Ich habe das Auto von meinem Vater übernommen, der es 1996 als Neuwagen gekauft hat. Es hat sich für seine elf Jahre ziemlich gut gehalten, rostet weniger, als macher fünfjährige Mittelklassekombi. Die Ausstattung ist nicht atemberaubend, die Version Amaro zeichnet sich durch ein Glashubdach und Colorverglasung aus. Wo nichts ist, kann aber wenigstens auch nichts kaputtgehen. Da das Auto kaum was wiegt, zieht der verhältnismäßig kleine Motor es ziemlich zügig weg, bei 60 PS haben sich schon viele verschätzt... Laut Zulassung rennt er max. 156km/h, realistisch und über längere Zeit vertretbar sind, wenn man allein unterwegs ist, bis zu 180km/h.
Das Auto hat seinerzeit ca. DM 25000,- Neupreis gekostet, was man heute schon mal eben für Modelle wie Fiesta und Corsa in menschenwürdiger Ausstattung hinlegt, nach der Anschaffung hat sich der finanzielle Aufwand in Grenzen gehalten, Verschleißteile sind bei jedem mal dran, aber außerplanmäßig kam nur die Benzinpumpe bei ca. 180Tkm ein Satz Stoßdämpfer für hinten nach ca. 120Tkm, die hätten allerding auch ab Werk etwas knackiger sein können, sobald man das Auto beläd, geht er ziemlich in die Knie und die hinteren Mitfahrer dürfen gelegentlich das Ende des Federwegs erleben. Die originale Bosch-Batterie (in damals üblichem Seat-Blau) ist übrigens erst diesen August nach 11(!!!) Dienstjahren und ca. 190Tkm Laufleistung ausgestiegen.
Zur Haltbarkeit im Allgemeinen muss man sagen, dass das Auto die ersten 9 Lebensjahre als Familienkutsche herhalten musste, daher kenne ich den oben angesprochenen Fahrkomfort in der zweiten Reihe aus leibhaftiger Erfahrung, anstrengend wurde es dennoch erst nach vierstündigen Fahrten mit drei Personen und voller Beladung mit Reisetempo 175 auf der polnischen "Autobahn".
Wo wir grad in Polen sind, Hauptnahrungsmittel für den Spanier war zeitlebens polnischer Super und hin und wieder (ca. 2x im Jahr) deutsches Normal oder an hohen Festtagen ein Schlückchen Super Plus, davon gönnt er sich aber wenig - bei nicht gerade zurückhaltender Fahrweise (Hochschalten jenseits der 3000, Autobahn Anschlag, Kurzstrecken und Stadtverkehr im Mix um die 7 Liter polnischen Super, im Winter komischerweise weniger, meistens um die 6,5.
Die Verarbeitung ist eigentlich VW-übliches Niveau, langlebige Materialien, vielleicht nicht die schönsten, aber haltbar, anfällig sind die grauen Stücke der Sitzbezüge, die Verglasung ist Top, die Windschutzscheibe hat kaum Kratzer davongetragen, obwohl man bei manchen Flugkörpern doch schon Angst hatte, der Lack hat inzwischen etwas gelitten, ein paar matte Stellen gibt es hier und da, was mir aufgefallen ist, ist, dass die Motorhaube des tornadoroten Cordoba im Vergleich zu der des seriengleichen Ibiza in rot kaum ausbleicht. Im Prinzip gibt es nur eine Rosstelle am Schweller im hinteren Beifahrereinstieg und eine aufkommende an der Kofferklappe. Die Kofferklappe verliert allerdings im Sommer gerne ihre Hohlraumkonservierung durch den Einfüllspalt am unteren Ende, die Konservierung läuft dann gern auf dem Stoßfänger breit, was den schwarzen Kunststoff zum Ausbleichen anregt, wenn man es jedoch regelmäßig abwäscht und mal eine Flasche Stoßstangenschwarz über hat, lässt sich das aber beheben.
Das Design insgesamt ist gewöhnungsbedürftig, die Front hat ja fast noch etwas Sportliches, das Heck ist allerdings etwas zu hoch und schmal um sportlich zu wirken, hinzu kommt, dass die Spur hinten eher schmal ausgefallen ist und die Räder dadurch mehr oder weniger im Radkasten verschwinden. Eine Spurverbreiterung wäre hier optisch und fahrdynamisch angebracht. Alles in allem kann man aber mit wenig Zubehör viel rauholen, da das meiste davon eh 3er-Golf und Polo 6N ist, findet sich da auch einiges.
Steuertechnisch hält sich der Spaß auch in Grenzen, ich glaube es schlägt mit knapp über 100,- zu Buche. Ich kann nur sagen, dass ich dieses Auto liebe und es eigentlich fahren will, bis es nicht mehr geht, Ende des Jahres wird die zweite Hunderttausender-Runde voll und allem Anschein nach könnten locker min. 300Tkm draus werden. Alters- oder Ermüdungserscheinungen treten bis jetzt jedenfalls noch nicht auf, man könnte denken, der Motor ist grad erst eingefahren.
Ich bin jetzt auch schon mit ziemlich vielen verschiedenen Autos gefahren, auch wenn die Motoren vom Volumen her größer waren und mir vielleicht auch von den Fahrleistungen besser gefallen haben, muss ich sagen, dass ich mich weder in einer A-Klasse, die ja immerhin ein Mercedes Benz ist, oder in einem Mondeo GBP (BJ '93-'97), oder sonstwas so wohl gefühlt hab, wie im Cordoba, weil ich irgendwie immer das Gefühl hatte, dass deren anfällige Technik und dieses unheimlich schnell alt und abgenutzt aussehende Interieur (vorallem im Mondeo) nicht im Verhältnis zur Fahrzeugklasse oder zum Preis stehen. Dieses Wohlfühlfeeling im Cordoba könnte aber auch daran liegen, dass es eben mein Auto ist...
Kleiner rechnerischer Leckerbissen dazu noch am Rande: Im Januar bin ich mit dem Auto bei Glatteis von der Straße abgegangen, waren zwar nur 20km/h aber es hat für einen Schaden von 2500,- nach Voranschlag der Vertragswerkstatt gereicht (Lenkung fast komplett hin, inkl. Lenkgetriebe, Kotflügel und diverse Teile die im Kotflügelbereich im Motorraum liegen), die Werkstatt hat von einer Reparatur abgeraten, wäre wohl wirtschaftlicher Totalschaden, da der Wert zu der Zeit auf ca. 2000,- taxiert wurde. Ich hab ihn trotzdem reparieren lassen - zwar privat fürs halbe Geld - aber erstens hätte ich für 2000,- keinen besonders lange haltbaren Wagen bekommen und zweitens weiß ich bei dem Auto, woran ich bin, woran es krankt, was es hat, wenn es wirklich mal nicht so will, wie es soll und dass es mit Sicherheit noch mehrere Jahre ohne größere Probleme läuft. Also wird es auch außerhalb unserer Familie keine Nachbesitzer haben, ich war dabei, als es als Neuwagen aus dem Verkaufraum gerollt ist und ich werde dabei sein, wenn es in die Presse geht...