Die Kombi-Version des Opel Astra ist, was die Länge angeht, fast schon kein Kompakter mehr. Die Bedieneinheit in der Mittelkonsole ist ziemlich überladen und verlangt eine längere Eingewöhnung und Übung im Stand.
Genießen kann man den Astra im Sitzen, und das auch auf ganz langen Strecken, denn der Ergonomiesitz mit Gütesiegel kann vollauf überzeugen. Groß dimensioniert und mit ausziehbarer Beinauflage, prima ausgeformt und angenehm straff gepolstert. Auch die vielseitige manuelle Sitzverstellung ist voll okay und zusammen mit dem in Höhe und Weite verstellbaren Lenkrad findet wirklich jeder seine optimale Sitzposition.
Die gebotenen Platzverhältnisse sind für einen Kompakten sehr gut, auch der Ein- und Ausstieg gelingt problemlos. Und das gilt auch für die zweite Reihe, hier steht nur beim Raus die B-Säule ein wenig im Weg. Ansonsten sitze ich auch auf der Rückbank sehr gut, die beiden Außensitze sind sogar richtig gut ausgeformt, nur der Mittelsitz ist allenfalls als Notlösung zu gebrauchen. Zwei Erwachsene sitzen auch hinten sehr bequem, dank starker Aushöhlung der Sitzlehnen auch als 1,80 m Mensch hinter einem ebenso großen Fahrer. Selbst der Kopfraum reicht trotz des abfallenden Daches bei 1,85 m Körpergröße noch aus, die Kopfstützen sind aber schon vorher zu kurz.
Für alle Kleinigkeiten, die ich so ins Auto schleppe, sind zahlreiche Ablagen vorhanden, sogar für große Getränkeflaschen. Für alle größeren Gegenstände ist dann der große Kofferraum da, der durch eine weit öffnende Heckklappe mit dahinter liegender niedriger Ladekante gut zu erreichen ist. Unter dem soliden Boden steckt statt eines Reserverades ein weiteres Fach, klappbare Verzurrösen, ein Trenn-Netz und das tolle System mit seitlichen Schienen in zwei Höhen hilft im Ladealltag, u.a. um eine wasserdichte Box aufzunehmen.
Sind die Vordersitze nicht ganz nach hinten gefahren - was beim Astra sehr weit geht - dann lassen sich einfach die Sitzflächen hoch und anschließend die Lehnen vorklappen. Es entsteht ein nahezu ebener Ladeboden mit einer kleinen, 1 cm hohen Stufe. Die Rücksitzlehnen sind übrigens auch vom Kofferraum aus vorklappbar. Das einzige Manko habe ich in Form von spitzen Ecken an der Heckklappe entdeckt, an denen man sich bei seitlicher Annäherung böse Stoßen kann. Na ja, dass die Stoßstange auch gegen Ladekratzer ungeschützt ist, macht sich nicht ganz so gut, die Ladekante selbst ist gut abgedeckt.
Die breiten Dachsäulen, vor allem die sehr dick ausgefallene D-Säule schränkt die Rundumsicht deutlich ein. Auch die A-Säule fällt recht breit aus, da kann man schon mal ein ganzes Fahrzeug übersehen.
Wenn man schon Sports Tourer heißt, muss man auch entsprechend fahren. Und das kann der Astra Kombi perfekt. Die sportliche Grundabstimmung lässt den Rüsselsheimer richtig schnell durch Kurven eilen, da gibt sich der dynamische Lastesel keine Blöße, mit ganz wenig Untersteuern ist er stets sehr gutmütig - spätestens jetzt weiß ic die sportlichen Sitze sehr zu schätzen.
Auch auf schlechten Straßen liegt der Astra Kombi sehr gut, auf der Autobahn zeigt er sein Talent als Langstreckenfahrzeug, überzeugt mit gutem Geradeauslauf und auch wenn man es gemütlicher angehen lässt braucht man Schlaglöcher und Co. nicht fürchten, der Opel bügelt die meisten Straßenunebenheiten sauber weg. Hinzu kommt ein normalerweise sehr zurückhaltender Motorsound, wenig Wind- und Abrollgeräusche.
Aus dem breiten Motorenangebot war mein Fahrzeug mit dem 140 PS starken 1,4 Liter Turbo-Motor ausgestattet, der gut zur Ausstattungslinie Sport passt, den Kombi richtig flott macht. Die Pferdchen geben sich beim Kaltstart noch etwas rau, arbeiten bei Betriebstemperatur aber sehr kultiviert, werden dann selbst gefordert nur dezent kernig, sorgen für einen schönen Sound. Und sie hängen prima am Gas. Fein ist, dass der Motor ohne Turboloch auskommt.
Auf der anderen Seite kann ich den 1.4 Turbo auch schön niedertourig bewegen, die Schaltempfehlung weist aber nur den Weg nach oben. Und so habe ich es in der Hand, oder genauer gesagt im Gasfuß, ob ich den Astra Sports Tourer mit 8,2 Litern im Stadt-Land-Mix bewegen, oder deutlich darunter. Überland sind auch 6,8 Liter bei flotter Fahrt drin.
Viel Spaß hat auch die knackige Sechsgang-Schaltung gemacht, die auf kurzen, exakten Wegen die Gangwechsel ermöglicht. Dabei zeigt sich die Abstufung zumindest der kürzer übersetzen unteren Gänge gut zum sportlichen Charakter des Fahrzeugs passend, die oberen Gänge wurden mit Blick auf den Verbrauch etwas länger ausgelegt, was dem Turbo natürlich einiges von seiner Spritzigkeit nimmt. Die Topspeed kann praktisch schon im vierten Gang erreicht werden, bis hierhin zeigt sich der Motor mit ausreichend Drehzahl richtig spritzig. Eine Start-Stop-Automatik vermisse ich, die vor allem in der Stadt helfen würde, Sprit zu sparen.