Mein erster Kombi!
Erstaunlich, wie sich Ansprüche/Sichtweisen über die Jahre ändern. Damals (Kaufdatum 1998) empfand ich diesen Wagen als richtig groß!
Heute fahre ich einen Golf 6 Variant mit einem gefühlt echt zu klein geratenen Kofferraum. Aber, die Fahrzeugabmessungen des Golf sind ziemlich nah dran an denen des Vectra. So was!
Also, den Vectra kaufte ich mir, nachdem ich ein Jahr lang mit einem Opel Corsa B (Schnellkauf nach Unfall mit Totalschaden) sparsam motorisiert unterwegs war. Ein Opel-Händler in Essen/NRW hatte ein Modell vor der Tür stehen, das mich interessierte.
Ausstattung Komfort,100 PS, Farbe sahara beige metallic (War damals ok! Die Farbe hatten viele Vectra! Heute... naja, in den 80ern waren sogar Sitze in psychedelischen Lila/Batik Mustern in. Gut, dass das alles vorbei ist!) mit Klima, elektrischen Fensterhebern vorne, elektrischen Spiegeln, getönte Scheiben rumdum, Grünkeil oben in der Frontscheibe, Zentralverriegelung, CD-Player, einem Gepäcktrennetz und einem Glasschiebedach. Also, die Ausstattung fand ich auch super.
Neupreis wären 42000 DM gewesen. Als Leasingrückläufer rief der Händler für das 6 Monate alte Fahrzeug mit 16000 km noch 30000 Mark auf. Der gerade boomende Leihwagenmarkt (Hertz, SIXT und Co. lassen grüssen) produzierte solche Angebote in Massen.
Also auch noch ein preisliches Schnäppchen dank Überangebot!
Neben meinem Vectra standen beim Händler noch drei weitere, aber in so einem depressiven Nachtschwarz!
Die Fahrleistungen waren auch gut, fand ich damals, nach dem Umstieg von einem 60 PS Kleinwagen!
Ich stelle gerade fest, dass mein aktueller Golf mit 100kg Mehrgewicht und 5 Mehr-PS 10 km/h mehr in der Spitze schafft und für 0-100 km/h auch fast zwei Sekunden weniger benötigt, und den empfinde ich heute als dezent untermotorisiert. Ich verstehe allmählich diese "Damals war alles besser" Sache.... :)
Eigentlich war das wirklich ein tolles Auto....
Im Sommer lichtdurchflutet, dank Sonnendach. Immer frische Luft um die Nase, weil das Dach fast immer auf war! Der Motor zog gut durch und war sehr ruhig (Naja, der 1,6 ltr Block war so ziemlich das Beste was Opel seit den 70ern auf den Markt gebracht hat!)
In den Kofferraum paßte eine Menge rein, sogar mal zwei Fahrräder mit 18" Rädern (Vorderräder abgebaut). Der Wagen schleppte auch bei einem Umzug ordentlich was weg.
Ich war absolut zufrieden, ein tolles Auto!
Nebenbei, der Verbrauch lag bei 7,4 ltr/100 km.
Dann war das Heckklappenschloss kaputt. Naja, da hatte wohl während des Umzugs irgendwas mal im Weg gelegen, als ich die Heckklappe zudrückte, oder? Kleinigkeit!
Dann streikte das Radio! Egal, der Wagen war noch kein Jahr alt! Garantiefall!
Als nächtes verweigerte das LCD-Display für das Radio (Opel baute zu dieser Zeit erstmalig das Display separat vom Radio ins Armaturenbrett ein) pixelweise den Dienst. Ok, jetzt war das eine Kulanzsache. Ich zahlte das erste Mal für eine Reparatur (Kulanz bedeutet: Der Hersteller übernimmt einen Teil der Kosten).
Wasserpumpe bei 25000 km undicht. Normal bei Opel, aber nicht normal bei dieser Laufleistung. Kulanz!
