An einem kühlen, nebligen Wintertag schmilzt die Reichweite eines E-Autos fast wie ein Schneemann an der Sonne. Doch wenn man mal die Agglomeration verlässt und in hügeligen Landen unterwegs ist..., wie weit kommt man dann wirklich? Ja, es kommt sehr darauf an wie effizient man fährt und ob man (Fahr)Spass daran hat, die Topographie zum Rekuperieren zu nutzen. 'Mein' LEAF war bei der Übernahme vermutlich nicht 100% geladen, denn nach 5 sanft gefahrenen Kilometern war bereits ein Balken (oder 'grosso modo' 2 kWh) weg. Nach 48 Tachokilometern sprang die Tankanzeige schon auf halb (noch 6 Balken). Der LEAF fährt sich sehr komfortabel und leise. Und das Konsultieren des Energie-Monitors fördert den Kurzweil beim gemächlichen Fahren. Die 2. Hälfte der Tankanzeige, also Balken 6 bis Null ergaben dann nochmals 87 Kilometer. Okay, der letzte Balken 'verschwand' 21 km bevor ich die 220V Steckdose ansteuerte. Nach 108 km Fahrt erschien die 'low battery' Warnung. Diese erscheint nach ca. 18.9 kWh (oder bei noch nutzbaren 3 1/2 kWh). Bei km 129 erschien die 'very low battery' Warnung (jetzt sind noch gut 1 1/2 kWh ausfahrbar). Gute Rechner ermitteln wie weit sie zwischen 'niedrigem' und 'sehr niedrigem' Batteriestand gefahren sind (bei mir waren's 19 km) und rechnen sich dann aus bei welchem km-Stand tatsächlich Schluss ist. Das kann wichtig sein denn kurz vor der 'very low' Warnung zeigt der Monitor keine Restreichweite, sondern nur noch **** an... Die Schildkröte kommt spät, sehr spät!!! Und wenn die kommt, dann wird die Motorleistung reduziert und die letzte halbe kWh 'angeknabbert'. Als ich bei km 135.2 (gespickt mit 1200 Höhenmetern) 'meinen' LEAF mit Strom zu versorgen begann, war 'the turtle' zum Glück noch nicht erschienen...
Wer also mit dem NISSAN LEAF ohne Strom stehen bleibt hat schlicht zu viele Warnungen missachtet und ist m.E. selber schuld. Der LEAF meint es gut mit dem Fahrer und meldet wirklich frühzeitig und in mehreren Stufen bevor 'der Saft ausgeht'.
Bei Überlandfahrten macht es trotzdem Sinn sich im Voraus den Standort von geeigneten Stromzapfstellen zu merken. Denn wer mit einer normalen 220V Steckdose 'tankt' der kriegt pro Stunde nur 10 Kilometer rein. Mit Schnell-Ladestationen geht das künftig 20x flotter.
Die Aussenform des LEAF gefällt nicht allen aber der Wagen ist ja auch ein 'Sonderling'.
So ist eine Kaufempfehlung schwierig. Für denselben Preis gibt's zwar n'en Powerdiesel aber kein ebenbürtiges E-Auto. Man muss den LEAF fahren und abchecken ob sich dessen Potenzial mit den eigenen Mobilitätsbedürfnissen vereinbaren lassen.
2013 kommt bereits eine um 80 kg abgespeckte Version mit effizienteren Batterien und noch besserer Rekuperation und Heizung auf den Markt...
Und - am 2. September startete ich mit dem 13er Modell zu einem Reichweitentest. ECO Taste an und moeglichst energetische Fahrweise auf einer 187 km Runde von Urdorf bei Zuerich zurueck nach Urdorf...
48 Ortsdurchfahrten und 1450 kumulative Hoehenmeter wurden in 4.2 Stunden bewaeltigt. Die Tempolimits lagen meist bei 50/60 in Ausnahmefaellen bei 80 km/h.
Bei km 179 wechselte die Batterie-Anzeige von 2/12 auf 1/12. Auf einem Industrieareal befuhr ich nach 187 km noch eine 1.2 km Rundstrecke. Bei 200.3 km verschwand auch der letzte Balken und bei 217.6 km erschien die Schildkroete. Zeit an die nahe Stromtankstelle zu fahren welche ich bei km 218.1 erreichte. Von der Meldung 'niedriger Batteriestand' bis leer konnte ich noch 62 km zuruecklegen. Fazit: Wer's darauf anlegt kann auch im Alltagsverkehr die 200 km Marke knacken. Geschickte Routenwahl und Innerortstempi, sowie Kenntnis der Ladestand-Anzeigenfolge um gegebenenfalls auch die letzten 3.6 kWh (ab low battery) zu nutzen, helfen dabei. 8-ung: Diese Abfolge scheint im 13er LEAF etwas anders gesteuert zu sein als im Vorjahresmodell. Wer aber nur 100 km zuruecklegen muss kann auch mal beherzt Gas geben...
Nochmals zur 'Schildkröte' im 2013er LEAF:
Im Gegensatz zum Mitsubishi iMiEV erscheint diese im LEAF zu spät um sich noch nach einer Lademöglichkeit umzusehen. Also: Sobald der letzte Balken verschwindet sollte man eine Ladestation ansteuern. Wer nach Verschwinden des letzten Balkens auf Tempo 30 (!) reduziert, hat dann immerhin noch gut 15 km (oder ca. eine halbe Stunde) 'im Köcher'...