Vor etwa 1 Jahr hab ich mir den kleinen "Moppel" mit ca. 180.000km für kleines Geld gekauft und ich denke, ich kann jetzt ein paar Erfahrungen teilen.
Der Grund für die Anschaffung war der Wunsch nach einem möglichst praktischen Spaßmobil mit kompakten Außenmaßen, bei geringem Budget.
Erfüllt der Meriva OPC das... ja, bedingt.
Das Praktische (gilt für alle Meriva A):
Wichtig war mir ein gut zugänglicher, großer Kofferraum mit ebener Ladefläche bei umgeklappten Rücksitzen.
Hier glänzt der Moppel natürlich - quadratisch, praktisch, gut. :-)
Das Einladen von sperrigen Gegenständen klappt absolut problemlos.
Nur zu lang dürfen sie nicht sein, denn hier kommt das einzige ABER beim Kofferraum - die Ladefläche ist max. ca. 150m.
10-20cm mehr wären traumhaft, aber bei 4m Außenlänge wohl fast nicht möglich.
Erwähnt sei noch, daß beim OPC der (Recaro) Beifahrersitz nicht umklappbar ist... schade.
Das viel beworbene Sitzkonzept der Rücksitze überzeugt dafür und das Platzangebot auf der Rückbank ist für ein 4m Auto wirklich gut.
Auch vorne ist das Raumgefühl gut, die Sitzhöhe im Alltag sehr angenehm und die Bedienung simpel.
Leider ist das Lenkrad nicht axial verstellbar - für mich wirklich störend, da immer etwas zu weit entfernt.
Zudem fehlen mir ein paar praktische Ablagen im Innenraum, der Meriva ist ja eigentlich ein Familienfahrzeug.
Die Verarbeitungsqualität ist in Ordnung - nicht mehr und nicht weniger.
Der Motorraum ist sehr eng - der Austausch der Glühlampen wird zum Akrobatikakt, will man die Scheinwerfer nicht ausbauen.
Aus diesen Gründen kann der Meriva A im praktischen Teil nur bedingt überzeugen.
Kommen wir zum Sportlichen (gilt also nur für den Meriva OPC):
Das Sahnestück ist ganz sicher der Motor an sich.
Bei mir auch mit mittlerweile fast 200.000km topfit, trocken und leistungswillig.
Er läuft zudem seit fast 18.000km mit einer Softwareoptimierung auf ca. 210 PS und verbraucht trotzdem nahezu keim Öl !
(allerdings wird der Turbomotor auch ordentlich behandelt)
Mein Praxisverbrauch pendelt zw. 8,5 und 9,5 Litern, wobei ich nicht schleiche und viel Kurzstrecke fahre - das geht für über 200 PS, 1,4 Tonnen und den CW Wert eines Kühlschranks absolut in Ordnung.
(Ohne das Tuning wären es vermutlich ca. 0,5 l mehr.)
Unter Volllast sind nat. ganz andere Verbräuche an der Tagesordnung. ;-)
Das 6 Gang Getriebe ist gut gestuft und eher kurz übersetzt, mehr kann ich fairer Weise nicht dazu sagen, da man deutlich merkt, daß es schon viele Kilometer auf dem Buckel hat und von den Vorbesitzern wohl nicht immer geschont wurde...
Die Bremsanlage verzögert gut und läßt sich ordentlich dosieren, ist aber wärmeanfällig. Woran das genau liegt, kann ich nicht sagen, aber bei hohen Geschwindigkeiten und warmen Außentemp. spürt man Fading.
Fahrwerk und Lenkung hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck.
Das Lenkrad greift sich sehr angenehm und die Lenkung ist präziser als erwartet. Für einen Minivan im Grunde wirklich ok, im sportlichen Einsatz um die Mittellage aber doch nicht optimal.
Das Fahrwerk ist nur auf topfebenen Pisten akzeptabel, im Alltag ist es viel zu hart und polterig. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Zudem bleibt die Seitneigung des Wagens trotzdem deutlich ausgeprägt, das liegt nat. auch am Fahrzeugkonzept und der hohen Sitzposition, aber ich glaube, das hätte man geschickter lösen können.
Weniger Härte und geringere Seitneigung wären ideal.
Aber für einen Meriva ist das Meckern auf hohem Niveau - für eine sportliche und sichere Kurvenhatz reicht es allemal.
(wer allerdings viel auf schlechten Straßen unterwegs ist, sei gewarnt !)
Wirklich schlecht gelöst, ist dagegen die Gaspedalkennung im Serienzustand.
Hier wollten die Leute von OPC sicherlich noch mehr Sportlichkeit suggerieren, aber das ging gründlich in die Hose.
Im erste Viertel ist die Gasannahme viel zu heftig - dadurch muß man richtig üben, gefühlvoll anzufahren, damit der Wagen nicht wie von der Tarantel gestochen losschießt.
Gott sei Dank wurde das Problem durch die Softwareoptimierung deutlich entschärft.
Letzter Kritikpunkt - Wärmeableitung des Motors.
Fährt man den OPC wird schnell offensichtlich, daß der Mervia konzeptionell einfach nicht für einen 180 PS Turbomotor geeignet ist.
Der Motorraum ist so eng, daß es schon nach kurzer Fahrt zu einem Hitzestau kommt, was durch eifriges Werkeln des Lüfters auch regelmäßig quittiert wird.
Im Winter wird dieses Problem durch die geringen Außentemperaturen kaschiert, was mich dazu brachte, den Wagen zu tunen.
Nun erzeugt der Motor nat. noch mehr Wärme und als die Außentemperaturen stiegen, wurde ich mit dauerhaftem Lüftereinsatz im Stand und REDUZIERTER Leistung belohnt, da die Ansaugluft viel zu warm wird.
Ein größere Ladeluftkühler ist also Pflicht, falls man so etwas im Meriva plant.
(das ist mir aber zuviel Geld für so ein altes Auto, also hab ich im Winter 210 PS und im Sommer 150...) :-)
Dafür hatte ich, von Verschleißteilen abgesehen, bislang noch keine Reparaturen. Der Moppel hat zwar irgendein kleines Elektronikproblem, welches immer mal eine andere Kontrolllampe leuchten läßt, aber er läuft klaglos...
Als Fazit bleibt der Meriva ein praktisches Spaßmobil, mit annehmbaren Unterhaltskosten (von der Haftpflicht mal abgesehen) und einigen Schwächen im Detail.
Mehr Spaß für weniger Geld dürfte kaum möglich sein...