Erfahrungsbericht Lamborghini Murcielago LP640 von Anonymous, Juni 2008
Würde man ihm Schulnoten geben für Verbrauch, Übersichtlichkeit, den winzigen Kofferraum, das super umständliche Notverdeck, dann würde er mit ´ner glatten 6 das Klassenziel verfehlen und mit Pauken und Trompeten durchfallen.
Aber da gibt es auch noch etwas anderes. Design und Form wie von einem anderen Stern und fern der Heimat.
Das stärkste Cabrio der Welt mit 6,5ltr.Hubraum, 12 Zylindern und schier wahnsinnigen 640 PS. Damit kannst dir mit durchschnittlichen 35ltr./1ookm/h , 3.4 sek auf 100km/h und 330km/h Spitze eine neue und sturmerprobte Föhnfrisur holen.
Das Verdeck muß jedoch demontiert sein, sonst läuft die Bestie höchsten 200 km/h. Auch lustig!
Der böse Stier stand beim örtlichen Händler und wartete auf seinen neuen Besitzer, als ich von diesem angerufen wurde zwecks Besichtigung. Tief geduckt stand er da, wie ein Raubtier vor dem finalen Sprung ins Genick. Die Sportmütze war nicht demontiert, ja man muß es so nennen, denn es ist höchst kompliziert, dieses Notverdeck zu entfernen. So ließen wir dieses auch zu und drehten eine ziemlich kurze Runde. Beim Starten war ich doch ein bißchen entäuscht, denn der Sound war eher enttäuschend, denn jeder getunte Golf hört sich besser an. Lediglich eine Versammlung metallischer Geräusche, und das Rasseln der Steurkette war zu vernehmen aus dem mittig sitzenden 6 Eck, in welchem ein ein unterarmdicker Doppelrohrauspuff sitzt.
Hoch die Tassen, äh die Schwing-Klapptüren meine ich natürlich, eingefädelt in 2 topsitzende Lederschalen, und los ging es.
Kaum aus der Stadt den Gasfuß Richtung Süden und dann gab´s erst was auf die Ohren. Mein lieber Freund, du glaubst der Himmel stürzt über dir zusammen, solch ein infernalischer Sound entwickelt sich knapp hinter deinem Allerwertesten und der Vorwärtsdrang löst locker deine viel zu billigen Amalgamfüllungen. Die Tachonadel geht schneller nach oben, wie du blinzeln kannst. Das aufpreispflichtige 10.000 Euro teure sequenzielle Getriebe schaltet per Paddel in Millisekunden die Gänge durch und dein Blut beginnt reichlich schnell zu kochen.
So wie er aussieht fährt er sich auch. Tief am Boden, hart wie Kruppstahl zieht er mit seinen 4 angetriebenen Rädern seine Bahnen. Kein ESP, lediglich eine gut funktionierende
Traktionskontrolle hilft dir, die Bestie ein wenig unter Kontrolle zu halten.
Zurück auf der Fahrt durch das Städtchen erntest du Blicke, die jegliche Art menschlicher Emotionen beinhalten. Von böse bis geschockt,von erschrocken bis neidvoll, usw.
Gut das wir vorwärts auf den Platz des Händlers fahren konnten, denn rückwärts einparken ist sicher nicht so unbedingt die wahre Freude, da die Übersicht nach hinten quasi nicht existiert. Und ein bißchen Kleingeld sollte man auch parat halten, denn knapp 270.000 Euronen sind kein Pappenstiel, zuzüglich Steuer, Versicherung und die ein oder andere Tankfüllung versteht sich!
O.K. niemand braucht ein Cabrio mit solch einer Leistung, aber ich danke dem großen Chef im Himmel, dass es ihn gibt.
Denn dieses Urviech von einem Stier bedeutet das Ende der Nahrungskette und es macht schon ungeheure Freude, ihn nur anzuschauen. Sein restlos kompromissloses Extremdesign macht ihn zum Hingucker, der V12 zum Hinhörer: Kein anderer Motor auf dem Markt klingt dermaßen fies und gemein und schiebt gleichzeitig so brutal an. Also Augen auf, vielleicht habt ihr ja einmal das Glück, diesen Stier in freier Wildbahn zu erleben.