Erfahrungsbericht Rolls-Royce Silver Seraph 5.4 V12 (326 PS) von Anonymous, Dezember 2008
Schon seit geraumer Zeit bin ich hier bei Autoplenum angemeldet und lese auch gerne die oft sehr interessanten, spannenden,lustigen und schönen Geschichten der User.
Habe mir lange überlegt, ob ich hier auch meine Erfahrungen schreiben soll, jedoch über Fahrzeuge, welche nicht unbedingt alltäglich auf deutschen Straßen sind. Doch letztendlich habe ich mich daz durchgerungen - warum auch nicht?
Voraus schicken möchte ich jedoch folgendes: Die von mir beschriebenen Fahrzeuge gehören meinem Chef, einem bekannten Wirtschaftsführer, den ich hier natürlich nicht namentlich nennen darf. Seit nun mehr 25 Jhrenbin ich für Ihn tätig als Chauffeur und Chef seines doch sehr großen Fuhrparks, welcher in USA, Deutschland, Monaco und in Österreich zur Verfügung steht.
Hier nun einer der Fahrzeuge, der RR Park Ward:
Man möge es mir verzeihen, wenn ich ein wenig leidenschaftslos berichte, aber wer täglich mit solchen Fahrzeugen zu tun hat, der sieht diese Autos doch mit etwas anderen Augen.
Der Park Ward steht als Fahrzeug Nr.3 in Österreich und dient als Fahrzeug für gesellschaftliche Anlässe aller Art.
Er ist die um 25cm verlängerte Version des RR Seraph.
Er ist zweifelsfrei einer meiner Lieblingsfahrzeuge, da er doch noch sehr nach einem wirklichen RR ausschaut. Er wirkt noch traditionell in seiner Form und erinnert an den RR Silver Cloud der frühen 60er Jahre. Hier gibt es sie noch: Die klassischen Stilmerkmale der Marke, zu denen die sanft nach hinten fallende Gürtellinie, der eingezogene Dachaufbau zählt und die als Peilkanten ausgebildeten Kotflügel. Die traditionelle Kühlermaske samt Emily ist ohnehin unerläßlich, allerdings zwischenzeitlich sehr sensibel und auf der Stelle verschwunden bei geringster Berührung. Dezenter Chromschmuck und subtile Linien, die das Licht einfangen und Akzente setzen.
Mit einem Wort majestätisch!
Das neue Herz jedoch stammt aus Bayern.
Der 12 Zylinder BMW Motor passt gut zum RR, auch wenn es einige als Frevel ansehen, das er keinen englischen Motor mehr unter der Haube hat. Doch die alten RR 8 Zylinder waren technisch einfach nicht mehr richtig zeitgemäß, und nach der Übernahme von RR im Jahre 2000 von VW und anschließend BMW wurde natürlich das beste aus dem BMW-Regal in den RR implantiert. Natürlich sind 12 Zylinder standesgemäß, und die nicht mehr geheimgehaltene und immer als ausreichend beschriebene Leistung kann nun mit 326 PS angegeben werden.
Der Motor hat keinerlei Mühe mit dem doch sehr hohen Eigengewicht von nahezu 2,5 Tonnen. Sanft und doch mit Nachdruck befördert er seine Passagiere, ohne dabei aufgeregt zu wirken. Die meist doch sehr geringen Geschwindikeiten lassen dabei auch den Verbrauch moderat erscheinen in der Relation von Größe, Gewicht und Leistung.
In der Regel sind es meist um 15-17 Liter bei einem Durchschnitt von ca. 130 km/h.
Das Fahrwerk naturgemäß äußerst komfortabel ausgelegt, luftgefedert mit Niveauausgleich und ist für Fahrer und Passagiere sehr angenehm, da es kaum Unebenheiten gibt, die der RR nicht mühelos ausgleicht.
Bei einer Länge von fast 6 Metern und einem Radstand von 3,36 Metern ist es auch nicht verwunderlich, das ausreichend Platz und Beinfreiheit im Fond garantiert werden kann. Siehe beigefügtes Bild!
Die verwendeten Materialien sind wohl ausgesucht und entsprechen dem gehobenen Standard. Wie es sich für einen RR gehört, findet man üppig verarbeitetes Wurzelholz und feinstes wohlriechendes Leder. Die Füße stehen und versinken in dicken Schafswoll-Teppichen.
Die Anordnung von Schaltern und Hebeln sind deutlich besser geworden, ohne jedoch Anspruch auf Perfektion zu erheben. Doch das ist gewollt, soll es doch ein RR bleiben mit seinen liebenswerten kleinen Fehlern.
So sucht man in ihm Seiten- und Kopfairbags ebenso vergeblich wie einen Regensensor oder ein integriertes Navigationssystem. Die Abwesenheit eines Drehzahlmessers sowie der Automatik-Wählhebel an der Lenksäule sind jedoch wieder eher Programm als Versäumnis.
Die ZF-Fünfgangautomatik schaltet feinfühlig und geschmeidig, und mit der angenehm präzisen Lenkung kommt sogar Freude an für einen RR behender Kurvenfahrt auf. Da ist es gut zu wissen, daß ABS, Traktionshilfe und automatische Stabilitätskontrolle den Rolls bei allzu forscher Gangart oder widrigen Straßenverhältnissen auf Kurs halten würden. Was jedoch in der Praxis niemals vorkommt, da diese Gangart bei der Herrschaft unerwünscht ist.
Aussagen über Servicekosten erübrigen sich fast schon, da jedem Leser bewusst sein dürfte, dass diese ebenso teuer sind, wie der Einstandspreis von nahezu 300.000 Euro.
Doch der Park Ward wird nur höchstens 3000 Km bewegt im Jahr, so dass die Kosten für die anfallenden Werksattbesuche kaum der Rede wert sind, da der Wagen noch der Garantie unterliegt.
Man kann den Park Ward als durchaus gelungenes Fahrzeug beschreiben, welches das typischen Flair und die Eleganz englischer Luxusfahrzeuge behalten hat.