Der Range Rover Sport bereichert seit 2010 meinen Fuhrpark. Es handelt sich um die Modellgepflegte Variante mit dem 3L Diesel Motor und 245PS. Die Modellpflege hat dem Wagen sichtlich gut getan, der Innenraum und die Verarbeitung haben jetzt annähernd ans Preisniveau des Wagens Anschluss gefunden.
Weniger Plastik, gute Haptik, viel Holz und schönes Leder. Die Ledersitze sehen auch nach 70.000km aus wie neu, es sind bei regelmäßiger normaler Pflege fast keine Gebrauchsspuren erkennbar, obwohl ein Hund mitfährt.
Er ist weiterhin groß und schwer wie eine luxuriöse Motoryacht, aber subjektiv doch handlicher und flinker, als es seine Außenmaße und sein Gewicht vermuten lassen würden.
Der Motor ist eine wucht und macht auf langen Strecken unheimlich Spaß. Langstrecken sind eh die Domäne des bequemen RR Sport. Die Sitze hervorragend, die Sitzposition perfekt. Man thront richtig in dem Wagen und hat einen hervorragenden Blick nach vorn und seitlich. Enge Straßenpassagen sind mit dem großen Wagen kein Problem.
Der Innenraum ist ausreichend für die große Fahrt, obwohl im Sport nicht so eine großzügige Luftigkeit vorherrscht wie im Großen Range. Alles etwas knapper und körperbetonter geschnitten. Dies soll die „Sportlichkeit“ im Sport vermitteln. Die Fahrleistungen sind es jedenfalls nicht. Von einem Porsche Cayenne oder X6 ist der Wagen soweit entfernt wie eine Sunseeker Yacht von einer Donzi. Das ist auch gut so. Eine andere Namensbezeichnung statt SPORT hätte es bestimmt besser getroffen. Sonst ist er ein Range durch und durch.
Der Verbrauch ist, trotz des hohen Leergewichts von über 2500kg, voll akzeptabel. Auf Autobahnen bei angenehmer Reisegeschwindigkeit zwischen 150 und 180 km/h liegt der Verbrauch selten über 10,5L. In der Stadt sind es doch eher an die 12L. Bei Landstraßentempo steht sogar eine 7 vor dem Komma, ohne damit als Verkehrshindernis unterwegs zu sein.
Das Geräuschniveau ist in allen Lagen sehr niedrig.
Alles Technische funktioniert bis jetzt einwandfrei, keine defekte oder Pannen zu vermelden.
Bis jetzt waren 2 Inspektionen fällig, wobei bei der letzten auch die Bremsbeläge erneuert werden mussten. Bei häufigen schnellen Autobahnfahrten ist dies der Preis den man für das hohe Fahrzeuggewicht zahlen muss. Leider fiel die Inspektionsrechnung mit 1400,- € doch sehr gepfeffert aus, auch hier ist anzumerken dass sich die Werkstattkosten mehr am Image und Neupreis orientieren und nicht an Reallöhnen der Mitarbeiter.
Das Image eines Range Rovers ist sehr gut, man ist mit dem Wagen immer gut angezogen, egal ob im Yachthafen oder beim Schoppen samstags im Gartencenter.
Es gibt 3 persönliche Schwachstellen, welche mir unschön aufstoßen:
Durch den unnötigen Extrembreitreifenfetischismus des Herstellers, wird der Wagen nicht mehr von Werk mit M+S gekennzeichneten All Season Reifen ausgeliefert. Als SUV Fahrer muss man jetzt Sommer- und Winterreifen haben. Dies finde ich persönlich einfach absurd.
Erstens sind wir SUV Fahrer nicht alle im Rap Business tätig und brauchen keine 22“ Chromfelgen mit Niedrigprofilreifen im 45er Querschnitt, wobei dann die Crux darin liegt den Wagen bei einer lächerlichen Höchstgeschwindigkeit von 200km/h zu kastrieren (abzuregeln). Was macht das für einen Sinn?! Hier wird SPORT gelabelt, aber nicht sportlich gedacht.
18“ Felgen mit Ganzjahresreifen wären eine viel besser Wahl für Wald und Wiese und auch für die winterlichen Ausfahren nach St. Moritz.
