Seit 18.5.2007 ist auf mich ein Porsche 928 S 4 Automatik zugelassen. Der Shark ist Baujahr April 1988, stammt aus den USA (Kentucky) und wurde wohl des damals günstigen Dollarkurses wegen wieder nach Deutschland verbracht. Konsequenz: Ich bin der dritte Halter und das Auto war immer mit SP zugelassen
Die inzwischen klassische Coupéform mit der dreigeteilten Heckverglasung wirkt mit dem silbernen Lack sehr elegant und 30 Jahre nach ihrem Erscheinen zeitlos modern. Super Lackqualität, sehr wenige Steinschläge; das meiste sind Bedienungsmängel durch Anschlagen". Klar, die damaligen Breitreifen 225/50-16 und 245/45-16 sind heute nicht mehr so weltbewegend, stehen ihm aber richtig gut. Verbastelt ist nichts an ihm, er steht normal hoch und wie er das Werk verließ. Innen hat er eine erweiterte Teillederausstattung (Mittelkonsolen, Tür- und Fensterbrüstungen sind auch beledert), der Rest ist Kunststoff. Alles sehr dunkelblau
Das elektrische Schiebedach reduziert die bei mir verbleibende Kopffreiheit auf ca. 0,5 cm bei optimal eingestelltem (Memory-)Sitz. Die Sitzschalen hinten mögen kleinen Menschen oder solchen ohne Beine genügen, mir fällt schon das Hineinkrabbeln zum Putzen schwer.
Der hochflorige Teppichboden im Innen- und Laderaum ist noch erstaunlich gut erhalten wie auch die sonstige Innenausstattung. Rißfreier Kunststoff, immer noch satte Verarbeitung und damals wohl noch gute Qualität auch des Leders haben ihm über die letzten 100tkm geholfen. Knarzen kommt von leicht gelösten Schrauben der Befestigungen, ein Kreuzschlitz, Gummigelenke in Armen und Beinen und Geduld sorgen wieder für Stille.
Der Einstieg ist theoretisch sehr großzügig. Praktisch sind die Türen fast 1,2 m lang und öffnen sich bei engem Parken nur für Schlangenmenschen weit genug. Drin sind Bedienbarkeit und Sicht auch heute noch zeitgemäß. Da die Instrumente mit dem Lenkrad in der Höhe schwenken, sind sie auch für mich tadellos einsehbar. Störend: Die Tachoskala hat halt Meilen und winzige Kilometer, so daß man schnell zu schnell ist. Die Außenspiegel sitzen ebenfalls gut und sind elektrisch einstell- und beheizbar (mit Memory für drei Einstellungen). Platzangebot vorne überragend bis auf Kopffreiheit, Schulterbreite mit ca. 10 cm Platz zur Fensterbrüstung! Pilotengefühl oder so ähnlich. Sitze können vorne und hinten getrennt in der Höhe verstellt werden, Längsverstellung mehr als reichlich, hohe aber enge Sitzlehnen mit integrierten Kopfstützen. Seitenabstützung heute noch vorbildlich auch für meine Größe. Selten habe ich so gut gesessen wie in diesem Auto.
Kofferraum gleich auf Pfalztauglichkeit geprüft (zum Winzer des Vertrauens gefahren). Jesses! Zehn Kartons Wein drin und immer noch nicht umgeklappt und nix auf der Rückbank. Wahnsinn! Im Netz kursieren Fotos von komplett eingeladenen Fahrrädern spätestens jetzt ist auch meine Frau sehr für ihn eingenommen, denn die muß-da-alles-wirklich-mit-Diskussionen vor Reiseantritt sind passé. Na gut, zum Heck hin wirds was flach, aber meine Zahnbürste mit der Ersatzhose braucht keine Ladehöhe
Zur Gewichtsersparnis (hehe) ist mal gleich das Faltrad mit Kompressor rausgeflogen. Meine Frau findet das dann entstehende Geheimfach viel spannender.
