Ich habe mir die Auswahl meines neuen Autos nicht leicht gemacht: leise, bequem sowie sparsam sollte er sein und ca. 160 Diesel-PS haben. Preis: nicht über 45.000 Euro.
Probefahrten mit Peugeot 508 SW (ziemlich groß), Citroen DS5 (zu kleiner Kofferraum) sowie C5 (sehr groß, blödes Lenkrad), Volvo V60 (ab 130km/h sehr laut), Mercedes 220dT (ein Plastiklenkrad um 45.000 Euro?) und BMW 320d (eine schrecklich laute Start-Stopp-Automatik) haben letztendlich den Peugeot 508 SW als Gewinner aussteigen lassen. Aufgemotzt mit ein paar Goodies wurde er bestellt.
Dass ich jetzt den 508 RXH fahre ist eher Zufall (der war innerhalb von 1 Woche verfügbar und hat bis auf WLAN alles was man mit Geld bei Peugeot kaufen kann).
Diesel-Hybrid also. 163 PS Diesel vorne, 37 PS Elektro hinten, dazwischen 1,8t Gewicht und praller Luxus.
Die Größe entspricht eher dem A6 als dem A4 und ist somit ausreichend. Ein Raumwunder ist der 508 Hybrid aber nicht.
Verarbeitung in 1 Wort: top. Das Leder vom Feinsten, nix knirscht oder knackst oder wackelt.
Einsteigen und Losfahren: bequeme Sitze (ausziehbare Schenkelauflage in elektrisch verstellbaren Ledersitzen) inklusive Massagefunktion. Ein winziger Wählhebel mit dem viel-gescholtenen automatischen Schaltgetriebe (läuft im Hybrid unauffällig und praktisch ruckfrei).
Losfahren im AUTO-Modus ist zunächst ein neues Erlebnis: 37 Elektro-PS schieben 1,8t lautlos vor sich her (mit anderen Worten: es geht gemächlich zu), erst wenn mehr Kraft benötigt wird kommt der Diesel zum Zug. Ist der erst mal warm merkt man das An-/Einspringen praktisch überhaupt nicht mehr.
4-in-1-Drehwähler AUTO/SPORT/4WD/ZEV: die AUTO-Stellung ist komplett aufs Sparen ausgelegt, ZEV (also rein elektrisch) geht einige Kilometer recht gut, solange die Klimaanlage nicht läuft. Ich bezweifle, dass ZEV im Sommer bei 30° Außentemperatur machbar ist. Zudem ist bergauffahren mit ZEV nicht möglich.
4WD wird sich im Winter zeigen, soll aber bis 120km/h funktionieren. SPORT: wird das Drehrad nur von AUTO auf SPORT gestellt hat man sofort ein komplett anderes Fahrzeug in der Hand: da geht richtig die Post ab. Allerdings ist das nicht besonders sparsam (aber zB fürs Überholen super).
Verbrauch: Das war ja eines der wichtigsten Argumente für mich: nach 600km bin ich bei 6l angekommen. Jetzt ist ja bekannt, dass die Peugeot-Diesel nach ca. 5000km schlagartig weniger verbrauchen und daher hoffe ich auch später unter 5l zu kommen. Nach dem Sommer werde ich es wissen.
Kofferraum: der ist kleiner als beim normalen SW, da die zweite Ebene (der "Keller") wegfällt, aber immer noch recht groß. Die motorisierte Heckklappe ist ein Gedicht, möchte sie nicht mehr missen. Mit etwas Sorge habe ich meinem ersten Radausflug mit dem Kupplungsradträger entgegengesehen aber das war unbegründet: wenn hinten etwas angesteckt ist geht die Klappe nur noch mechanisch auf.
Elektrisch fahren (ZEV-Modus oder AUTO-Modus): ein komplett neues Erlebnis! Der Wagen ist sehr leise und so merkt man oft nur an der für Hybrid-Autos typischen Anzeige des Kraftflusses, dass man ohne Dieselmotor unterwegs ist. Besonders in Parkgaragen sollte man daher besonders aufpassen, weil andere Verkehrsteilnehmer dieses Auto nicht hören. Da lernt man rasch für andere "mitzudenken".
Auch ein nettes Spielzeug: fährt man elektrisch wird die Geschwindigkeit im head-up-Display in grün (statt weiß) angezeigt.
Audio: iPhone koppeln und fertig. Die Musik wird über Bluetooth-Streaming übertragen, Laden ist über USB oder 12V-Buchse in der Armlehne zwischen den Sitzen möglich.
Und die Nachteile: neben dem Preis gibt es v.a. 1 Ding zu bemängeln, nämlich die fehlenden Ablagen vorne. Durch die Bedieneinheit des Navi (ähnlich jener von BMW) fällt das Ablagenfach weg und es bleibt nur noch ein etwa Smartphone-großes mit unpraktischem Klappdeckel versehenes Fach zwischen den Vordersitzen übrig. Das ist echt mickrig. Der Verzicht auf den Aschenbecher und der Ersatz durch ein kleines Staufach wäre absolut wünschenswert.
Und sonst: man wird mit dem Auto bemerkt (v.a. in kupferrot) und angesprochen wie toll/schön etc. der Wagen doch sei (ist ja kein Nachteil, oder?)
UPDATE NACH 10.000km:
Verbrauch 5,6l mit und 5,3l ohne Klimaanlage, bei wenig Autobahn kommt man nahe an die 5-Litermarke ran.
Nach wie vor gibt es keinen Grund zur Klage bei Verarbeitung, Verbrauch, Ölverbrauch etc.
Wann gibt es keinen Elektromodus? Wenn der Partikelfilter gereinigt wird.
Warum sollte man das Auto sauber halten? Weil sonst die keyless entry Funktion nicht gut funktioniert.
Extra Pluspunkt für die tollen Sitze und die lärmdämmenden Scheiben: da kann man Hunderte Kilometer am Stück fahren und steigt dennoch nicht gerädert oder taub aus (Innsbruck-Graz am Stück war kein Problem).
Uneingeschränkte Empfehlung!
UPDATE NACH 30.000km:
Verbrauch weiterhin zwischen 5,1 (Winter) und 5,6l (Sommer)/100km.
Software-Update zeitigte nahezu ruckfreies Schalten (vor allem von 5. auf 6. Gang merklich gebessert).
Ölverbrauch: 1 Liter bei 20.000km nachgefüllt.
Allradmodus: nach 2 Wintern kann man festhalten: zusammen mit dem ESP kommt man auch bei tiefem Schnee überall rauf solange man nicht wild am Lenkrad zu drehen beginnt. Vielleicht wären etwas schmälere Reifen hier hilfreich (habe die originalen 245er auch im Winter oben) oder (noch besser) ein Sperrdifferential. Trotzdem: man kommt überall rauf und auch wieder stressfrei runter.