Nachdem ich sofort nach dem Neukauf die Contis entfernt und gegen General Grabber Ganzjahresreifen mit M+S Kennung gewechselt habe, kann ich dies jedem wärmstens empfehlen.
Da sportliche Fahrallüren mit diesem Fahrzeug so gut wie lächerlich sind merke ich bei gefahrenen Passstraßen keine Verschlechterung der Fahreigenschaften und im Winter ist die Traktion und das Bremsverhalten absolut praxisgerecht und bringt mich in jedes verschneite oder vereise Ziel. Was ein Rover halt tun muss.
Des Weiteren ist der Abrollkomfort des Range etwas klassenfremd. Auch dies ist ein verschulden der gewählten „P.Diddy“ Rad/Reifenkombination des Herstellers.
Durch den Niederquerschnittreifen werden kurze Unebenheiten ziemlich ungefiltert an die Passagiere weitergegeben. Gerade bei Gullideckeln oder Autobahnquerfugen ist dies sehr deutlich zu spüren. Hier wäre noch Verbesserungsbedarf vorhanden.
Lange Fahrbahnwellen nimmt der Range wie eine Sänfte.
Ich möchte hier auch noch anmerken, dass ich bewusst den Wagen mit den 19“ „Standardfelgen“ bestellt habe und mich gegen die 20“ Serienbereifung entschieden habe, welche den Abrollkomfort sinnloser weise noch mehr mindert!
Das letzte i-Tüpfelchen ist ein unschöner Effekt der seit dem 2ten Jahr zu beobachten ist und durch den Hersteller nicht beseitigt werden kann. Dieses Problem wird momentan von Range Rover totgeschwiegen, aber ich kenne noch andere Range Fahrer die dasselbe Phänomen haben: Bei starkem Regen verschmutzt die Fahrerscheibe links so stark im Guckbereich des Außenspiegels durch Wind- Luftverwirbelungen, dass es mitunter so gefährlich ist Nachts bei Regen die Spur auf der Autobahn von rechts nach links zu wechseln, da man im Spiegel einfach den Rückwärtigen Verkehr mehr erkennen kann. Es liegt nicht an einer fehlenden Regenrinne, auch kommen die Wassermassen nicht von der Frontscheibe, was mein Händler versucht hat als Strohhalm zu greifen. Es liegt eher am linken Außenspiegel oder dessen Befestigung, dass sich hier Gummis gedehnt oder verformt haben und diese Luftverwirbelungen jetzt das Wasser von der Scheibe nicht mehr wegfließen lassen, sondern es ständig wie einen Whirlpool dort drehen.
Bei Sonnenschein und trockenen Wetterverhältnissen macht der Wagen aber immer noch uneingeschränkt viel Spaß wie am ersten Tag.
Ansonsten, bis auf die Tatsache des es einfach zu wenige, oder gar keine, praxisbezogenen Flaschenhalter für 2L Wasserflaschen in diesem Wagen gibt, ist alles Weitere unspektakulär.
Vielleicht hat Range vergessen wofür ein Rover eigentlich stehen sollte, die stressfreie lange Fahrt über Stock und Stein und auch so manche Wüsten. Da würden ein paar Wasserflaschen besser aufgehoben sein im Auto, statt zwei Becherhalter für den Prosecco.
Naja, im Großen und Ganzen kann ich diesen Wagen jedem empfehlen, der mit den vorangeschriebenen Kleinigkeiten leben kann und der ein großes und vor allem sehr zuverlässiges Auto sucht.
Aufgrund der hohen Werkstattkosten spart man nichts im Vergleich zum großen Range. Also wer ein paar Kröten selber „verbrennen“ will, bevor es sein Investmentbanker für ihn tut, sollte ruhig zum größeren Bruder greifen. Diesen habe ich mir übrigens jetzt bestellt und erwarte die Auslieferung Januar 2014 (die Lieferzeiten sind enorm). Hoffe das ich den Erfahrungsbericht auch hier in ein paar Jahren zum Besten geben kann.
Viel Spaß bem sammeln eigener Erfahrungen.