Ich fahre meinen Honda Prelude VTEC nun schon seit 10 Jahren und überlege mir seit einiger Zeit einen 350Z anzuschaffen. Dieses Wochenende hatte ich das Vergnügen einen ebensolchen auf eine ca. 400 km lange Probefahrt über die Schwäbische Alb zu entführen. Und das hat sich wirklich gelohnt! Jeder, der die Gelegenheit hat, sollte den Wagen mal gefahren sein - ein beeindruckendes Auto.
Es ist fast schon schwierig hier eine Bewertung abzugeben, weil die Entscheidung für diesen Wagen mit Sicherheit keine rein vernunftgesteuerte ist. Da sagt der Bauch "Ich brauche das Teil" oder eben nicht. Leider ist dieser Bericht abartig lang geworden, deshalb vorab die Vor- und Nachteile. Wer dann noch mag kann weiterlesen ;-)
Vorteile:
+ Sehr gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis
+ Klasse Fahrleistungen
+ Exzellente Bremsen
+ Bullige Optik
Nachteile:
- Kofferraum langgestreckt und flach
- Aussteigen in engen Parklücken schwierig
- Alberner Schalt-Indikator
- Fehlende Elastizität im 6. Gang
Preis-/ Leistungsverhältnis
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In meinen Augen unschlagbar. Man bekommt kein anderes ordentliches Auto mit solchen Fahrleistungen zu diesem Preis: 3,5 Liter V6 Motor, 313 PS, 0-100 km/h in 5,7 Sekunden. Damit ist er von den Fahrleistungen auf Porsche-Niveau: 0,4 Sekunden besser als ein Cayman oder Boxster (6,1 Sekunden) - bei 10.000 Euro geringerem Preis. Einen 350Z bekommt man ab 38.190,- EUR.
Ok, ist kein Porsche, aber kann mindestens die kleineneren von denen auf der Geraden abhängen ;-)
Design & Styling
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Ich persönlich finde den Wagen sehr gelungen. Das gilt natürlich insbesondere für die Außenansicht mit der bulligen Schnauze und dem extremen Grill - aber auch für die Seitenlinie und das Heck. Die senkrecht stehenden Blinker vorne machen was her. Er wirkt bullig, aggressiv - nicht elegant.
Der Innenraum ist ebenfalls sehr schön, ich könnte mir sogar vorstellen, daß man sich an dem (optional erhältlichen) leicht orangen Leder nicht sattsieht. Die Bedienknöpfe und -hebel sind originell , edel und funktional - mit hübschen Metall-Elementen (oder zumindest etwas optisch vergleichbarem ;-)
Das Armaturenbrett ist aufgeräumt, Drehzahlmesser zentral wo er bei einem solchen Auto hingehört. Zusätzliche Instrumente oben mittig zeigen Geschwindigkeit (zusätzlich digital), Öldruck und Ladespannung.
Die Leucht-Farbe der Armaturen ist bernstein - ja, man fühlt sich ein klein wenig in die frühen Tage der Computer zurückversetzt. In die Zeit bevor die Bildschirme weiß und kurz nachdem sie grün waren.
Der Tempomat ist wunderbar einfach vom Lenkrad aus bedienbar.
Störend sind zwei Dinge:
Die mit Abstand auffälligste und hellste Anzeige ist der Kilometer-/ Tageskilometerzähler. Schwarze Schrift auf einem hell leuchtenden Bernstein-Rechteck. Warum?
Das zweite störende Element ist das (im "Pack" serienmäßige) Bose-Radio. Sieht aus wie ein Elta von Anfang 90, Plastik durch und durch. Dafür ist es klanglich sehr gut und sehr angenehm vom Lenkrad aus bedienbar.
Verarbeitungsqualität
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Soweit ich das bei meiner zweitägigen Probefahrt beurteilen konnte alles wunderbar. Wirkt alles sehr stabil und gut verarbeitet, nicht klappert oder wackelt. Die Querverstrebungen im Motorraum und im Kofferraum geben Stabilität und Vertrauen.
