Erfahrungsbericht Renault Mégane 1.5 dCi (106 PS) von Anonymous, September 2011
2007 habe ich mir einen 2 Jahre alten Megane 1.5 dCi, Sondermodell Sportway, mit einer Laufleistung von rd. 35.000 km gekauft. Die Sportwayausstattung ist recht umfangreich und enthält insbesondere Klimaautomatik, Lichtsensor, Regensensor, Keyless Entry and Drive-Zugangskarte, elektrisch anklappbare Außenspiegel und eine Alarmanlage.
Mit Ausstattung und Fahrkomfort des Wagens bin ich zufrieden. Die Federung spricht auf die meisten Fahrbahnunebenheiten gut an, lediglich kurze Querrillen führen zu einem deutlichen Knall und harten Schlag. Die Seitenneigung in Kurven empfinde ich als angenehm gering. Ebenfalls positiv ist das für einen Wagen in der Golfklasse mit Baujahr 2005 angenehme Geräuschniveau im Innenraum. Insbesondere bis zu einer Geschwindigkeit von 150 km/h bleiben die Wind- und Abrollgeräusche jederzeit im Hintergrund.
Deutlich verbesserungsbedürftig sind die Sitze meines Megane. Sie bieten weder sonderlich guten Seitenhalt, noch sind sie auf längeren Etappen bequem. Die Sitzfläche empfinde ich als zu weich und - noch wichtiger - wesentlich zu kurz.
Zum guten Gesamteindruck tragen die Ausstattungsdetails des Wagens bei. Die Klimaanlage versieht ihren Dienst sehr wirkungsvoll. Die Innenraumtemperatur lässt sich auch an heißen Tagen sehr schnell absenken. Der Klimaautomatik gelingt es dank diverser Sensoren im Innenraum die eingestellte Temperatur gut zu halten.
Besonders angetan bin ich vom Motor. Renault ist hier ein sehr leiser und sparsamer Motor gelungen. Mein Durchschnittsverbrauch - mit allerdings hohem Anteil geschwindigkeitsbegrenzter Autobahnetappen - liegt unter 5 Liter/100 km. Damit kann man sich auch im Vergleich zu den heutigen Neuwagen, die meist mit Start-Stopp-Automatik ausgerüstet sind, sehen lassen. Die Motorleistung finde ich mit 106 PS und 240 Nm Drehmoment bei 2000 Umdrehungen als ausreichen. In den meisten Situationen kann man mit niedrigen Drehzahlen fahren, lediglich ein Brummen bei ca. 1500 Umdrehungen stört ein wenig. Beim Anfahren musste ich mich am Anfang ein wenig an das unter 1800 Umdrehungen deutliche Turboloch gewöhnen. Als vormaligen Kleinwagenfahrer freue ich mich aber wie souverän der Wagen auch steile Autobahnsteigungen hinaufläuft und bis Tacho 180 auch dort noch zulegen kann. Wegen der dann noch besonders angenehmen Geräuschkulisse ist der Wagen aber vor allem für ruhiger gefahrene Autobahnetappen mit 130 - 150 km/h ein angenehmer Reisewagen.
Zu den Bremsen kann ich nichts Negatives sagen. Am Anfang empfand ich sie als etwas zu giftig im Ansprechverhalten und schwer zu dosieren, aber nach einigen Tagen hatte ich mich daran gut gewöhnt. Gleiches gilt für die vielgescholtene Lenkung, die angeblich ein synthetisches Lenkgefühl aufweisen soll. Auch hier finde ich, dass man sich schnell daran gewöhnt hat. In der Stadt sind die Lenkkräfte angenehm niedrig und auf der Autobahn kann man problemlos saubere Kurvenradien fahren, wenn man sich an die Lenkauslegung einmal gewöhnt hat. Das Meganefahrwerk liegt auch jederzeit sehr gut, der Geradeauslauf ist auch bei heftigem Seitenwind angenehm stabil - jederzeit ein sattes Fahrgefühl.
Für den Alltag ist der Kofferraum für mich völlig ausreichend dimensioniert. Das Beladen kann aufgrund der Form des Wagens allerdings etwas mühselig sein, da man sich über ein breite Kante beugen muss und die Kofferraumöffnung recht schmal geschnitten ist. Formal gefällt mir die Heckpartie des Wagens aber gut - dafür muss man solche Unnanehmlichkeiten wohl in Kauf nehmen. Bei Urlaubsfahrten wird es mit dem Kofferraum etwas knapp, was weniger am absoluten Stauraum liegt, als vielmehr an den weit eingezogenen Seitenteilen und dem im letzten Kofferraumdritte sehr flach geführten Verlauf der Heckklappe.
Kommen wir zu weiteren Schattenseiten des Wagens: obgleich ich noch keinmal liegengeblieben bin, hinterlässt die Verarbeitungsqualität einen zwiespältigen Eindruck: einerseits finden sich im Innenraum angenehm anzufassende Materialen an den Türgriffen ("Soft Touch"-Kunsttoffe) und ein haptisch sehr sympathisches Lederlenkrad. Andererseits ist das Amaturenbrett aus sehr hartem Kunststoff gefertigt und die Passgenauigkeit lässt zu wünschen übrig. Insbesondere bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt meint man beim Anlassen des Motors, das Amaturenbrett löse sich in seine Einzelteile auf.
Der sehr gemischte Qualitätseindruck setzt sich bei den technischen Komponenten fort. Einerseits ein bislang sehr zuverlässiger Motor, andererseits offensichtlich labile Nebenaggregate und insbesondere Fahrwerkselemente. Während diverse Renaultwerkstätten mir bislang versichert haben, es sei bei den heutigen Straßenverhältnissen normal, das Spurstangenköpfe alle 50.000 Kilometer ausgewechselt werden müssen, bin hier anderer Ansicht. Nicht unerhebliche Kosten brachte bei mir des Weiteren ein teilweise abgelöster Schlauch in der Kraftstoffzuführung bei einem Fahrzeugalter von vier Jahren, aufgrund dessen insbesondere der Anlasser, der durchnässt wurde, ausgetauscht werden musste - offenbar kein unbekanntes Problem, denn Renault beteiligte sich an den Kosten zu 40% aus Kulanz. Jüngster erheblicher Kostenaufwand resultierte aus einem undichten Getriebe (auch hier nach Aussage mehrerer Werkstätten kein außergewöhnliches Phänomen), gleichwohl mit gleichzeitigem Kupplungstausch (auch dort eine Undichtigkeit - am Nehmerzylinder) rund 1.300 EUR teuer.
Standardinspektionen kosten, jetzt wo der Wagen etwas in die Jahre kommt auch rund 600 EUR. Der nach 5 Jahren oder 120.000 km fällige Zahnriemenwechsel ist mit rund 800 EUR auch nicht eben preiswert.
Nach allem als Licht und Schatten und mit zunehmendem Alter die Sorge, welches Teil als nächstes Probleme machen wird. Trotzdem steht der Wagen, der mittlerweile über 120.000 km gelaufen ist, nicht zu oft in der Werkstatt und wenn er ohne Macken läuft, erfreue ich mich immer seiner positiven Seiten mit prima Fahrkomfort und geringen Kraftstoffkosten.