Der Porsche Boxster S. Dieses Auto war mein erster Porsche, in dem ich wenigstens mal mitfahren durfte. Früher habe ich nicht viel für Porsche empfunden, da einfach der Bezug zu dieser Marke fehlte. Dies hat sich allerdings radikal - spätestens nach der Mitfahrt - geändert.
Was soll ich groß sagen zu diesem Auto? Hammer? Genial? Fantastisch?
Wer kein Porsche fahren gewöhnt ist, der wird sich in diesem Auto in einer anderen Welt wieder finden. So war es zumindest bei mir.
Vor dem Fahrtantritt stand die Begutachtung des Exterieurs auf dem Plan. Auch wenn viele dem Boxster nachsagen, dass es kein richtiger Porsche wäre - so kann ich diese Meinung nicht teilen. Für mich ist der Boxster ebenso gleichwertig, wie ein Carrera. Viele vergessen, dass es ohne den Boxster heute vielleicht keinen Carrera mehr geben würde, denn er war es, der Porsche aus dem tiefen Tal der Mid-90er befreit hat. Außerdem sollte der Erfolg des Boxsters für sich sprechen.
Zurück zum Exterieur. Mittelmotor-Konzept ist für mich gleichbedeutend mit attraktiver Sportwagenform. Liegt es daran, dass sie recht selten auf deutschen Straßen zu sehen sind oder wirklich an den etwas anderen Proportionen? Dieses lange Heck gefällt mir einfach.
Wie bei allen Porsche-Modellen, der Cayenne sei dabei einmal außen vor gelassen, gefällt mir das Heck besser als die Front. Vielleicht liegt dies wiederum auch daran, dass ich auf der Autobahn eh meistens nur das Heck sehe? ;)
Das Boxster-Heck ist für mich sehr stimmig. Die beiden Schulterwölbungen, die sich in den Heckleuchten auslaufen wirken sehr schwungvoll und passen in das Gesamtkonzept. Offen gefällt mir der Boxster wesentlich besser, als geschlossen, wobei anzumerken ist, dass es sich bei dem Boxster wenigstens noch um ein reinrassiges Cabriolet handelt mit Stoffverdeck und nicht á la Mercedes-Benz Stahl-Stahl-Stahl. Was mir weniger gefällt ist der kleine ausfahrende Spoiler oder besser gesagt die kleine Lippe. Sie sieht mehr nach "vergessen zu designen" als "ich passe zum Auto und erzeuge Abtrieb" aus. Der Vorteil der Insassen liegt aber nunmal darin, dass sie diese Lippe ja nicht selbst sehen müssen und ganz ehrlich gesagt... Mich hat im Porsche nicht mehr interessiert, was die anderen denken. Man sitzt in einem Porsche und die Welt um einen herum beginnt zu verschwimmen - liegt dies an der Geschwindigkeit oder an der neuen Welt?
Die Front des Boxster gefällt mir hingegen etwas weniger. Sie wirkt zu unemotional - zu steril. Hier ist Porsche Einheitsbrei angesagt. Keine neuen Wege - so sahen die Porsche schon vor 20 Jahren aus. Allerdings muss man sagen, dass dieser Weg Porsche recht gibt, denn sie werden gekauft gekauft gekauft. Schließlich ist der kleine Sportwagenbauer aus Stuttgart-Zuffenhausen dabei den größten europäischen Automobilhersteller Volkswagen zu übernhemen.
Ich finde die Front also etwas langweilig - würde mich aber mit ihr arrangieren. :)
Das Preis-/ Leistungsverhältnis ist für mich sehr schwer einzuschätzen. Sicher kostet dieses Automobil mehr als der Durchschnitt, aber man bekommt auch mehr als den Durchschnitt. Was negativ zu betrachten ist sind die Folgekosten durch Geschwindigkeitsübertretungen und Nachschulungskurse, die mit diesem Fahrzeug kaum noch zu vermeiden sind. Aus diesem Grund gebe ich neutrale 3 von 5 Sternen.
Auf das Design und Styling bin ich bereits oben eingegangen und vergebe deswegen im Großen und Ganzen volle 5 Sterne. Dies bezieht sich auch auf das Interieur, was wirklich hervorragend gelungen ist. Hochwertigstes Leder in absolut gigantisch guter Verarbeitung. Man fühlt sich auf Anhieb wohl und möchte dort am liebsten sofort einziehen.
Auf die Verarbeitungsqualität bin ich eben schon im Interieur eingegangen und verdient nicht nur deswegen 5 von 5 Sternen. Dieses Fahrzeug wirkt rundherum absolut perfekt verarbeitet. Nirgendswo eine Stelle, wo man sagen würde, dass sie dort etwas schlampig gearbeitet hätten. Die Haltbarkeit und der geringe Wertverlust zeigt, dass dieses Fahrzeug in diesem Bereich seine Lorbeeren verdient hat.
