Zusammenfassung des A200 W177 nach nur 2,2 Jahren Fahrzeit und mit knapp 30 000 km:
Drei Totalausfälle wegen Elektrik-Problemen, dazu Rückrufe wegen Sicherheitsmängel, vielfältige im Alltagsbetrieb lästige Softwarebugs, null Garantie oder Kulanz sobald die Gewährleistungsfrist von 2 Jahren abgelaufen ist. Das bedeutet über 3000 Euro Kosten und signifikanter Werkstatt-Zeit nach wenig mehr als 2 Jahren aufgrund grundlegender Fahrzeugmängel. Bekommt Made-in-Germany im Jahr der Digitalisierung 2021 eine neue Bedeutung?
Während Aspekte an Motorisierung, Fahrdynamik etc. vielleicht im letzten Jahrhundert noch eine Rolle zur Differenzierung zwischen Fahrzeugherstellern spielten, liegt der Anspruch in diesem Test bei der Alltagstauglichkeit, also Zuverlässigkeit, Komfort und verallgemeinert der ‚User Experience‘ UX. Dies ist umso wichtiger, da die Elektronik / Software einen signifikanten Teil dazu beiträgt, was der Wagen gerade so macht oder von sich gibt. Emotionen schlagen sich dann eher als Folge einer guten / schlechten UX wieder, als im äußeren Scheins des Wagens.
Unter dem Thema ‚Komfort‘ schlägt sich in diesem Test also nicht nur der (gute) Sitzkomfort der A-Klasse nieder, sondern auch die Zuverlässigkeit alias Häufigkeit notwendiger Werkstattbesuche/Wagenausfälle, die Unterstützung durch die elektronischen Dienste („künstliche Intelligenz“ von Benz) oder umgekehrt deren alltägliche Belästigungen durch Fehler.
Nach wenig mehr als 2 Jahren mit dem W177 A200 Leasing-Fahrzeug folgt hier ein erstes Resümee:
Karosserie: Sieht für meine Belange gut aus, scheint niedrigen Benzinverbrauch zu begünstigen. Das bedeutet bei bewusst sparsamer Fahrweise: 6l Mittelwert im überwiegend Überland-Dorf-Betrieb. Das liegt hinter meinem Erwartungswert, zumal vor 15 Jahren der frühere A2 nur 5l Normal benötigte. Zu den Materialeigenschaften der Karosserie: Das Ergebnis einer sanfter Berührung beim Einparken im „Stossstangenbereich“ ist ein Riss im Karosserie-Plastik – nicht gerade alltagstauglich.
Antrieb: Leistung des A200 Automatic ist mehr als ausreichend. Leider merkt sich das Auto nicht, dass ich bei jeder Fahrt den Schalter auf „Eco“-Betrieb schalte, da für meine Bedürfnisse im „Normal“-Modus das Getriebes zu hoch dreht ohne das Drehmoment zu nutzen. Der Fahrdynamik hilft das nicht, da die Getreibeschaltung sehr träge beim Hochschalten reagiert (im Normal-Modus). 1-2 Sekunden muss man schon warten nach Gas-geben, bis der Gang hochschaltet und Beschleunigung aufgenommen wird. Ein Hoch auf den nächsten Wagen mit Elektro-Motor.
Komfort: Sitze und Haptik sind generell sehr gut, die Sitzheizung angenehm. Die Differenzierung zu anderen Fahrzeugen im Komfort-Empfinden macht für mich jedoch die UX im Zusammenspiel mit allem, was das Auto ungefragt so treibt , dazu unten mehr. Zunächst ganz traditionell zum Thema Zuverlässigkeit. Bei diesem Neuwagen haben sich in gut 2 Jahren an Werkstattbesuchen angesammelt: 2x Service, 3x Rückruf wegen diverser Sicherheitsmängel (vergl. ADAC-Liste), 3x Totalausfall: Batterie/Elektrik kaputt, Schalthebel kaputt, dann der Armaturen-Bildschirm tot und irgendein damit verbundener Kabelbuchsenhalter-detekt. Gewährleistung versucht Mercedes zu verweigern (nach 2 Jahre + 3 Monate) (trotz Zusatzversicherung und Rückversicherung vor kürzlichem Ablauf der gesetzlichen Gewährleistungsfrist) und veranschlagt 2700 Euro Kosten.
Also: Bei Leasing-Fahrzeugen für die Firma auf nicht mehr als 2 Jahre leasen (bzw. besser andere Qualitäts-Hersteller wählen), da es innerhalb der 2 Jahre keine Diskussionen gibt dank gesetztlicher Gewährleistung.
Damit zur User-Experience: Ich habe das Auto nach dem deutlich zuverlässigerem Vorgängermodel leider mit fast allen Assistentpaketen ausstatten lassen, in der Hoffnung auf mehr Entspannung beim Fahren durch die ‚digitale Intelligenz‘. Die Geister die ich rief, wird‘ ich nun nicht mehr los. Um es knapp zu formulieren: Die meisten wahrgenommenen Aktionen der ‚künstlichen Intelligenz‘ des Autos sind fehlerhaft und nerven tierisch. Unvorhergesehenes Bremsen, Warnpiepsen, grundloses ruckartiges Anpassen der Gurte während der Fahrt – durchgehend falsch trotz defensivster Fahrweise. Die MB-UX lässit sich leider auch nicht dauerhaft abschalten. Beim Stichwort ‚Spurhalteassistent‘ des W177 einfach mal googlen. Für mich ein einziges Trauma wann immer der Wagen fehlerhaft durch einseitiges ruckhaftes Bremsen versucht auf die vermeindliche richtige Bahn zu lenken (auf Baustellen, trotz blinken beim Spurwechsel auf Autobahn, fehlerhaft im Winter, beim Ausweichen etc). Ist gefühlt zwar seltener geworden im vergangenen Jahr – möglicherweise aber meine Fahrten mit dem Wagen ebenfalls.
Ein paar kuriose Beispiele: ich öffne das Schiebedach bei heißem trockenem Wetter – finde es (fast) geschlossen beim zurückkommen und den Wagen heiß. Ich drücke den Motor-Aus-Knopf, Motor geht nicht aus (Tür-öffnen hilft, damit das Auto versteht ich will raus…), gelegentlich ist das Auto trotz schliessen beim zurückkommen geöffnet und umgekehrt verschliesst sich wieder unmittelbar vor dem Einsteigen (wenn ich es 10m entfernt für die Familiy öffne). Die Routen-Sprachsteuerung funktioniert schlecht und ist in der Routenführung nicht vergleichbar mit der Navigation auf dem Smartphone, inbesondere im Ausland. Allerdings - ich spreche hochdeutsch (und alles andere) - nur kein schwäbisch. Dann wiederum geht ein paar Monate lang die Routen-Steuerung beim Losfahren ungefragt los, um mich nach Hause zu navigieren (auch wenn ich gerade da losfahre). Nach Abbrechen der Routensteuerung geht’s dann beim nächsten Start wieder ungefragt los. Diverse Bugs auch beim Telefon: Mehrere Wochen lang rief das Auto ohne mein Zutun nach dem Starten den Mercedes-Service über die interne Telefon an. Und wenn ein Telefonanruf reinkommt: Muss ich seither mindestens 2 Tastendrucke auf dem Screen machen, damit ich an den Gesprächsannahme-Knopf gelange.
Die Bug-Liste ist lang, und ich fürchte schon dass MB hier die künstliche Intelligenz zu weit getrieben hat: Bösartige AI kannte ich bislang nur aus Science-Fiction.