Übersicht und Rangierfreundlichkeit der Karosse sind nach Gewöhnung gut, teilweise im Vergleich zu neueren Kreszenzen sogar sehr gut. Hinten ist haufenweise Glas, unter der Heckspoiler genannten Bartheke kann man auch beim engen Parken das Fahrzeug gut abschätzen. Die Seitenfenster sind gut brauchbar, die breite B-Säule stört bei der Übersicht nicht. Erstaunlicherweise läßt sich die bauchige Karosse auch auf engen Landstraßen gut abschätzen, so daß scharf rechtes Fahren auf Anhieb gelingt.
Heizung funktioniert nach dem Solar-Prinzip: sobald die Sonne rauskommt, wirds im stark verglasten Innenraum bullenheiß. Normalerweise reicht zur guten Durchlüftung das spaltbreit geöffnete Schiebedach (viel mehr als spaltbreit gehts eh nicht auf), für alle Fälle ist eine Klimaautomatik an Bord. Die kostet allerdings richtig Sprit, geschätzte 1,5 L/100 km gehen auf ihre Kappe. Dafür kann man damit im Innenraum Kühlschrankkälte erreichen die Temperaturführung ist nicht so feinfühlig wie in modernen computergesteuerten Anlagen, aber man kommt zurecht.
Beim Klimaservice nicht erschrecken: Amis haben tatsächlich 1005 gr Füllmenge und damit nahezu doppelt so viel wie ein VW Golf. Die Temperatursteuerung ist natürlich nicht so präzise wie heutzutage, aber immer noch überzeugt die Anlage mit hoher Leistung. An der Erwärmung der Körper durch das einfallende Licht ändert sie aber nichts. "Wer schön sein will, muß leiden."
Hintensitzende würden im Extremfall sogar durch eigene gegen die Heckscheibe aufzuklappende Sonnenblenden vor akutem Hitzschlag geschützt.
So, nun aber genug mit der Hausfrauen-Beschreibung zu Motor/Getriebe/Fahrwerk!
Ein V8-Reisecoupé war immer mein Traum. Für einen Aston Martin V8 desselben Baujahres wird erkennbar mein Geld niemals nie nicht reichen, einen kapriziösen Jaguar XJ-S mit schwammigem Lenkgefühl und mäßigen Bremsen sowie astronomischem Reparaturrisiko scheut meine Vernunft, italienische Diven dieser Kategorie sind mir zu teuer/unzuverlässig/schlecht gebaut und ein Mercedes SEC ist was für alte Leute. Kurz: Ein Auto der Vernunft
wie 1978 auch von der Presse festgestellt.
Die 5L-V8-Maschine erfüllt Euro1, durch Liphardt-Kat (Metallkat) wird Euro2 geschafft. Nebeneffekt: Durch besseren Gaswechsel steigt das Leistungsgefühl und die Spitzenleistung von 320 auf 330 PS. Paul Frère hat recht mit seiner Antwort auf die Frage, was denn einen Sportwagen ausmache: 200 PS pro Tonne. Genau die haben wir! Die riesige Maschine brummelt in schön gedämpftem V8-Sound in die inzwischen 19 Jahre alte Serienauspuffanlage, alles funktioniert schwäbisch-präzise auch in diesem Alter. Die gefühlt zähe Gasannahme liegt am ungewohnt schwergängigen Gaspedal in der Stadt eine angenehme automatische Tempobremse, die Dosierbarkeit leidet darunter nicht. Beim Ausdrehen wird der Klang ab etwa 5000/min unter Last hämmernd und deutlich prononcierter, ohne daß Vibrationen oder mechanische Störgeräusche sich breit machen.
Die Serienendrohre des S4 habe ich entfernt. "Schall schlägt Schall tot" ist das Prinzip: Die zweiflutige Anlage wird NACH dem Endschalldämpfer in ein Endrohr zusammengeführt. Das habe ich auf zwei Endrohre geändert. Damit bleibt er leise (andere umgehen den Endschalldämpfer oder werfen ihn raus, aber dann wird er unstandesgemäß brüll-laut), beim Ausdrehen hämmert es aber schön hinten raus.
