1983 trat ich meinen Dienst an als Chauffeur. Mein erstes Fahrzeug war ein W 116 - 450 SEL 6,9 ltr. Mercedes. Doch über diese Fahrzeug wurde hier bereits geschrieben, weshalb ich gleich zum 2. Fahrzeug meiner Karriere übergehe, dem
W 126 - 560 SEL.
Dieser Benz war damals wohl das Non plus Ultra im Bereich der luxuriösen Limousinen, zumindest was die Technik anging.
Natürlich hatte er nicht die Nonchanlance eines Rolls Royce oder eines Bentley´s. Dafür war der Mercedes einfach zu sachlich. Obwohl der Auftritt eines 560 SEL durchaus stattlich und markant war, fehlte es ihm doch am notwenigen Status und vor allem dem Esprit, welchen englische Limousinen verströmen. Und dies ist auch bis heute so geblieben meines Erachtens.
Doch das soll keine Kritik sein am Flaggschiff von MB aus den 80er Jahren. Man hatte in der Chefetage von MB gar nicht vor, den englischen Luxusautoherstellern Paroli zu bieten, nein man wollte einfach nur das beste Auto der Welt bauen. Und dies gelang ohne Zweifel!
Schon im Bereich des Motors hatte man sich einen sehr deutlich Vorsprung erarbeitet. Obwohl 1200 ccm weniger, hatte der Benz mit seinem V8 und 300 PS die Nase um immerhin 130 PS vorne. Die Leistung des Kraftwerks in Verbindung mit der sanft aber nicht ganz ruckfrei schaltenden 4-Gangautomatik war für damalige Zeiten schon sehr beeindruckend und äuserst souverän. Obwohl schon alle S Klasse Modelle ab 1987 mit Kat geordert werden konnten ( allerdings mit einem gewissen Leistungsverlust) wurde der 560 davon ausgenommen.
Doch er konnte damit nachgesrüstet werden, verlor dadurch aber über 20 PS. Was allerdings keine Problem gewesen wäre.
Doch so lange war er bei uns gar nicht im Dienst, denn schon knapp 1,5 Jahr später wurde er abgelöst von einem Bentley Mulsanne.
In den USA galt er als absolutes Statussymbol, was wohl ein Grund war, in dort auch zu positioniern.
Das Fahrwerk war bei allen Fahrzeugen bis auf kleine Detailänderungen identisch. Sie verfügten über eine Doppelquerlenker-Vorderachse sowie eine Schräglenker-Hinterachse. Bei den 500er- und 560er-Modellen gab es eine Anfahrmomentabstützung, welches das Absenken des Heckbereichs bei starker Beschleunigung reduzierte.
An Präzision und Leichtfüßigkeit konnte es das Fünf-Meter-Schiff locker mit kleineren und sportlicheren Autos aufnehmen.
Die serienmäßige Ausstattung war für damalige Zeiten sehr komplett. Sauber verarbeitetes Leder, Klimaautomatik, elektr.verstell-und heizbare Vordersitze und Rücksitze, ebenso 4 elektr. Fensterheber und Außenspiegel, ABS, Niveauausgleich, 2 Airbags, Scheinwerferwaschanlgae, Servo, Leichtmetallfelgen, Antischlupfregelung und Wurzelholzeinlagen waren bereits an Bord. Extras wie ein elektrisch betätigtes Sonnenschutzrollo für die Heckscheibe und sogar eine Kühlbox im Kofferraum waren bei unserem Wagen Sonderausstattung.
Mit all diesen Features gelang dem W126 ein echter Verkaufserfolg, denn über 800.000 mal wurde verkauft und ist damit der erfogreichste S aller Zeiten.
Er war auch ein Chauffeurswagen par Excellence, denn die Sitzposition war im höchten Maße aufrecht, das Lenkrad groß
und die Frontscheibe steil und nah. Der Einstieg im Fond war sehr bequem und die große Beinfreiheit durch den verlängerten Radstand des SEL sehr großzügig.
Sieht man den W 126 heute, macht er keineswegs den Eindruck, als sei er bereits fast 30 Jahre alt.
Noch immer wirkt er modern und besticht durch seine makellose Linienführung.
Die Zuverlässigkeit des W126 ist quasi sprichwörtlich und vermehrte das Ansehen und das sowieso schon prima Image von Mercedes-Benz noch einmal deutlich.
Für mich ist der W 126 der imposanteste S-Klasse Benz aller Zeiten!