Sparsamer Verbrauch
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Nunja... nicht gerade das erste worauf man bei diesem Auto schaut. Wichtig zu wissen: der Wagen will ausschließlich SuperPlus und gerade bei diesem Wagen dürfte der Verbrauch extrem von der Fahrweise abhängen. Wenn man ihn so benutzt wie er eigentlich gebaut ist - also hochtourig brüllend - dann dürfte man in die Nähe der 18 Liter und darüber kommen. Autobahnstrecken mit 140-160 km/h müßte der Wagen dank 6-Gang-Getriebe mit unter 10 Litern schaffen
Motorisierung und Fahrgefühl
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Dreht man den 313 PS Motor über 4000 Umdrehungen bis U-Max (7500), dann entfaltet der Wagen beeindruckende Kräfte. Besonders kurvige Bergstraßen sind mit dem 350Z ein Genuß. Man entdeckt Stellen zum Überholen, die man vorher nie in Betracht gezogen hätte - einfach weil man jetzt ähnlich schnell am Vordermann vorbeifliegt wie es sonst Motorräder tun.
Dabei ist das Fahrwerk sehr straff und vermittelt einem jederzeit das Gefühl man könne den Wagen gar nicht von der Straße schmeißen - selbst wenn man es darauf anlegen würde.
Mein Lieblingselement an dem Auto sind allerdings die (serienmäßigen) Brembo-Bremsen. Nicht nur packen die bei Bedarf richtig zu (das können Audi A4-Bremsen auch), sondern man kann sie außerdem äußerst fein dosieren. Meiner Erfahrung nach sind die Audi-Bremsen eher ja/nein... heftig oder gar nicht.
Für Fahrten auf der Rennstrecke oder freie Bergstraßen ist der Wagen also großartig geeignet.
Servo-Lenkung: Grundsätzlich sehr angenehm: leicht bei niedriger Geschwindigkeit, straffer bei hoher. In langgezogenen Kurven bei hoher Geschwindigkeit muß man allerdings schon einiges an Kraft aufwenden um das Lenkrad zu halten. Das gibt zwar gutes Feedback wo die Fliehkräfte den Wagen eigentlich hinhaben wollen, ist aber fast schon unangenehm anstrengend.
Negativ aufgefallen ist, daß der Wagen selbst bei niedrigen Drehzahlen (4. Gang mit 50 km/h, ca. 1500 U/min) so klingt wie andere Autos bei 3000 und mehr. Man hat also ständig das Gefühl den Wagen hochtourig zu bewegen - selbst wenn man das nicht tut. Sicherlich wird man sich daran gewöhnen, aber in den ersten paar Stunden hat man selbst bei niedrigsten Drehzahlen das Gefühl den Wagen zu quälen. Ich bin mit meinem Honda Prelude die Drehmaschinen gewöhnt, der dreht wirklich hoch. Wenn man diesen allerdings in den unteren Drehzahlen bewegt, dann klingt er auch so: satt und tief. Das tut der 350Z für meine Begriffe nie (außen ist eine andere Geschichte: sehr schöner Klang).
Was mir allerdings besonders unangenehm aufgefallen ist, das ist der Schalt-Indikator. Laut Prospekt soll dieses im Drehzahlmesser verbaute rote Lämpchen an meinen Fahrstil angepasst genau dann leuchten, wenn das Schalten empfohlen wird. Ich habe nichts verstellt, sondern so übernommen wie es eingestellt war. Nun dreht ein 350Z maximal 7500 Umdrehungen (analog Honda Prelude VTEC). Und er ist ganz eindeutig ein Sportwagen. Warum also blinkt mich der Indikator schon bei 4000 Umdrehungen wild und aufdringlich an? Zusammen mit dem immer hochdrehend klingenden Motor muß man sich also förmlich überwinden den Wagen mal in die Gegend der 7000 Umdrehungen zu bringen. Wenn man das allerdings tut, dann wird der Wagen nicht nur laut, sondern zeigt seine 313 PS sehr deutlich und begeistert.