Eine wahre Wonne ist die büffelartige Drehmomentcharakteristik des großen Saugers: Von 1500/min bis 5500/min stehen 90 % des max. Drehmoments bereit, sprich stets 380 Nm. Viel Drehmoment aus einem CDI kenne ich, objektiv ist mein MB 320 CDI bis etwa 160 kaum langsamer, aber der Porsche zieht dann noch immer weiter und weiter und weiter und weiter
Dabei hats meiner nicht leicht: Der Ami hat die längstmögliche Hinterachsübersetzung zur Viergang-Automatik und dreht deshalb bei Tempo 100 etwas mehr als 2000/min. Bei 260 sinds 5000, seit der Metallkat drin ist, erreiche ich auch die Katalogspitze von 275 km/h - viel mehr geht nicht. Im Alltag gehts im zweiten Gang los, was ihn auf den ersten Eindruck (Gaspedal!!) träge wirken läßt. Ein Blick auf den Tacho belehrt eines besseren: Völlig unangestrengt bei 2000/min vor sich hin brummelnd sind 100 in komfortabelster Cruisermanier dennoch flotter als fast alle anderen fahren erreicht. Wenn es ernst werden soll, wirds auch ernst: LKW auf Landstraßen bei 80 mit Kickdown überholt bedeuten ruckzuck echte 150 beim Wiedereinscheren maßvolles Gasgeben muß man hier deutlich und bewußt üben, um seinen Führerschein nicht zu gefährden.
Der alte Automat ist ein von Porsche verbessertes Benz-Aggregat, das in der S-Klasse zu sagenhaften Laufleistungen fähig ist. Nun gut, manchmal gibt es merkbare Schaltrucke, aber der Wandler ist auch steifer ausgelegt als bei Benzens. Kalt sperre ich ihm erstmal die oberen Gänge und fahre das Öl ein bißchen warm, dann geht das schon. Ich habe ihm eine Spülung nach der Tim-Eckart-Methode gegeönnt, seitdem flutscht alles wieder wie neu. Zu der Methode mache ich noch einen gesonderten Bericht unter "Werkstatt".
Ein Problem besteht bei diesem Motor allerdings: Zum einen neigt er bei hohen Drehzahlen zu stark erhöhtem Ölverbrauch. Wer mehr mit über 4000/min als drunter unterwegs ist (und vielleicht sogar einen GTS fährt), sollte mit 2 L/1000 km rechnen - das kann auch mehr werden. Wer unter 4000/min als Dauerdrehzahl bleibt, ist auf der für Lebensdauer und Ölkonsum sicheren Seite. Warum? Es kann zum Reißen des Ölfilms kommen und dann sind die Pleuel bei Zylinder 4/5 und 7/8 extrem gefährdet. Das ist eine Fehlkonstruktion, die nur aufwendig zu beheben ist; es kommt zu Ölschaumbildung bei hohen dauernd Drehzahlen und heißem Öl, Abhilfe ist nur mit extremstem Umbauaufwand der Kurbelgehäsueentlüftung zu erzielen.
Mir macht's nix: Auf der Autobahn sind das runde 200+ km/h und das reciht dann auch - jetzt freut mich die lange Achse jedesmal!
Auch die Lenkung will trotz Servo mit Kraft geführt werden. Die Rückmeldung ist für das Alter aber tadellos, auch der Geradeauslauf ist narrensicher. Seitenwind macht wenig, man fühlt sich wirklich unglaublich sicher. Ich muß das etwas einschränken: Seit ich auf die Michelin MXX3 umgerüstet habe und die blöden Bridgestone S-02 weggeworfen habe, ist das so. Dies schrägprofilierten Reifen sind unangenehm: Laut, hart und das Auto wird im Geradeauslauf stark beeinträchtigt. Die Größen sind leider nur sehr schwer zu bekommen, wenn man auf "Original" steht, nämlich 245/45 R 16 mit Speed-Erlaubnis über 270. Da gibt's nur diese beiden Marken ... bevor ich die Michelin fuhr: leider.
