Es ist schon beinahe Pflicht, einen RR Phantom zu haben, zumindest dann, wenn nicht nur eine 30m Yacht im Hafen von Monaco steht, sondern auch ein Anwesen in Form einer 400qm großen Villa mit Meerblick.
Exakt dort verweile ich im Moment, müssen doch Neujahrsempfänge im Fürstentum, Österreich und Deutschland wahrgenommen werden. Explizit zu diesen Empfängen ist der große RR unverzichtbar, denn ab einem gewissen Bekanntheitsgrad und Status kann darauf kaum verzichtet werden. Hochrangiger Adel, Poliker jeglicher Coleur und Wirtschaftbosse aus nah und fern geben sich bei solchen Anlässen die Klinke in die Hand. darum verbietet es sich auch, über Sinn oder Unsinn solcher Fahrzeuge zu diskutieren, da sie schlicht ein must sind.
Den RR Phantom als normals Auto ab zu tun, verbietet sich einfach, denn er ist quasi der König oder von mir auch auch der Godfather aller Luxusfahrzeuge.
Da tut es auch keinen Abbruch, wenn der traditionelle Engländer eigentlich ein Deutscher geworden ist.
Man muss sich beim Anblick des 5,83 Meter langen Rolls-Royce Phantom nicht über Gebühr mit Gewöhnlichem beschäftigen. Nahezu alles am Phantom ist ungewöhnlich.
Die schier unendliche Motorhaube, der gewaltige handfertigte Kühlergrill oder das sanft zulaufende Heck scheinen nicht von dieser Autowelt. Türgriffe, die sich anfassen wie Goldbarren, ein Langflorteppich, der die eigenen Füße fast verschwinden lässt sowie eine Orgie aus Leder und Holz machen es einem schwer, die Contenance zu wahren. Ich habe schon viel gesehen und auch gefahren, aber außer dem Maybach kann kein einiziges Fahrzeug dem RR das Wasser reichen.
Der Chauffeur sitz nach wie vor hinter einem typisch dünnen Lenkradkranz, so wird stilvoll gelenkt - mit einem Volant wie ein Steuerrad, das man nicht ungestüm packt, sondern würdevoll ergreift, um es sorgfältig zu drehen. Nichts würde zum Phantom weniger passen als Anflüge von Hektik. Man sitz in höcht aufrechter Position,
und schaut auf 3 ziemlich sachliche und unspektakuläre Instrumente. Das Navi versteckt sich hinter Edelholz und erscheint auf Knopfdruck.
Die scheinbar wahllos übers Walnussholz-Armaturenbrett verteilten Bedienelemente verbreiten eine Atmosphäre souveräner Gelöstheit und man fühlt sich beinahe wie in einer Festung. Die Aussenwelt bleibt quasi aussen vor, und wer diese nicht sehen will, verhängt einfach die hinteren Seitenscheiben elektrisch mit Vorhängen. Die gegenläufig öffnenden Fondtüren ( Selbstmördertüren) lassen einen äußerst bequem Einstieg in den hinteren "Salon" zu.
Dort wird man empfangen von einer verspiegelten Bordbar, traumhaft duftenden Sitzen aus Edelleder für welche 15 Rinderhäute verarbeitet wurden.
Man kann aus den veschiedensten Holzarten wählen - klar eine Selbstverständlickeit, doch die Intarsien aus Mahagoni, Eiche oder Ulme sind in der Regel 250 Jahre alt.
Das nur mal am Rande erwähnt.
Den RR irgendeine Art von Sportlichkeit zu unterstellen wäre schon fast ein zu bestrafender Affron. Den RR hat man gediegen zu pilotieren, sanft und ohne jede Hektik. Lenkbewegungen sind rund und ohne Hast auszuführen. Nur so gewährleistet man ein Fahrgefühl wie auf einem Luftkissen.
dazu sollte auch schonend mit dem Niedertreten des Gaspedals umgegangen werden, denn die Kraft des 12 Zylinder mit noch immer traditionellen 6 dreiviertel Liter
Hubraum und stattlichen 460 PS ist allgegenwärtig.
Selbst bei Tempo 150 meldet die Anzeige der "Power Reserve" im Cockpit noch 90 Prozent der vorhandenen Kraftreserven. Der schwere Wagen könnte wenn man ihn ließ, in weniger als 6 Sekunden auf 100 km pro Stunde sprinten, doch so etwas verbietet sich schlicht!
Der Verbrauch des Triebwerks pendelt sich bei ruhiger Fahrweise bei ca. 15 Litern ein. Und ruhig gefahren wird immer!
Rangieren oder Rückwärtsfahren sind mit einem Wendekreis von über 13 Metern nicht unbedingt eine Stärke des RR, genauso wenig die nicht vorhandene Sicht nach hinten. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an, so zu fahren, dass solche Manöver Seltenheitswert haben.
Eine kleine Auswahl an Preisen sollen verdeutlichen, was es heißt, sich einen Phantom leisten zu können:
Vorhänge für den Fond etwa kosten 5.220 Euro Aufpreis, 21 Zoll große, verchromte Aluräder sind für 6.380 Euro erhältlich, verstellbare Fußstützen für 2.088 Euro, Picknicktischchen an den Rücklehnen der Vordersitze für 1.914 Euro und quer über den Innenraum verteilte Rolls-Royce-Logos schlagen mit 580 Euro zu Buche. gerne können aber auch die eigenen Intarsien verwendet werden.
Knapp 400.000 Euro müssen noch lange nicht das Ende der Fahnenstange darstellen.
Service, Unterhaltskosten und Versicherung pro Jahr würden schon einen ordentlichen Mittelklassewagen ergeben.
Damit ist eigentlich alles gesagt.