Mitte der Neunzigerjahre war es ziemlich en vogue, kleine Coupes zu bauen. Opel hatte den Tigra, Ford hatte den Puma, Toyota den Paseo und Renault den Coach. Irgendwie en vogue klingt auch der Stammsitz von Renault in Boulogne-Billancourt. Aber was da kreiert wurde ist eine Mode, die hoffentlich nicht wiederkommt.
Der Reihe nach: Basierend auf dem Renault 19- Nachfolger Mégane boten die Franzosen ab 1996 das in Deutschland zunächst „Coach“ genannte Coupe an. Wahlweise mit drei Benzinern, dem 1.6l 8V mit 90 PS und zwei 2l Benzinern mit 109 bzw. 140 PS. In Praxi leistet der intern K7M genannte 1.6l Sauger 66 Kw und 137 Nm. Damit ist eine Beschleunigung von 10 Sekunden auf 100 Km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Km/h drin. Im Drittelmix wechseln etwa 7,5 l Super den Aggregatzustand, was bei einem Tankinhalt von 60 l nach Adam Riese eine maximale Reichweite von 800 Km macht.
Das eigens für den Coach angepasste Fahrwerk ist für einen Franzosen angenehm straff. Wegen des geringen Gewichts von (sonderausstattungsbereinigt) gerade einmal 1080 Kg lässt sich der 2+2-Sitzer flott auf der Landstraße bewegen. Konsequente Sportlichkeit sieht dennoch anders aus. Aus der serienmäßigen Bereifung der Dimension 175/65R14 auf Stahlfelgen lassen sich keine Bestzeiten herausholen. Auch versauert einem das manuelle 5-Gang-Getriebe mit seinen langen Schaltwegen den Spaß an der Kurvenhatz.
Richtig leidensfähig muss man im Alltag sein. Beim Einsteigen etwa. 96cm Platz zwischen Fahrersitzauflage und Dach werden bei Körpergrößen jenseits der 180cm zum echten Problem. Ähnlich gut gewachsene Beifahrer haben es bei mir regelmäßig geschafft, mit dem Knie unfreiwillig den Warnblinkerschalter zu drücken. Eigentlich war oben unten hinten vorne immer irgendetwas im Weg. Vom Platz im Fond und den beiden durch eine Konsole getrennten Einzelsitzen brauche ich euch gar nicht erst erzählen. Aber vom Kofferraum: Habt ihr schon einmal versucht, einen Kasten Bier durch eine Kofferraumöffnung zu bugsieren, die nicht einmal 80 cm breit und etwas über 40 cm hoch ist? Die Abmessungen im Innenraum sind eine Farce, genau wie manch beworbene Eigenschaft.
„Diese Version zeichnet sich durch eine besondere Wirtschaftlichkeit aus“ schrieb Renault damals über den 1.6e in einem Werbeprospekt. Wenn man aber nach 25.000 Km und 3 ½ Jahren (140.000 Km und 8 Jahren insgesamt) den zweiten Endschalldämpfer, den zweiten Mittelschalldämpfer, die zweite Batterie, einen Abgaskrümmer, einen Kat, einen Magnetschalter, einen Schiebedachmotor und nach einem Zylinderkopfdichtungsschaden den ganzen Motor austauschen muss, dann gelangt man zu der Erkenntnis, dass dieses Auto wohl nur für Renault „besonders wirtschaftlich“ war.
Moden kommen und gehen. Diese hier scheint auf lange Sicht überwunden zu sein, denn weder der Coach noch seine Konkurrenten waren echte Kassenschlager. Maue Platzverhältnisse haben alle, die miserable Zuverlässigkeit haftet aber besonders dem Coach an. Das sah sogar Renault ein und startete 2003 eine Qualitätsoffensive. Bleibt den Franzosen zu wünschen, dass es geholfen hat. Der Coach jedenfalls ist ein Fall für die Altkleidersammlung der Automobilgeschichte.