Das Fahrwerk ist brottrocken bei langsamer Fahrt und kurzen Stößen, der Luftdruck von 3,0 bar hinten (Werksvorschrift!) tut ein übriges. Auf zweitklassigen Landstraßen ist der Komfort aber deutlich noch gut, auf der AB sowieso. Kein Schaukeln, Wanken, Nicken, Rollen das Auto fährt einfach dahin, wo es soll. Straßenlage bis in höchste Kurvengeschwindigkeiten und egal ob leer oder beladen absolut sicher (naja, naß ist das sicher ein bißchen anders
). Die Weissach-Achse ist ein Gedicht, man merkt bei schneller nein, wirklich schneller! Kurvenfahrt einen angenehmen und sicheren Mitlenkeffekt.
Eine besondere Verbesserung für leichtes Stampfen auf welliger schnell gefahrener Autobahnkurve: Bilstein-Dämpfer rundum. Noch präzsieres Fahren, keinerlei Schaukeln und Nicken unter keinen Umständen mehr - eine teure und höchst lohnende Investition.
Tadellos. Auf der Bühne von unten betrachtet sieht man etwas, das heute keiner mehr bezahlen kann: Völlig überdimensionierte Achsteile, die wichtigen Dinge sind geschmiedetes Aluminium (!), alles ist bombenfest gelagert, geschützt, verschraubt. Da haben noch Ingenieure und keine PC-Freaks mit ingenieursmäßigem Mitbewußtsein ein Auto gebaut.
Wieder eine These bewahrheitet: ein gutes Fahrwerk braucht kein ESP, nur ein schlechter Fahrer.
Die riesigen Bremsen funktionieren mit hohem Schwelldruck sehr angenehm, extrem effektiv bei mäßiger Pedalkraft und mit bestem Gefühl für die Bremswirkung. ABS ist dabei, ich habs noch nicht gebraucht.
Tja, und was sagen die Gerüchte zu den Kosten? Locker bleiben, alles halb so wild. Steuer und Haftpflicht mit Teilkasko sind zusammen 600 im Jahr. Meiner hat 3-11, also 450 zu bezahlen.
Die Versicherer verscuhen immer weider, diese unsäglichen "Youngtimer-tarife" zu verkaufen. Laßt Euch nicht ins Boxhorn jagen! Damit wird Geld verdient, kein Privileg verteilt. Der 928er ist Typklasse 14 in der Haftpflicht und 25 in Teilkakso. Ich hatte noch "alte Prozente" von einem früheren Youngtimer übrig, so daß die reguläre Versicherung etwa die Hälfte dieser unsäglichen Sonderversciherung kostet und jährlich durch steigenden SFR BILLIGER wird. Das wollen die Herren natürlich nicht von sich aus verkaufen. Außerdem sind die üblichen Restriktionen in den Bedingungen weg - man fährt besser und billiger damit!
Ein Satz Reifen liegt um die 850 und hält je nach Fahrweise
. Unter 5000 sind genau so drin wie 30000. Ich rechne mal mit 20.000, da ich keine Rennstreckenausflüge dazwischen schieben werde, sondern eher flott zu netten Landstraßenrevieren unterwegs sein will. Schmerzhaft wird die Wartung, denn der Riesenzahnriemen-/Wasserpumpenwechsel alle vier Jahre schlägt mit jeweils 1500 zu Buche. Dafür geht der Rest, auch die Verschleißteile sind relativ günstig. Außerdem: das sieht alles dermaßen vertrauenerweckend aus, daß ich mir da keine Sorgen mache.
Und was säuft er? Hmmm irgendwas zwischen 10 und 30 L/100 km. Ausgerechnet habe ich 36 L bei 275 km/h in der Betriebsanleitung sind Volllast-Verbrauchskurven und Getriebe-Diagramme abgedruckt. Bei Topspeed kann mans sich also an fünf Fingern abzählen, Teillast ist deutlich günstiger. Bisher liege ich auf die ersten 10.000 km bei 13,2 L/100 km die alte Regel von 1 L/100 km pro 100 kg Wagengewicht hält der 1,6tonner also nicht ein, außer man rast die ganze Zeit wie ein Gestörter herum.
Kurz gesagt: Das wahre Langzeitauto, das weit mehr hält, als ich mir von ihm versprach. Wenn er bei mir weitere muckenlose 19 Jahre absolvieren will an mir solls nicht liegen!
Markus