Erfahrungsbericht SEAT Inca 1.4 MPI (60 PS) von Wetekam, Februar 2008
Der Seat Inca (5 Sitzplätze) mit der 1400er MPI (Multi Point Injection) 60PS Maschine war ein Kleintransporter mit der bewährten VW Technik, aber es stellte sich im Laufe der Jahre heraus, dass er erhebliche Verarbeitungsmängel im Rostschutz hatte. Er wurde von 1996 bis 2003 in Martorell / Spanien gebaut.Übrigens kam der Polo Caddy vom gleichen Fließband! Was mir an diesem Wagen nach wie vor sehr gut gefällt, ist sein trotz nur 60 PS beeindruckend kräftiger Motor. Sein höchstes Drehmoment erreicht der Wagen bei 80 km/h (5. Gang- dann 117Nm ), dies entspricht dann 2700U/min und bedeutet, dass der Wagen ziemlich kräftig schon aus niedrigen Drehzahlen zu bewegen ist und er auch auf den Anhängerzugbetrieb ausgelegt ist. Er ist sehr gut als Lastesel zu gebrauchen und anders als z. B. der Opel Corsa Combo seiner Zeit im Innenraum sehr gut gestaltet- leider kratzempfindlich. Man sitzt sehr bequem und hoch. Was leider überhaupt nicht gefallen kann, ist der Pedalbock mit dem schwammigen Kupplungspedal aus Plastik. Da dachte Seat / VW wohl nur an den Unfallschutz. Ansonsten gab es lange Zeit nicht viel zu mäkeln. Ich fuhr den Wagen 11 Jahren und war damit unter anderem in Holland und Frankreich mit riesigen Bergen an Campingausrüstung und Familie. Der Wagen war selbst mit hohem Ladegewicht sowohl von den Bremsen her, wie auch vom Motor keineswegs überlastet. Es ist natürlich klar, dass es sich um keinen Luxuswagen handelte und wer mit dem Gedanken spielte, sich einen Inca oder Caddy anzuschaffen, hat das sicher auch einkalkuliert. Dennoch ist der Federungskomfort in Grenzen durchaus gut. Der Wagen wurde teilverzinkt. Es gibt aber dennoch ein paar Stellen, an denen der Rost nagt. Es gibt das Problem, dass die vorderen Federdohme an der Punktschweißnaht im Zusammenhang mit Korrosion auseinanderreißen!!!
Hier gibt es einen Tipp > Bob Rostversiegelung < aus dem Fachhandel- das Zeug ist gut! Mein Wagen stand 12 Jahre unter der Laterne, dennoch war der Lack immer noch akzeptabel und ich bekam immer noch glanz nach dem Waschen- was längst nicht selbstverständlich für ein Auto jener Zeit ist- mit weißem Unilack auf damals noch neuer Wasserbasis! Für alle, die es nicht wissen, der Seat Inca war ein 98% iger VW Caddy und man bekommt fast alle Teile bei VAG- eigentlich sogar alle. Er hat lediglich andere Embleme, andere Sitzbezüge, breitere Seitenschutzleisten (was mir zudem auch noch besser gefällt ), graue "Stoßstangen " und vorne einen Blechspoiler mit PP Lippe, die vorderen Blinker sind klar und die Scheinwerfer minimal anders geformt. Es mussten halt doch gewisse Unterscheidungsmerkmale zu VW her. Wenn man die Türen öffnet,sieht man sehr breite und solide Seitenschweller, aber auch hier muss man auf die Hohlraumkonservierung achten!
Auf der Beifahrerseite muss man den Sitz über einen Seitenhebel betätigt nach vorn schieben, wobei sich die Lehne nach vorn klappt, um hinten einzusteigen- Nachteile hier: Keine Memorifunktion und die Kopfstütze stört,wenn sie nicht ganz in die Sitzlehne eingeschoben ist, weil sie beim Nachvorneschieben des Sitzes dann früh von innen an die Windschutzscheibe drückt- was den Einstieg nach hinten dann zusätzlich verengt. Macht aber nichts, weil man sich ja bewegen kann und es nicht allein darauf ankommt, den ganzen Tag lang ein und auszusteigen.Die Seitenfenster vorne müssen gekurbelt werden ( kein Nachteil, weil ich Arme habe! ),hinten sind es Ausstellfenster, die zugfreien Luftaustausch ermöglichen. Man sollte bei diesem Wagen unbedingt eine Gepäckraumabtrennung dazu kaufen- das ermöglicht eine riesige Zuladung!Der Seat Inca ist reparaturfreundlich,da man z.B. im Motorraum noch überall gut heran reicht. Der komplette Vorderwagen ähnelt sehr stark vom Chassis her dem Golf 2- auch der Motor des Inca wurde schon beim Golf verbaut.