Richtig witzig wurde der Indikator auf der Autobahn: bei 200 km/h im 6ten Gang fängt plötzlich der Schaltindikator an zu blinken - 4000 Umdrehungen... Hallo? Habt Ihr einen siebten Gang, der auf dem Schaltknüppel nicht verzeichnet ist? Wo soll ich denn hinschalten?
Mir fehlte bei dem 6. Gang auch die Elastizität. Wenn man von 130 km/h wieder schneller werden möchte, sollte man schon runterschalten. In den unteren Drehzahlen bewegt sich der 350Z eher gemütlich (aber wahrscheinlich sparsam).
Alltagstauglichkeit
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Wie bei einem Sportwagen nicht anders zu erwarten gibt es einige Kritikpunkte was die Alltagstauglichkeit angeht - schließlich ist das nicht der Hauptfocus des Autos.
Kofferraum:
Hinter einer sehr hohen Ladekante verbirgt sich ein langgezogener flacher Kofferraum, der sich bis direkt hinter die Vordersitze erstreckt (der 350Z hat keine Rückbank, auch keine Notsitze). Auffälligstes Mermal ist die quer verbaute massive Strebe zur Verbesserung der Steifigkeit. Diese Strebe sitzt quasi direkt in der Mitte des Laderaums. Man stellt sich unweigerlich die ernstgemeinte Frage, ob ein Kasten Sprudel wirklich hochkant da rein passt. Das habe ich nicht ausprobiert, denke es könnte knapp reichen. Wesentlich höhere Sachen wird man aber definitiv in diesem Kofferraum nicht unterbringen.
Übersichtlichkeit:
Nach vorne und links zur Seite: wunderbar. Beim Blick in den Rückspiegel glaubt man seinen Augen kaum: man kann die Insassen von nachfolgenden PKWs nicht im Rückspiegel sehen, nur die Scheinwerfer des Autos. Und das auch bei ganz normalen Limousinen.
Staufahren:
Das 6-Gang-Getriebe ist für meinen Geschmack untenrum ziemlich kurz. Der 4. Gang ist definitiv auch innerorts zu gebrauchen, der Wagen dreht dabei mit 60 km/h um die knapp 2000. Das empfiehlt sich sogar. Denn die ersten 3 Gänge reagieren wahnsinnig empfindlich beim Wechsel von Schub/Rollen auf leichtes Gas. So kommt man in den ersten 3 Gängen nicht umhin immer leicht zu nicken, wenn man auch noch so vorsichtig mit dem Gas umgeht. Das kann insbesondere im Stau sehr unangenehm werden.
Parken:
Wie bei fast allen modernen Autos ist es unmöglich beim Rückwärtsfahren das Heck zu sehen - insofern empfiehlt sich wahrscheinlich sogar die optional erhältliche Einparkhilfe.
In Parkhäusern oder allgemein engen Parkplätzen wird es richtig problematisch. Denn wenn man ungefähr meine Größe hat (ca. 1,70), muß der Sitz ziemlich weit nach vorne. Dadurch verlagert sich der Zweitürer-typische Spalt durch den man sich bei leicht geöffneter Tür nach außen quetschen muß noch weiter nach hinten. Nur bei blitzsauberem Auto schafft man das ohne sich einzusauen.
Nebenbei: Ist man größer als ich, wird der Wagen innen schon ein wenig eng.
Günstige Unterhaltskosten
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Kann ich nach einer Probefahrt schlecht beurteilen. Allerdings schlägt SuperPlus, der Hubraum von 3,5 Litern und die pure Motorleistung sicherlich auf den Geldbeutel. Die Bremsen sind nach Aussage des Händlers sehr haltbar, dann aber sehr teuer. Die Bremsbeläge sind eben ihr Geld wert.
Wie gesagt:
Einen 350Z kauft man sich nicht aus Vernunftgründen. Und wenn man sich in den Wagen verkuckt hat, wird man vieles gerne für den günstigen Preis in Kauf nehmen und statt sich zu ärgern die ausgesprochenen Fahrqualitäten dieses Autos würdigen. Jedem der ein solches Auto sein Eigen nennt: meinen Glückwunsch - ist ein scharfes Gerät.