Nö, den Schönheitspreis wird er nie gewinnen - der R4 von Renault. Auch strotzt er nicht vor Temperament und seine Ausstattung innen wie aussen, ist eher eine Verzichtserklärung. Rechteckig, rechtschaffen, praktisch und dabei genügsam und zuverlässig wie ein Kamel in der Wüste -
das war der R4!
Platz für 4, etwas Gepäck und dazu jede Menge Platz auf der Hecktür für Aufkleber der Sorte:
Atomkraft "Nein danke"
oder
"Make Love, no War"
Beliebt nicht geliebt wie die gute alte Ente, war er Stammgast bei Umzügen von Muittis Rochzipfel in die erste WG, oder auch bei Malermeister Klecks, der jede Menge Farbkübel dami transportierte. Doch auch bei der spanischen und französischen Polizei verrichtete er seinen Dienst klaglos, auch wenn man nach ein paar Jahren auf du und du stand mit dem Rost.
34 satte PS aus 1100 Kubikzentimeter - in der Poolposition an der Ampel nahezu unschlagbar. Revolverschaltung nach vorne in den ersten Gang, und ab ging die wilde Fahrt.
Die superweichen Sitze ohne jeglichen Halt waren mindestens so gemütlich wie das Sofa zuhause.
Bereits Mitte der fünfziger Jahre brachte der damalige Renault-Vorstand Pierre Dreyfus die Idee eines praktischen Kompaktwagens ins Gespräch. Das zunächst "Projekt 112" genannte Auto hatte einige Grundbedingungen zu erfüllen: Es sollte außen nicht groß sein, innen aber möglichst viel variablen Raum bieten. Außerdem waren vier Türen ein Muss, dazu noch eine große Heckklappe. Und auf schlechten Straßen sollte das Auto ebenfalls unterwegs sein können.
Was die Ingenieure aus diesem Forderungskatalog machten, ließ sich erstmals 1961 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main bestaunen: ein Auto, dem man auf den ersten Blick ansah, dass es vor allem praktisch sein sollte. Auf jegliche Design-Spielereien war verzichtet worden. Die Reaktion der Betrachter war nicht gerade begeistert. So schrieb die Zeitschrift "auto motor und sport" laut Renault, dass sich dieses Fahrzeug in Deutschland niemals gut verkaufen werde. Andere meinten, dieser Renault sei wohl die höchste Evolutionsstufe des Regenschirms. ( Zitat Ende)
Doch Totgesagte leben länger - über 8 Millionen mal wurde der R4 gebaut im Zeitraum von 1961-1992 !
Und die Artenvielfalt war beachtlich - ob Kastenwagen oder Cabrio, es gab alles. Und sogar als Rennwagen mit Allrad machte er Karriere.
2.Platz bei der Rallye Dakar im Jahre 1979!
Ein echter Alleskönner, dem zwischenzeitlich sogar ene eigene Zeitschrift gewidmet wird - zumindest in Frankreich.
Und dort schafft er es allmählich doch noch, zum Kultobjekt zu mutieren. Das hat er sich auch redlich verdient, stand er doch all die Zeit im Schatten des 2 CV.
Würde man ih heute wieder bauen, im Zeichen kanpper Kassen bei den meisten - er fände wieder seine Abnehmer!