Ich fahre seit April 2005 einen blauen MG ZT-T 190. Das Fahrzeug war einen Tageszulassung der Rover Deutschland GmbH in Neuss und hatte gerade mal 50km auf der Uhr. Von außen betrachtet ist das Auto ein echter Hingucker. Anders als der Serien-Tourer vom 75 fehlen die Chromzierleisten, er steht auf serienmäßigen 18-Zöllern, ist von Haus aus bereits 15mm tiefer gelegt und unterscheidet sich vom Serien-Tourer am deutlichsten in der Frontpartie, wo er ein Wabengittergrill sowohl im Kühler als auch in der Frontschürze zeigt. Die 4 Scheinwerfer (2x Xenon-Abblendlicht, 2x Fern- und Standlicht) und der Zuschnitt der Motorhaube bewirken einen bösen Blick. Das Öffnen der Türen ist ein Genuß, sie wirken schwer und vermitteln nach dem Einstieg und dem satten Schließgeräusch einen Hauch von Unzerstörbarkeit. Dazu tägt sicher auch das Wissen um die im Auto ringsum serienmäßig verbauten 8Airbags bei.
Ich habe meinen Tourer mit getönten Scheiben ab der B-Säule veredelt und fahre im Sommer mit Radträgern von MontBlanc auf der Dachreling herum, die sehr gut zum Fahrzeug passen. Am Heck gibt es eine schicke Heckschürze mit Alu-Hitzeschutzschild über dem doppelflutigen Auspuff. Die Heckscheibe geht, der Liason mit BMW sei dank, separat zu öffnen. So kann man einfach kleine Gegenstände in den Kofferraum einladen, ohne die "große Klappe" zu öffnen.
Innen ist alles aufgeräumt, die Seitenlinie ist hoch, die Fenster inkl. Frontscheibe wirken gedrungen und verstärken den sportlichen Eindruck. Die Mittelkonsole ist relativ groß ausgefallen, das serienmäßige Radio und die Klimaautomatik mit den großen Bedienknöpfen wirken aber gut darin. Auch ein ausschwenkbarer Getränkehalter sind in der Konsole untergebracht. Über ihr thront die analoge Zeigeruhr, ein Relikt aus alten britischen Automobilzeiten. Sieht aber wirklich klasse aus, wie die weiße Unterlegung aller Instrumente bei eingeschalteter Beleuchtung (außer Radio und Klimaanalge, diese sind rot unterlegt). Der Tacho geht bis 260, etwas "übertrieben", aber 230km/h laut Tacho sind ohne viel Mühe machbar. Das Radio (serienmäßig von Alpine) lässt eine Loudness-Funktion vermissen, wodurch bei Zimmerlautstärke eine satter Bass fehlt. Das können die Serienradios in Mercedes C-Klasse oder ähnlich weitaus besser. Die Sitzposition ist in den Teilledersitzen ausgezeichnet, man sitzt sportlich straff mit gutem Seitenhalt, aber nicht unbequem. Das Lederlenkrad ist sowohl axial wie vertikal verstellbar. Hat man sich aber einmal eingerichtet, die Spiegel elektrisch eingestellt,den Gurt angelegt und den Zündschlüssel zwei Stufen durchgedreht, erwacht der 6-Zylinder mit 2,5l Hubraum und 190PS zum Leben. Das unterschwellige Fauchen des Triebwerks lässt einen den etwas faden Sound des Serienradios vergessen, ja man schaltet es sogar aus. Lupft man das etwas mit Widerstand gehende Gaspedal an, wird das Fauchen des Motors deutlich vernehmbar, jedoch ohne Dröhnen. Das Geräusch hat Suchtpotenzial.
Nun den Gang einlegen und los kann es gehen. Der 6-Zylinder erweist sich als ein "Nicht-Ampel-Sprinter". Es dauert mindestens bis 3000Umdrehungen, ehe die elektrische Ansaugwegverstellung ein etwas willigeres und zügigeres Hochdrehen bewirkt. Der Wagen beschleunigt spürbar weniger explosiv wie ein 130PS-Diesel mit 300Nm, der MG verfügt nur über 245Nm. Er zieht aber über fast das gesamte Drehzahlband gut und gleichmäßig durch, die Geräusche des Motors in Verbindung mit dem serienmäßigen Sportauspuff sind, wie vorher bereits erwähnt, einfach Spitze. Nach knapp 9Sek. ist 100 erreicht, die Spitze liegt bei 230km/h laut Tacho, bei leicht abschüssiger Autobahn hatte ich auch schon 240 anstehen. Allerdings dreht der Motor, aufgrund der kurzen Übersetzung des 5.Gangs, bei fast 7000U/min. Klar, das 2,5l Hubraum in Verbindung mit solchen Drehzahlen Spritverbräuche bis 15l/100km bewirken (Volllast). Aber wer sich zusammenreißt, mit 100-120km/h "cruisen" kann, kann das Auto auch mit 8l auf 100km fahren. Für einen 1,6-Tonner ein guter Wert. Wäre das Getriebe länger übersetzt (wie beim BMW5er), würde er auch weniger brauchen. Die Geräuschkulisse (Wind) bleibt bis etwa knapp 200km/h "normal", ab dann wird die Unterhaltung im Auto zu einem etwas lauterem Unterfangen. Aber spätestens bei derartigen Geschwindigkeiten sollte sich, der Fahrer zumindest, lieber auf das Geschehen auf der Straße konzentrieren, als auf den Smalltalk im Auto...Ich gebe an dieser Stelle aber zu bedenken, dass es sich bei meinem Fahrzeug um einen Tourer handelt (ZT-T), der von Haus aus im Innenraum etwas lauter ist, als die vergleichbare Limousine.
