Den 308 SW 1,2 THP habe ich als Kombi ausführlich Probe gefahren. Anfangs war ich ja extrem skeptisch über den winzigen Dreizylinder in einem immerhin 1420 Kilo schweren Auto.
Jetzt kann ich sagen: Die Skepsis war zum Teil berechtigt, aber der Downsizer hat mich auch positiv überrascht.
Zunächst einmal setzt der 308 sein klares, ansprechendes Design auch innen fort, er sitzt sich gut, das Lenkrad liegt toll in der hand, die Sitze werden auch auf längeren Strecken nicht unbequem. Super gelungen.
Der Dreizylinder quält sich leider mit den typischen bauartbedingen Schwächen, als da wären Intoleranz gegenüber niedrigen Drehzahlen. Man muss ihn ständig um 2000 Touren halten, erst da läuft er ruhig und erst da hat er Drehmoment. Trotzdem ist der teillastbereich sehr träge, man merkt zwar wie der Turbo schiebt, aber der Durchzug ist nur guter Durchschnitt.
Leben in die Bude kommt ab 4000 Touren, was kein Wunder ist, da man einen großen Lader braucht, um einen 1,2-Liter auf 130 PS aufzupusten. Größerer Lader = größere Trägheit, ergo kann die Turbine ihre volle Wirkung erst bei hoher Drehzahl entfalten. Dann dreht der Dreizylinder aber munter über 5500 Touren, knurrt kernig wie ein großer und schiebt beeindruckend kräftig an. Die 130 PS nimmt man ihm voll ab und es geht mühelos bis über 190
Der Verbrauch blieb mit 6,5 Litern laut BC über die gesamte knapp 200 km lange, zügig gefahrene Testrunde sehr im Rahmen und überraschte mich positiv. Einziges Manko im angenehm zu fahrenen 308 ist halt diese unharmonische Mixtur aus lauem Teillastbereich und bissigem Vollgasmodus - und das gäääääääääääääähnende Turboloch - der Motor braucht im Teillastbereich eine volle Sekunde bis der Schub einsetzt und weckt Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, wo das Turboloch noch präsent und gefürchtet war.
Positiv ist zu vermelden dass das Fahrwerk einen tollen Kompromiss aus straff und komfortabel bietet, der Peugeot ist sehr fein und hochwertig verarbeitet und bietet vorn, hinten und im Kofferraum mehr als ausreichend Platz.
Alle Instrumente sind logisch angeordnet, selbst das für mich immer nervige Start-Stopp reagiert zügig und kann sonst einfach deaktiviert werden. Es gibt weniger Schalter, denn Peugeots größter Geniestreich ist das Touch-Display.
Ohne zu übertreiben, aber dieses System ist das Beste, was ich bisher getestet habe. Alle wichtigen Funktionen können direkt angewählt werden, es gibt keine verschachtelten Menüs. Der Touchscreen reagiert schnell, alles ist gut lesbar. Super!
Ein paar kleinere Minuspunkte gibts noch: die Motorhaubenentriegelung ist nervige Fummelsache. Halb so wild, halt gewöhnungsbedürftig.
Und ich bin gespannt, wie haltbar die Elektronik ist, besonders rund um den Touchscreen. Im Rahmen der Qualitätsoffensive will Peugeot da ja vergangene Defizite behoben haben.
Der kleine 1,2-Liter wurde mit von Peugeot auch heiß angepriesen, da die Steuerkettenprobleme beim zusammen mit BMW entwickelten 1,6er wohl noch immer akut sind. Der 1,2er wird zu recht gelobt, für so einen kleinen Motor macht er seine Sache ordentlich. Wer mit dem großen Turboloch leben kann findet ein leises, kräftiges, sparsames Triebwerk das perfekt mit dem Sechsganggetriebe harmoniert.
Nebenbei bemerkt, die Beschleunigungswerte von über 12 Sekunden auf 100 sind völlig banane. Realistisch sind 9,5 Sekunden, das geht total in Ordnung und man findet es auch in verschiedenen Quellen.
Von mir eine klare Kaufempfehlung, auch wenn ich auf die Haltbarkeit der Elektronik und des emsigen kleinen Motors gespannt bin.