Erfahrungsbericht SEAT Leon 1.4 TGI (110 PS) von SeatLeonFahrer, März 2023
Leider kann man derzeit bei Seat den Leon nicht mehr als Erdgasvariante kaufen. Wer so einen Wagen will, muss ihn also gebraucht kaufen. Ich wechselte 2018 vom Diesel zum Seat Leon als TGI und zum Glück mit dem 1,4 Liter Motor, weil man da noch den 50 Liter Benzintank drin hat. Der Nachfolger bekam nur noch einen Reservetank mit knapp 9 Liter.
Das Erdgasnetz mag nicht so gut ausgebaut sein, jedoch blieb ich nie stehen und habe jetzt ziemlich genau 100.000 km damit runter.
Die 5 Sterne gebe ich aus folgenden Gründen, die die vorhandenen Nachteile absolut ausgleichen. Ich bin noch nie so günstig Auto gefahren und fahre seit über 30 Jahren Auto. War früher fast nur mit Diesel unterwegs bis auf ein paar Ausnahmen. Da ich aber Vielfahrer war, lohnte sich damals keineswegs ein Benziner. Mit dem Seat liege ich derzeit (2023) bei Fahrkosten nur für Erdgas unter 4 Euro auf 100 km. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das sind schon wirklich traumhafte Werte. Im Vergleich würde mich ein Benziner direkt mal über 10 Euro kosten, was schon eher sparsam gerechnet wäre.
Bisher hatte ich immer Reichweiten an die 400 km und gerne auch mal Rekordwerte von 500 km mit nur einem Gastank. Der Gastank fasst je nach Außentemperatur bis zu über 16 kg Erdgas. Umgerechnet fuhr ich also schon einen 3 Kg Schnitt z.B. nach Italien in Urlaub. Das waren dann Spitzenwerte von knapp 3 Euro auf 100 km.
Im Winter liegen ich trotz Winterreifen und durch kältere Temperaturen, die dann auch etwas auf den Verbrauch gehen immer noch unter 4 kg, da ich keine Kurzstrecken fahre, bzw den Motor auch warm fahre, wenn ich ihn anmache.
Im Benzintank habe ich aus Kostengründen natürlich auch nur ein geringe Menge Benzin, da ich hier immer an Erdgas komme und im Umkreis von Erdgastankstellen wohne. Wenn ich eine größere Reise mache, tanke ich einfach etwas mehr Benzin rein und habe so nie den Engpass, falls es woanders mal weniger gut Erdgas geben sollte. Auch das ist mir aber nie passiert und ich fand Dank App und ausreichend Infos über Smartphone immer auch eine Erdgastankstelle.
Ich entschied mich damals für das DSG und bin nachträglich mehr als froh darüber. In Kombination mit dem 1,4 Liter Turbomotor und 200 NM, sowie angeblich 110 PS wirkt das Auto total souverän. Als Schalter wäre es mir vielleicht zu "schwach" und da weiß ich nicht, ob er mir so gut gefallen würde. Dank dem 7 Gang DSG schaltet der Motor sehr schnell die Gänge, sehr weich und komfortabel. Man fährt los und ist schon nach wenigen Sekunden im 5. Gang, was man selber ja nie so schnell machen würde. Und mit 7 Gängen kommt es einem auch nie hochtourig vor, da das DSG schnell hochschaltet. Manchmal sogar zu schnell und man meint er wäre jetzt eher untertourig. Doch bei Bergfahrten, oder wenn ich es spritziger will, schalte ich von D auf S und er schaltet etwas später. Und natürlich kann man auch manuell hoch und runterschalten, was ich aber so gut wie nie mache. Das kann das DSG meistens besser, wenn es nicht grade steil den Berg hochgeht.
Obwohl ich ein Diesel Fan bin und Drehmoment liebe, habe ich es bei dem Motor selten vermisst. Natürlich musste ich mich umgewöhnen, aber das fiel mir wie gesagt mit dem DSG dann doch sehr leicht. Inzwischen bin ich auch eher ein gemütlicher Fahrer und genieße das DSG umso mehr.
