Sowohl in der Länge (4,63 Meter) als auch beim Radstand (2,70 Meter) ist er exakt so lang wie der „normale“ CLA. Aber er ist viel hübscher, speziell die Heckpartie wirkt wie aus einem Guss. Der Weg dorthin sieht auf den meisten Fotos eher bananenförmig aus, was an den gefühlten fünf Millionen Blechfalzen und Lichtkanten liegt. Picasso hätte seine wahre Freude. Auch deswegen macht der CLA Shooting Brake dem Betrachter schon von weitem klar: Hier folgt die Funktion der Form. Angesichts der schmalen Fensterflächen und der breiten D-Säule kann niemand eine grandiose Rundumsicht erwarten. Zusätzlich stellen sich integrierte Kopfstützen in den Weg, die optionale Rückfahrkamera für 375 Euro ist daher Pflicht. Damit ist der Shooting Brake aber in gewisser Weise ehrlich, denn wer sich für ihn entscheidet, tut das kaum, weil daheim Kinder und/oder Haustiere auf ihn warten.
Für solche Zwecke bietet sich das sieben Zentimeter längere T-Modell der C-Klasse an. Doch der Vergleich offenbart eine faustdicke Überraschung: Mit 495 Liter in der Grundstellung bietet der CLA Shooting Brake sogar fünf Liter mehr Kofferraumvolumen. Erst nach oben heraus überholt die C-Klasse mit 1 510 Liter Stauraum, aufgrund der stärker abfallenden Dachlinie muss der CLA schon bei 1 354 Liter passen.
Schon weil die Ähnlichkeit zwischen beiden Modellen ins Auge springt, neige nicht nur ich zum Urteil: Der CLA Shooting Brake ist der CLS Shooting Brake des kleinen Mannes. Aber so klein muss der Mann gar nicht sein. Ich bemühe meine 1,88 Meter in den Fond und bin positiv überrascht. Sofern vorne keine Sitzriesen am Start sind, lässt es sich in Reihe zwei gut aushalten. Klar, die Beine übereinanderschlagen kann ich zwar nicht, aber sowohl vor den Knien als auch über dem Kopf ist noch Luft. Interessant ist das optional lieferbare Panorama-Schiebedach. Es endet kurz vor der Rückbank und schränkt so die dortige Kopffreiheit nicht ein. Überhaupt ist die 1 119 Euro teure Glasluke (Mercedes liebt krumme Preise) ein heißer Tipp, denn sie nimmt dem dunklen Innenraum etwas vom höhlenartigen Eindruck.
Das Cockpit des CLA Shooting Brake bietet kaum Überraschungen, stammt es doch vom CLA. In Sachen Bedienung gibt es nichts zu bemängeln, meine beiden Kritikpunkte sind anderer Natur. Erstens: Sitzt man relativ dicht am Lenkrad, drängt sich der auf der Mittelkonsole befindliche Infotainment-Monitor zu sehr ins Blickfeld. Ihn gibt es gegen Aufpreis im Acht-Zoll-Format, angesichts seiner dominanten Optik solltet ihr aber bei den serienmäßigen sieben Zoll bleiben. Zweitens: Ohne Beifahrer an Bord ist es gar nicht so einfach, den von rechts kommenden Verkehr zu erahnen. Dafür sorgt die massive, ziemlich flach stehende A-Säule. Bisweilen hockst du wie Quasimodo hinter dem Lenkrad, um einen Blick auf die Ampel zu erhaschen.
Zum Marktstart hält Mercedes für den CLA Shooting Brake zwei Diesel und vier Benziner bereit. Wer sich einfach nur an der Optik erfreut, dürfte mit dem CLA 180 bereits seinen Spaß haben. Für meine Testfahrt wählte ich den 220 CDI mit 177 PS Leistung, bei dem das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen inklusive ist. Es macht seine Arbeit sehr gut, jedoch fühlt sich der Selbstzünder nicht nach 177 PS an. Das erstaunt umso mehr vor dem Umstand, dass die 350 Newtonmeter maximales Drehmoment bereits ab 1 400 Touren anliegen. Aber speziell aus dem Stand heraus, etwa an der Ampel, wirkt der Wagen träge, weil sich das Start-Stopp-System mit dem Anlassen Zeit nimmt. Am anderen Ende der Fahnenstange sorgt der 2,1-Liter-Diesel bei höherem Autobahntempo für einen kernigen Klangteppich. Tipp: Der kleinere 200 CDI weist denselben Hubraum auf und kostet mit Doppelkupplungsgetriebe (bei Mercedes 7G-DCT genannt) über 2 300 Euro weniger. Das Typenschild am Heck lässt Mercedes ohne Aufpreis weg.