Das Steuergerät des Inca befindet sich spritzwassergeschützt im Bereich des Scheibenwischermotors und machte bisher keinerlei Probleme. Zu den Fahreigenschaften noch was: Der Wagen macht interessanterweise kaum Windgeräusche und das trotz hohem Aufbau!
Das liegt sicherlich an seinen runden Formen.Was auch noch zu erwähnen wäre, der Wagen hat eine ausgezeichnete Heizung!
Eine Sache muss aber auch noch erwähnt werden- mein Inca hatte noch kein ABS und das ist ein gravierender Nachteil, da ich damals drei Unfälle verursacht habe und jedes mal deswegen, weil die Räder auf nasser Fahrbahn blockierten und ich ellenlang rutschte- na ja...einmal davon war es mein Sohn, der " unbedingt in der Böschung parken wollte ". Die Kritik muss auch erwähnt sein- auch wenn sowas grundsätzlich auch ein Fahrfehler ist!
In dem Zusammenhang muss ich auch erwähnen, dass man den Inca vorne komplett auseinander schrauben kann und so die Reperaturkosten geringer ausfallen, als bei manch anderem Fahrzeug, was allerdings bei Seitenschäden anders aussieht. Mein nächster Inca würde auf jeden Fall ABS haben. Aber das kam erst ein Jahr nach meinem raus. Insgesamt ist der Wagen empfehlenswert, wenn man einen gut nachversiegelten bekommen kann. Ich denke allerdings, dass diese Modelle oft arg strapaziert werden, da sie in der Regel als Gewerbewagen genutzt werden- da sollte man auf ein paar Dinge achten-wie bei allen gewerblich genutzten Fahrzeugen. aber mal wieder zu den Vorzügen...
Als ich vor einigen Jahren mit meinen beiden Töchtern, meiner Frau und dem Hund, das Auto bis unters Dach vollgeladen mit Campingausstattung , nach Saint Lunaire (Bretagne) fuhr, hatte der Wagen- wohl gemerkt voll beladen- einen Durchschnittsverbrauch von 8,5 Litern bei ca. 120km/h im Mittel auf 100Km. Ein guter Wert, wie ich finde. Ich finde es eigentlich schade, dass das Fahrzeugkonzept nicht weiter verfolgt wird und statt dessen die Fahrzeuge immer grösser werden.
Zwischenbericht 11/2008
Eine wichtige Mitteilung an alle SEAT Inca 1.4 MPI Besitzer: Ich habe erfahren, dass es sehr wichtig sein soll, den Getriebeölstand auf 3,1 Liter aufzufüllen, da der vom Hersteller benannte und konstruktiv füllbare Stand nicht alle Lager zuverlässig mit Öl versorgt, was dadurch vermehrt zu Getriebeschäden geführt hat. Mein Getriebe ist auch defekt. Ich habe heute ein Austauschgetriebe bestellt. Die 3,1 Liter Ölfüllmenge soll z.B. über das Anschlussgewinde des mechanischen Schalters/ für den elektronischen Tachoantrieb eingefüllt werden können. Der liegt oberhalb der regulären Einfüllstelle
Zwischenbericht12/2008
Ich habe jetzt 1500 Km mit dem mit 3,1 Litern Getriebeöl befüllten Austauschgetriebe gefahren. Bisher läuft es prima. Es ist auch kein Austreten von Öl zu erkennen. Somit wird die Entscheidung dem Instandsetzer zu glauben die richtige gewesen sein. Der einzige Mangel den ich bemerke besteht darin, dass die Getriebeübersetzung kürzer als original ist. Der SEAT hat ein DCE Getriebe, das allerdings gibt es mit verschiedenen Übersetzungen für verschiedene VAG Modelle. Ich erwähne das, um demjenigen, der den Bericht liest und ebenfalls Getriebeprobleme hat, ggf. davor zu bewahren. Mein SEAT dreht jetzt
ca. 200 U/min bei 100 Km/h höher als zuvor. Ist zwar nichts kriegsentscheidendes, aber stört mich doch etwas, zumal es ja auch nicht der Serie entspricht....
Am 16.06.2009 erlag mein SEAT Inca der Abwrackprämie.
Es zeigten sich zahlreiche punktuelle Durchrostungen am Unterboden- versteckt unter der PVC-Kautschuk Unterbodenschutzbeschichtung. Ich war schon ziemlich geschockt, zumal ich kurz vorher noch das Getriebe wechseln ließ. Na ja...nun habe ich einen VW Caddy Life und darüber gibts auch schon einen Bericht.