspedal die Räder nicht bewegen, sondern man muss das Gaspedal kurz ganz loslassen um die Elektronik zu überlisten.
Fazit: Das RS-Logo ist ein Marketinggag. Der Skoda Fabia RS ist kein Sprinter sondern vielmehr ein Langstreckenläufer. Vollkommen alltagstauglich ist es der ideale Wagen für Vielfahrer, die eine günstigere Alternative zum Dieselgolf suchen.