In der Ausstattung hätte ich nachtäglich viel lieber eine Metallic Lackierung genommen, weil die robuster und unempfindlicher ist. Vielleicht auch ein größeres Radio mit 8 Zoll statt nur 5,5 Zoll wie jetzt. Trotzdem nicht weiter tragisch und ich nahm damals akustisch und optische Parksensoren mit Rückfahrkamera. Sehr tolle Sache. Dann auch Kessy (schließt und öffnet mit der Hand, Schlüssel muss man nur bei sich tragen) und ich starten den Motor nicht per Schlüssel, sondern habe auch den Start/Stopp Knopf, was ich sehr komfortabel finde. Man kramt nie nach dem Schlüssel und kann das Auto angenehm starten. Es gibt auch diese Start-Stopp Variante, dass das Auto bei jedem Halten ausmacht. Ob das Sinn macht, oder nicht, muss jeder selber wissen, ich empfinde es eher als unnötig und deaktivere das immer sofort, nachdem ich das Auto angemacht habe. Ich habe es nie gebraucht und kann ja bei Bedarf den Wagen auch selber schnell an und ausmachen, wenn ich wirklich länger irgendwo stehen muss.
Ich hätte wohl auch eher den Kombi nehmen sollen, weil ich dann doch öfters mal hinten verstauen will. Aber die Kinder sind aus dem Haus und somit nutzen wir das Auto nur zu zweit. Das reicht dann doch ganz gut und es passt alles rein, was man so braucht, wenn man einkaufen geht. Der Kombi wäre so gesehen kaum größer oder teurer geworden, daher wäre das wohl ganz sinnvoll gewesen, hätte man sich gleich dafür entscheiden. Hinterher ist man klüger. Damit kann ich aber gut leben und bin sehr zufrieden mit dem Fahrzeug.
Ich fahre noch mit den ersten Bremsscheiben und Klötzen, die nach 100.000 km immer noch gut sind. Beim TÜV gibt es dann auch eine Sichtprüfung der Gasanlage, die ein paar Euro extra kostet. Ich meine es waren ca. 30 Euro. Dafür muss nur der Unterboden mit paar Schrauben gelöst werden. Da ich dies bei der Seat Werkstatt machen ließ und der TÜV zu denen kommt, war das keine große Sache.
Die paar Euro tun mir nicht weh. Es ist nur alle 2 Jahre und die Gesamtersparnis bei dem Auto ist einfach super. Vermutlich fahre ich noch günstiger als mit einem E-Auto in der Größe.
Schade, dass dieser Antrieb so sehr ein Nischenprodukt geblieben ist, da es als Alternative zum Benziner und Diesel einfach top ist. Ich finde es auch die viel bessere Alternative gegenüber Elektro. Gäbe es nur ansatzweise soviele Erdgastanken wie jetzt Elektroladesäulen, wäre es ja schon genial. Und da inzwischen über 90% aller Erdgastankstellen mit BIO Erdgas betrieben werden, ist das Fahren fast klimaneutral. Das Erdgas wird durch Vergärung gewonnen und in Biogasanlagen. Es hat also nichts mit dem Erdgas aus der Erde zu tun. Das macht diesen Antrieb so sauber und klimatechnisch viel besser als die anderen.
Wer also die nächsten Jahre noch sparsam fahren will, dem würde ich raten, mal nach einem gebrauchten Erdgasfahrzeug zu schauen. Neu bekommt man den Seat Leon TGI leider nicht mehr und müsste dann zu Audi wechseln. Da gibt es den A3, A4 und A5 auch als Erdgasvariante. Leider dann dementsprechend teuer.
Das Fazit habe ich so gesehen schon in die Beschreibung gepackt. Ich habe es nie bereut mit Erdgas zu fahren und werde das Auto so lange fahren, wie es irgendwie geht. Wer in seiner Nähe Erdgastankstellen hat, der sollte es sich mal durchrechnen, was er jetzt mit Benzin oder Diesel löhnt und was man sparen könnte, mit dem Seat Leon TGI.