Mein zweiter Omega ist nach einem Caravan jetzt eine Limousine mit dem Einstiegsmotor. Bewusst habe ich ein Fzg. ohne Extras gekauft, um die, wie bei jedem alten Fzg. übliche, Pannenanfälligkeit zu minimieren. Gleichzeitig steigen dadurch die ohnehin nicht üppigen Fahrleistungen und der Verbrauch ist im Vergleich zu einem voll ausgestatteten Wagen geringer. Ebenso haben die Magerausstattungen nicht das wirklich billig wirkende Plasteholzimitat, sondern die Mittelkonsole ist schlicht schwarz.
Motor:
+ Geringer Verbrauch bei normaler Fahrweise zwischen 7 und 8,5 l/100km.
+ für das große Auto ausreichendes Tempermanent, jedoch kein Sportwagen
+ einfach aufgebaut und zu warten (Ölwechsel dauert keine 10 Minuten, alles ist gut zugänglich)
+ relativ viel Drehmoment auch bei niedrigen Drehzahlen
- durch fehlende Ausgleichswellen Dröhnfrequenzen zwischen 3200 und 3800 U/min (auf BAB zwischen 125 und 140km/h im fünften Gang, am angenehmsten daher entweder schneller oder langsamer fahren)
Getriebe manuell 5 Gang:
+ lässt sich präzise schalten (gute Wartung vorausgesetzt, vergleichbar mit BMW- Schaltung)
+ Übersetzungen und Gangsprünge passen zusammen
Bremsen:
+ immer noch sehr gute Bremswirkung (im Vergleich zu "moderneren" Autos)
- ABS- Steuergeräte defektanfällig (gibt es aber gebraucht zu Schleuderpreisen, lassen sich auch beim Spezialisten reparieren, ca. 250€, Austausch auch für Laien kein Problem)
- Handbremse defektanfällig bei Nichtgebrauch (deshalb bei jedem Parken mmer gut anziehen)
Lenkung:
+ angenehm direkt mit guter Rückmeldung (zwar nicht ganz so gut wie bei BMW aber sehr dicht dran)
- im Vergleich zu modernen Fahrzeugen im Stand schwergängiger (bei geschwindigkeitsabhängiger Servo als Extra ist dies nicht der Fall)
Fahrwerk:
+ sehr hoher Fahrkomfort (eines der besten Limousinenfahrwerke, das ich kenne, braucht keinen Vergleich mit BMW scheuen)
+ sehr gute und berechenbare Straßenlage, im Grenzbereich leicht übersteuernd, aber gut beherrschbar
- bei sportlicher Fahrweise hohe Seitenneigung (hat allerdings nichts mit Unsportlichkeit zu tun)
Innenraum:
+ sehr bequeme Sitze (für mich immer noch ungeschlagen)
+ viel Platz vorne wie hinten
+ luftiger Innenraum mit guter Übersichtlichkeit (kein Vergleich zu modernen Schießscharten wie im Panzer)
+ großer Kofferraum
- teilweise schlechte Oberflächenhaltbarkeit (Schaltsack, Bedienfeld Lüftung wirft Blasen, kratzempfindliche Schalter, daher nicht mit Fingernagel drücken!)
- recht kleine Durchladeöffung (Höhe von 33cm, daher gehen gerade mal zwei Fahrräder rein)
Karosserie:
+ für mich optisch immer noch sehr ansprechend
+ windschlüpfrig
+ übersichtlich
- rostanfällig bei vernachlässigter Pflege
- Turfangbänder reißen bei Grobianen gerne aus (Tür bleibt dann nicht mehr selbstständig offen)
Worauf man beim Kauf achten sollte (nur Omega- spezifisch, was mir aufgefallen ist):
- Rost an den Türen (Unterkanten)
- Rost am Längsträger (an Befestigung der Lenksäule, ist von außen bei eingeschlagener Lenkung sichtbar, wenn es hier blüht, Finger weg)
- gerissene Frontscheiben können auf einen durchgerosteten Scheibenrahmen hinweisen, Plasteabdeckung anheben, wenn es braun ist, stehe lassen
- Schiebedach vermeiden (steigert Korrosionsanfälligkeit enorm, Innenraum kann feucht werden, wenn Abläufe verstopfen)
- bei Xenonlicht darauf achten, dass die Scheinwerferreinigungsanlage und die automatische Leuchtweitenregulierung funktioniert (letzt genannte meldet sich meist erst bei Beladung), ansonsten gibt's keinen TÜV
- Flexrohr sollte intakt sein (kostet beim FOH ca. 200€ Reparatur)
- ZV muss funktionieren
- Pixelfehler im Triple Info Display sind an der Tagesordnung (kann man tauschen oder reparieren oder abklemmen)
- unbedingt auf Ölundichtigkeiten achten, bei zweigeteilter Ölwanne ist der Reparaturaufwand enorm
- sind die Ablauföffnungen frei von Laub und Dreck? der Abfluss ist im rechten Längsträger, bei eingeschlagener Lenkung ist die Gummitülle sichtbar, in 95% der Fälle verstopft- ein ideales Rostnest und darüber hinaus läuft dann Wasser in den Innenraum auf der Beifahrerseite
- auf Fahrwerksgeräusche achten (Domlager, Spurstangenköpfe und Stabigelenke verschleißen gerne bei der Tiefer- und Breiter- Fraktion)
Mein Fazit:
Würde ich das Fzg. wieder kaufen?
Ja, vor allem bei den günstigen Preisen, da sollte man auch lieber einen gut gepflegten Rentnerwagen nehmen, der ist kaum teurer als ein ungepflegtes Exemplar.
Der 8V- Motor läuft zwar etwas rauh, dafür aber einfach und genügsam.
Fahrkomfort und Alltagstauglichkeit sind immer noch erstklassig und brauchen keinen Vergleich zu BMW zu scheuen, das Image ist leider ganz unten, so wie die Preise.
Wer selbst schrauben kann, hat ein günstiges Fzg. welches sich recht simpel reparieren lässt, Ersatzteile sind im freien Handel günstig.
Bei meinem eigenen ging im Laufe von 60.000km kaputt (bei 110.000km Gesamtfahrleistung):
Endtopf (normaler Verschleiß)
ZV- Stellmotor Beifahrertür
ABS- Steuergerät (Kontakt durchgeschmort, Ersatz hat 30€ gekostet)
Bremsen Vorderachse Klötze und Scheiben (normaler Verschleiß)