Zahnriemenspannrolle inkl. Zahnriemen, Kulanz!
Fensterheber links! Kulanz!
Thermofühler für das Kühlwasser! Genau, Kulanz!
Kühler undicht! Richtig! Kulanz!
und so weiter.....
Gefühlt wurde das ein Werkstattbesuch pro Quartal!
Und ich bekam allmählich genauso quartalsweise schlechte Laune!
Zuletzt dann nach 4 Jahren Haltedauer bei knapp 80000 km:
Dichtung am Lenkgetriebe eben nicht mehr dicht! Naja, eine Dichtung, wird schon nicht viel kosten! Und die Kulanz....
Ne, jetzt nicht mehr. Jetzt ist der Wagen zu alt!
Selbst auf Nachfrage bei Opel wurde das nicht besser! Auch nicht mit Auflistung der bis dahin aufgetretenen Fehler!
Statt "Oh, da sind Sie aber echt mit einem Mängelauto geschlagen" kam ein "Sehen Sie, was wir schon an Geld bisher zugeschossen haben".
Außerdem ist die Dichtung nicht austauschbar, da im Bauteil fest integriert. 1200 DM für ein Austauschlenkgetriebe von Opel!
Zusammengefaßt: Über 6000 DM in 4 Jahren in Reparaturen gesteckt! Wir erinnern uns: Neupreis 42000 DM. Das sind also knapp 15 % davon in Reparaturen (ohne den Kulanzanteil). Wow!
Und dann fand ich durch Zufall das kleine Schild am Rahmen: Made by Ignatius Lopez! (Scherz! Der hat sich zum Glück nicht wirklich per Plakette verewigen dürfen! Aber wegen dem hat Opel damals ganz schön das Schwitzen gelernt! Meine Kulanzanträge waren nur ein Paar in einer wahren Flut! )
Mit diesem Opel bin ich echt reingefallen! Obwohl der Wagen selbst nichts dafür konnte. Der war leise, gut gefedert, fahrsicher, spurstabil und (für damalige Verhältnisse) innen groß. Optisch gefiel er mir auch! Das Design war auf schlanke Silhouette getrimmt.
Schick!
Naja! Ich habe ihn dann in Zahlung gegeben für ein anderes Auto.
Ich hatte noch eine Mängelliste der letzten Inspektion bei Opel, aus der sich weitere Kosten von etwa 2000 DM für die nächsten Monate ergeben hätten. Immerhin, nach über 5 Jahren war kein Rost an irgendeiner Stelle zu finden! Zumindest da hat Ignatius nicht gespart!
Aber es wurde richtig Zeit, dass der Vectra weg kam!
Lustig war, dass der Händler, der den Wagen in Zahlung nahm, ganz andere Mängel herausfand, aber nicht einen von der Liste.
War auch ein Honda-Händler! :)
Die kennen das bis heute ja nicht, dass an Autos was kaputt gehen kann! Also haben die wohl irgendwas zusammengeschrieben, um den Ankaufpreis zu drücken. Ich habe mit einem heimlichen Grinsen den Vertrag unterschrieben!
Wir tauschten den Wagen gegen einen Honda Jazz!
Wieso denn ein Kleinwagen?
Ich hatte mittlerweile einen Firmenwagen (Opel Astra G Kombi als 100 PS Diesel, der mir deutlich zeigte, dass Lopez seine Kündigung längst bekommen hatte!) und meine Frau wollte einen kleineren Wagen haben, in den der doch etwas große Teutonia-Kinderwagen unserer Tochter in den Kofferraum paßte. Beim Jazz paßte er!
Gekauft!
Wenn ich mir das Bild rechts anschaue.... schick finde ich den Vectra noch immer!
Wenn die Qualität stimmen würde.... ich würde den wieder kaufen! Aber dieses Mal besser motorisiert! Wegen der Ansprüche, und weil damals alles besser war! :)