Der Verbrauch ist hingegen ein kleines Manko. Bei sportlicher Fahrweise sind die oben angegebenen Werte kaum zu erreichen. Und eines muss erwähnt werden: Man kann mit diesem Automobil nur sportlich unterwegs sein. Dies schlägt sich dann allerdings auch negativ auf die Geldreserven nieder. Die Häufigkeit der Besuche an der Tankstelle mit den momentanen Spritpreisen treiben einem dann schnell die Tränen in die Augen. Aus diesem Grund bekommt der Boxster hier von mir nur einen von 5 Sternen, auch wenn es Fahrzeuge gibt, die noch wesentlich mehr verbrauchen.
Die Motorisierung ist fantastisch. Motorradfahren auf vier Rädern ist vielleicht ein guter Vergleich. Egal, wann man das Gaspedal betätigt bricht es aus diesem 6-Zylinder-Boxermotor wie ein Feuerwerk heraus. Reserven in jeder Lebenslage - Spaß in jeder Lebenslage - Spüren, dass man lebt in jeder Lebenslage.
Aber nicht nur die Leistung ist beeindruckend. mindestes genauso beeindruckend, wenn nicht sogar viel beeindruckender ist der Klang dieses Meisterwerks. Dank von nur 20cm zwischen Rücken und Motor lassen den 6-Zylinder-Klang wunderschön in den Fahrgastraum vordringen. Eine Mischung aus bissigem Hochdrehen und infernalischem Bassbullern verwöhnt das Ohr - egal bei welcher Drehzahl man sich gerade befindet. Ein Radio? Unnötiger Blödsinn! Obwohl, im Stau macht es dann vielleicht doch Sinn. Es darf also verbaut sein, aber aktiv wird es nur selten sein. ;)
Wenn man über den Motor spricht, darf man die Bremsen nicht vergessen. Sie sind einfach nur beeindruckend - vielleicht sogar mehr als der Motor selbst. Dass ein Fahrzeug in so kurzer Zeit bzw. auf so einem kurzen Raum zum Stehen kommen kann, war mir bis dato nicht bewusst. Ein leichtes Quietschen der Vorderreifen ist zu vernehmen kurz bevor das Gefährt sich zur Ruhe begibt. Es presst einem dabei merklich das Blut aus dem Kopf in die Beine. Bei mehr Bremsleistung müsste Porsche überlegen ihre Fahrzeuge mit einer Anti-G-Hose auszuliefern, so, wie sie in Jagdflugzeugen zum Einsatz kommen.
Die Bremsen also: brachial genial!
Die Alltagstauglichkeit ist mit dem Porsche Boxster mehr als gegeben - zumindest für einen Sportwagen. Wer einkaufen will, sollte sich nicht abschrecken lassen. Zwei Kofferräume stehen hierbei dem Fahrer und natürlich auch dem Beifahrer zur Verfügung. Wer seine Skiausrüstung mitnehmen will wird allerdings schnell an seine Grenzen stoßen, aber dies wird auch in einem VW Golf eng. Ein Kofferraum vorne gibt einer Reisetasche und etwas Kleinkram platz und der Kofferraum hinten gibt nocheinmal die Möglichkeit zwei Reisetaschen und diverses Kleinmaterial zu verstauen. Für zwei Personen sollte also der 14 tägige Ausflug in den Süden im Sommer nicht durch zurücklassen von Kleidung vermiest werden. Für den Alltag gibt es also kaum Einschränkungen, auch wenn es mit sperrigen Dingen eng wird. Für einen Sportwagen also sehr gut - für das Durschnittsauto aber ein wenig eng - aber alles in allem noch 4 von 5 Sternen.
Die Unterhaltskosten.. nun ja. Es ist ein Porsche. Der Wertverlust ist also geringer, als bei vergleichbaren Fahrzeugen. Die Versicherung ist aber für einen Sportwagen typisch hoch, wie auch die Steuern für einen 3,4 Liter Motor. Man sollte also das Gewisse Extra an Kleingeld zur Verfügung haben um nicht für dieses Auto leben zu müssen. Vor allem die Spritpreise können hier einem schnell jeglichen Spaß am Fahren nehmen. Aus diesem Grund leider nur 2 von 5 Sternen.
Was ist also als Fazit zu diesem Auto zu sagen?
Wer Sportwagen fahren will und dabei nicht auf seinen Alltag verzichten will, der ist mit dem Boxster gut bedient. Seine Vorzüge sind einmal die super Verarbeitungsqualität, der Spitzentechnik, die einem auf dem Motoren- und Bremsensektor geboten wird, ein Sound, der einem nur von einem Boxermotor offenbart werden kann und die hohe Alltagstauglichkeit. Allerdings sollte man sich vorher gut ausrechnen ob man das nötige Kleingeld für den Unterhalt zur Verfügung hat. Sonst könnte einem ein Erwachen aus einem Albtraum verwehrt bleiben.
Alles in allem ist es ein super gelungener Sportwagen, der Eleganz mit Sportlichkeit paart und mit einem gewissen Maß des Understatements sympathisch auf sich aufmerksam macht.