Erfahrungsbericht Mercedes-Benz SL SL 320 (231 PS) von gg66, April 2016
Da ich im Jahr 2004 seit einigen Jahren sehr zufrieden mit einer gebraucht gekauften Mercedes-Limousine unterwegs war, lag diese Marke auch im Mittelpunkt, als ich ein gebrauchtes Cabrio suchte.
Mercedes nennt den R129 zwar einen Roadster (daher auch das R und die Bezeichnung "Roadster-Verdeck" für das Stoffdach - aber ein Roadster ist er eben nicht - dafür ist er mit 1,8 Tonnen Leergewicht zu schwer.
Mein Exemplar kostete damals mit einer frischen großen Inspektion und niedriger Laufleistung gerade mal den Preis eines neuen VW Golf. Das hat er in der Zwischenzeit nicht halten können; trotzdem zeichnet sich das Auto durch niedrigen Wertverlust aus, und da bisher noch jedes offene Mercedes-Modell die Kurve zum Klassiker geschafft hat, wird es auch der R129 schaffen.
Bei dem Auto stehen Sicherheit, Fahrkomfort - und eben nicht die Sportlichkeit - ganz oben; das Auto setzte zu seiner Bauzeit Maßstäbe mit seiner vollautomatischen Verdecköffnung, dem ersten werksseitig gelieferten Windschott und einem ein- und ausfahrbaren Überrollbügel.
Cruisen bei mittleren Geschwindigkeiten ist ein Genuss, bei dem die Geräuschdämmung des Wagens ganze Arbeit leistet und ein Erlebnis des Dahingleitens schafft. Die Straßenlage ist gut, allerdings merkt man dem Wagen auch in Kurven das hohe Gewicht an.
Großgewachsene sollten sich allerdings von der gestreckten Form des Wagens nicht täuschen lassen: dadurch, dass Motorhaube und Verdeckkasten einiges von der Wagenlänge schlucken, gerät man ab ca. 1,90 Länge an die Grenzen des Verstellbereichs der elektrisch einstellbaren Sitze.
Die Zuverlässigkeit ist insgesamt gut; zu den Schwachstellen des Modells zählen die Zylinderkopfdichtungen, deren Wechsel ein nicht ganz billiger Spaß ist.
Die Ersatzteilpreise sind für einige Teile stolz (bei Endschalldämpfern verschlägt es einem den Atem), und einige unkritische Teile wie die Verschlussklappen der kleinen Fächer in den Türen und insbesondere die Kunststofffenster im Stoffverdeck lassen sich nur in größeren Einheiten wechseln, für die man sich kostengünstigere Reparaturlösungen wünschen würde.
Die Verbräuche bewegen sich je nach Geschwindigkeiten und Kurzstreckenanteil zwischen 9,5 und 14 Litern, was gemessen an Fahrleistungen und Baujahr in Ordnung geht.
Erfreulich ist die Versicherungseinstufung - wer im Vertrauen auf den Tiefgaragenplatz und eine defensive Fahrweise auf die Kasko verzichtet, kann mit einem Saisonkennzeichen wirklich für Kleingeld ein schönes Cabrio mit beachtlichen Fahrleistungen versichern.
Und das zeigt eben auch, dass dieses Auto eher von reiferen Fahrern gewählt wird, die keine hektische Fahrweise suchen.