Autofahrer neigen dazu, ein Fahrzeug vorzugsweise nach dem Spritverbrauch zu beurteilen. Sinnvoller (und ehrlicher) ist dagegen eine Gesamtschau auf ALLE Kosten. Und da steht die letzte Baureihe des R129 gar nicht schlecht da.
Ich habe mir 2005 einen SL 500 in der seltenen "Special Edition" (nur 500 Exemplare in der Farbkombination "aussen obsidianschwarz, innen feuerotes Leder, alle gebaut Mitte 1998) gegönnt. Bei ebay zufällig gefunden und für 20.500 EUR nach der Beschreibung des Anbieters unbesehen "geschossen". Alles andere als ein schlechter Preis für ein 7 Jahre altes, scheckheftgepflegtes Luxusauto mit gerade mal 80.000 km auf der Uhr, das sieben Jahre früher fast 90.000 EUR gekostet hatte. Ein neuer Golf ist teurer - und langweiliger.
Zuvor hatte ich 5 E-Klassen der W211-er Serie. Und mit allen irgendwelche Probleme in Sachen Elektronik und Verarbeitungsqualität. Kein echter Mercedes mehr; zu deutlich war diesen Autos anzumerken, dass der damalige Mercedes-Chef Schrempp mehr seinen Aktienkurs als die sprichwörtliche Mercedes-Qualität im Auge hatte.
Der R129 dagegen ist noch ein "richtiger" Mercedes aus der Ära von Schrempps Vorgänger Edzard Reuter. Alles scheint für die Ewigkeit gemacht, schnörkellos und solide. Und eine 5-Liter V8-Maschine, die bei halbwegs pfleglicher Behandlung und Wartung kaum umzubringen ist.
Nein, der SL ist KEIN Sportwagen, sondern ein Cruiser mit fast 2 Tonnen Leergewicht. Wer glaubt, die vorhandenen 320 PS laufend abrufen zu müssen, bezahlt auch entsprechend viel an der Tankstelle; 20 Liter und mehr auf 100 Kilometer sind dann keine Seltenheit. Wir benutzen dieses Fahrzeug ganzjährig seit knapp 50.000 Kilometern am liebsten mit offenem Verdeck (bei Aussentemperaturen ab 5 Grad) und haben eine Menge Spass dabei. Wer seinen rechten Fuss unter Kontrolle hat, kommt dann auch mit 11 Litern auf 100 Kilometer aus. Das mögen zwar immer noch 3 Liter mehr sein als in einem VW Passat - aber was macht das aus bei einem Auto, an dem kaum jemals zu reparieren ist? Ausser der vorgeschrieben Wartung (nicht bei Mercedes!) kommen nur die Kosten für Benzin, Reifen, Steuer und Versicherung dazu. Und das ist in der Summe kaum mehr als bei einem "zusammengeschusterten" Mittelklassewagen.
Wertverlust? Vermutlich kaum messbar; ich könnte heute vermutlich einen ähnlichen Preis für dieses Liebhaberstück verlangen wie ich vor 3 Jahren selbst bezahlt habe. Aber ich gebe ihn nicht her; er wird uns noch viele Jahre Freude machen. Und auch in Sachen Umweltbilanz sollte man nicht kurzsichtigerweise nur auf den Verbrauch schielen, sondern das "grosse Ganze" sehen: Dieses Auto wird noch fahren, wenn "umweltfreundliche" Fahrzeuge, die heute noch nicht einmal gebaut sind, schon wieder verschrottet sind.
Ich würd ihn immer wieder kaufen... :-)