Auf kurvigen Landstraßen fühlt er sich am wohlsten, das Fahrwerk ist nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, die Seitenneigung bleibt auch in zügig gefahrenen Kurven akzeptabel niedrig. Um "die Freude am Fahren" zu steigern empfiehlt es sich, das Triebwerk immer etwas über 3000U/min zu halten. Die Lenkung ist direkt, knackig und vermittelt guten Kontakt zum Geschehen an der Vorderachse. Der Wagen neigt leicht zum Untersteuern, die Serienbereifung von Michelin tendieren bei Nässe zu schwächeln. Entsprechende Contis sind weitaus besser, laufruhiger und wirken auch etwas breiter als die sehr schmal wirkenden Michelin, die trotzdem mit 225/45R18 daher kommen. Die Klimaanlage arbeitet gut, wenngleich ihr Zuschalten einen Leistungsabfall bewirkt und den Spritverbrauch etwas anhebt. Natürlich muss man 1,6Tonnen Leergewicht auch standesgemäß abbremsen können. Hierfür wurde eine solide Bremsanlage verbaut, 4x Scheibe, 4x innenbelüftet, vorn mit 325mm Scheibendurchmesser. Sie wurde vom 3er BMW übernommen ("BMW" steht sogar auf den Bremssätteln) und verzögert ordentlich, Voraussetzung ist aber, dass der Fahrer keine Angst davor hat, die gut dosierbare Bremse mit einem beherzten Tritt auf das Pedal zu fordern.
Im Innenraum ist ausreichend Platz für 4 Erwachsene. Ich bin auch schon mit 3 Freunden und vollgepacktem Kofferraum in den Urlaub gefahren - ich denke die Tatsache, dass während der Fahrt alle 3 im Auto geschlafen haben, spricht für den Wagen, oder? Der Kofferraum ist aber nur Durchschnitt und ist eher so groß wie der eines Life-Stile Kombis á la BMW3er. Ford Mondeo Turnier oder Opel Vectra Caravan haben weitaus mehr zu bieten. Aber wie gesagt, ich hab auch schon das Gepäck von 4 Erwachsenen (zur Winterzeit mit dicken Klamotten!) weggebracht, ohne das irgendwas auf der Rückbank zwischen den Passagieren untergebracht werden musste.
Das Einzige, was mich an diesem Wagen stört ist die mangelhafte Qualität der Chromteile (Türgriffe) und Typenbezeichnung am Heck. Nach 2 "gefahrenen" Wintern blüht es unter dem Chrom und die Türgriffe fangen trotz Pflege an unschön auszusehen. Aber das ist wie gesagt das einzig negative, was ich zu dem Auto sagen kann. Über den Spritverbrauch zu diskutieren wäre Schwachsinn - wer sich für ein Auto mit 1,6Tonnen Leergewicht, fast 4,80m Länge, 18-Zoll-Bereifung und einem immerhin 2,5l 6-Zylinder entscheidet, darf nicht Verbräuche von 6l/100km erwarten! Außerdem hat man es mit der Wahl des Fahrstils meist selbst in der Hand.
Resümee: Das Auto ist für Leute mit dem Hang zum Individuellen - das Design ist nicht alltäglich. Wer Fan britischer Automobil-Designkunst ist, der ist hier richtig. Mit dem MG kann Man(n) abends ebenso stilvoll vor dem Theater vorfahren, wie am nächsten Vormittag auf der Rennstrecke...Dabei werden ihm die Blicke vieler Autofans sicher sein, die dieses Auto noch nie vorher bewußt wahrgenommen, geschweige denn überhaupt schon einmal gesehen haben. Ich würde mir das Auto jederzeit wieder kaufen, soviel steht fest.