Erfahrungsbericht MINI Clubman Cooper SD (143 PS) von lexi.lind, Dezember 2018
Eigentlich ist es ja paradox, einen "langen" Mini anzubieten. Ohnehin wirkt selbst der normale Mini geradezu riesig, wenn man ihn nur mal neben seinen Urahn stellt. Doch auch der Clubman folgt ganz Mini-typisch alten Traditionen.
Von vorne ist der Mini Clubman praktisch nicht von seinen kürzeren Brüdern zu unterscheiden, erst in der Seitenansicht wird der Unterschied durch deutlich mehr Länge sichtbar, und offenbart sogleich eine markante Besonderheit. Denn der Clubman hat nur drei Türen, eigentlich sind es sogar nur zweieinhalb.
So hab ich nur auf der Beifahrerseite eine kleine schmale zusätzliche Tür angesetzt, die hinten angeschlagen ist und gegenläufig zur vorderen Tür öffnet. Aus Sicherheitsgründen geht das nur, wenn auch die Vordertür geöffnet ist. Durch den Wegfall des Türholms wird eine große Einstiegsöffnung frei, die den Einstieg spürbar erleichtert.
In Anlehnung an frühere Minis wurde hinten eine zweiflüglige Tür verbaut. Mit den Türen teilt sich natürlich auch das Heckfenster, in jeder Hälfte ist ein kleiner Scheibenwischer montiert. Die Türen öffnen bis weit nach außen über die Fahrzeugkontur hinaus, die eigentliche Laderaumöffnung ist dann aber durch die schräg stehenden Seitenfenster und die unteren runden Ausformungen doch stark eingeschränkt. Wen soll es stören, ein richtiger Kombi will der Lifestyle-Mini sowieso nicht sein.
Aber ohne Zweifel geht jetzt deutlich mehr rein. Und klappe ich die Rücksitzlehnen um, dann ist es sogar richtig viel Stauraum. Für die Gepäckraumabdeckung hätte ich mir statt der Klapp-Lösung lieber ein Rollo gewünscht. Während die Ladekante gut geschützt ist, muss die Stoßstange bei jedem Ladevorgang um ihren schönen Lack fürchten.
Um Deine Kniescheiben muss ich mich mit meinen 1.80 Meter auch nicht auf der Rückbank fürchten. Der Beifahrersitz fährt weit genug vor - und merkt sich auch die ursprüngliche Stellung – und so komme ich dank der zusätzlichen Tür bequem von und nach hinten. Ungeschickte Naturen schaffen es aber, sich im Beifahrer-Gurt zu verheddern, der in der türintegrierten B-Säule verläuft.
Der Rest ist dann ganz Mini. Mit viel Liebe zum Detail ist der Innenraum gestaltet, finden feine Materialien bis hin zum gebürsteten Alu in hochwertiger, massiver Verarbeitung Verwendung. Nur die Bedienelemente im Lenkrad wirken ein bisschen billig wie aus einem Ü-Ei.
Die Sitze sind straff gepolstert und gut ausgeformt, geben guten Seitenhalt, sind aber für breitgebaute Menschen etwas knapp geschnitten und auch die Beinauflage ist etwas zu kurz. Vor allem durch die Mittelarmlehne ist die manuelle Sitzverstellung etwas beengt. Und immer wieder zu Verwechslungen kommt es beim Verstellen der Radio-Lautstärke. Kann ich als Fahrer noch auf die Lenkradfernbedienung ausweichen, bleibt dem Beifahrer nur der Griff zum Radio - und der Drehregler dort ist eben nicht für die Lautstärke sondern verstellt den Sender. Ganz unverständlich ist der Lautstärkeregler viel weiter unten angebracht.
Ein Mini, noch dazu als Cooper, muss einfach ein straffes Fahrwerk haben.
Entsprechend knallen natürlich grobe Schlaglöcher wie Faustschläge nach innen. Aber wen soll das stören?
In Verbindung mit der extrem direkten, straffen Lenkung wieselt der Clubman unglaublich zackig um die Ecken, das etwas längere Heck ist nicht zu spüren. So muss ein Mini sein, und wer es ebenfalls ganz flott liebt, der schaltet das DSC aus und fährt sich in einen Rausch. Der Diesel unter der Haube ist dabei absolut kein Spaßverderber.