Hatte jüngst das Vergnügen einen Leon ST 1,6 TDI Reference ausgiebig Probe fahren zu dürfen.
Wie bei eigentlich allen neuen Autos überwiegen am Anfang die positiven Eindrücke: das sehr gut getroffene dynamische Design mit den gekonnt gefügten Trapezformen und dem auch in die Kombilinie gut übernommen sportlichen Design.
Allerdings fiel schon auf den ersten Kilometern das Trennnetz zum Gepäckraum negativ klappernd auf. Braucht man nicht das Ding ... gut gefallen der große, gut nutzbare Kofferraum und die simple Mechanik der Laderaumabdeckung.
auch die Sitzposition ist schnell gefunden, die Sitze wirken hart, sind aber dann bequem trotz der straffen Abstimmung. Besser keine Sportsitze bestellen ...
Auch die Bedienung gelingt nicht auf Anhieb, bis man die richtige Handhabung der Lenkradtasten raus hat dauert es doch etwas (typisch VAG, beim Golf ist es noch schlimmer). Dafür erschließt sich das Touchscreen mangels Navi schneller, auch die Navigation im Setup-Menü ist zumindest für IT-Erfahrene logisch. Trotzdem immer noch ein zu kleines System außerhalb des Fahrersichtbereiches, was ablenkt und während der Fahrt in Ruhe gelassen werden sollte.
Beim Fahren fühlt man sich dann schnell wohl im handlichen Leon, der kleine Vierzylinder knurrt unter Last deutlich vernehmbar, aber nicht unangenehm. Verblüffend, wie drehmomentstark der "nur" 105 PS schwache Diesel den Leon auf Tempo bringt, enttäuschend wie schwachbrüstig und dröhnig der Motor unter 1500 Touren wirkt. Der langen Übersetzung geschuldet sind auch die innerorts regelmäßig höheren Drehzahlen.
Zum Glück schlägt das nicht auf den Verbrauch, wer viel überland unterwegs ist bekommt problemlos eine 4,3 oder 4,6 vor's Komma und darf sich über ein Auto mit toller Straßenlage, gutem Durchzug und knackig rastendem Getriebe freuen.
Störend ist nur die leider immer noch billige Verarbeitung (zumindest im Reference, die wackelnden Kunststoffe und das billige Hartplastik sind zwar deutlich besser als in den Vorgängermodellen, liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau was japanische Hersteller schon vor 7 Jahren deutlich günstiger anboten).
Und der auf der Autobahn spätestens ab 150 Sachen überforderte Motor. Die ab Werk angegebene Höchstgeschwindigkeit erreicht der Leon zwar, säuft dann aber wie ein Loch, da ist der kleine Motor dann überfordert.
Komfortabler (und vor allem leiser und sparsamer) fährt es sich im Tempomat bis 130 - 140, dann bleibt auch der Verbrauch im Rahmen. Auf der Testrunde erreiche der Leon etwa 5,3 Liter Schnitt, trotz öfters zügiger Gangart, zu der das fahraktive Auto verleitet.
Daher trotz der angesprochenen Mängel eine Empfehlung. Für den ambitionierten VAG-Preis ist die Innenraumqualität zwar lausig, und auch die Berichte über kleine Kinderkrankheiten schrecken ab, aber andererseits sind VW und Audi deutlich teurer und haben die gleiche Technik.