Erfahrungsbericht Lamborghini LM002 LP5000S QV (455 PS) von Anonymous, Juli 2008
Wenn die Monsterbacke hinter dir auftaucht, ist es eigentlich schon fast zu spät. Geh möglichst schnell auf die Seite, denn er würde wahrscheinlich nicht einmal merken, wenn er dich überrollt. Die Rede ist vom größten Supergau der Marke Lamborghini. LM 002 !
In schlechten Zeiten muß man sich was einfallen lassen. So tat es auch Senore Lamborghini in den 70 er Jahren.
Supersportwagen wie der Lamborghini Countach waren Anfang der siebziger Jahre nicht sehr gefragt, die Ölkrise hatte das Geschäft fast zum Erliegen gebracht. Neue Autos braucht das Land dachte sich unser ehemaliger Traktorproduzent, und die Zeit schien reif zu sein für einen Offroader. Also beteiligte man sich bei der Ausschreibung der amerikanischen US-Army und entwickelte den "Cheetah"! Doch der fiel mit Pauken und Trompeten durch, als er in der Wüste auf Herz und Nieren getestet wurde. Totalschaden war angesagt, und der Auftrag ging an AM General Corporation, welche dann den Hummer H1 präsentierten.
Lamborghini mottete seinen Offroader erst einmal wieder ein - und hätte es wohl besser dabei belassen. Doch 1981 holten die Italiener die Pläne wieder hervor, überarbeiten Auto und Motor und brachten den Geländegänger 1986 auf den Markt. Damals gab es aber schlichtweg keinen Markt für Lifestyle-Geländewagen. Das Auto, von dem in sechs Jahren gerade einmal 301 Exemplaren gebaut wurden, war selbst gemessen an den kleinen Lamborghini-Stückzahlen ein Flop. Zwischenzeitlich hofften die Italiener, ihren Wagen in Golf-Staaten wie Saudi-Arabien loswerden zu können. Doch selbst den an der Quelle sitzenden Saudis war der Offroad-Lambo anscheinend zu versoffen. Der Motor des Countach war so durstig, dass man selbst mit dem 290-Liter-Tank immer in der Nähe einer Zapfsäule bleiben sollte. Von 30-100 ltr.war die Rede. Je nach Belieben und Gangart des Monsters.
Kein Wunder bei einem Gewicht von fast 3 Tonnen, und einem gewaltigen 12 Zylinder mit annähernd 500 PS.
Das die Fahrleistungen für einen Bullen dieser Kategorie der schiere Wahnsinn waren, zeigen die Werte bei den technischen Daten.
Ein reines Vergnügen waren solche Geschwindigkeiten allerdings nicht. Denn mit den maßgeschneiderten Pirelli-Walzen, die auf den 17-Zoll-Felgen irgendwie an die grobstolligen Ballonreifen eines Traktors erinnern, fühlt man sich auf der Straße wie ein Elefant auf Bergschuhen. Solange es geradeaus geht, ist das kein Problem. Doch bei jeder Kurve tritt einem der Angstschweiß auf die Stirn. Und die Trommelbremsen an der Hinterachse waren auch nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme.
Wäre es wenigstens innen luxuriös und komfortabel zugegangen - aber weit gefehlt. Zwar war der Monster-Italiano mit hellem Leder ausgeschlagen. Doch die Enge war schon fast eine Katastrophe. Obwohl bei drei Metern Radstand genügend Platz bleiben sollte, findet selbst der Fahrer nur mühsam eine bequeme Sitzposition hinter dem beinahe senkrecht aufragenden Lenkrad.
Die Beine hatten kaum Platz und der Blick schweift über schmucklose Armaturen und Schalter. Auch dem Beifahrer ergeht es kaum besser. Und im Fond ist es auch nicht besser. Wollte man verreisen, sollten die Koffer schon aus Metall oder Hartplastik sein, denn die standen im Freien auf der Pritsche.
Nach nur 301 gebauten 002 war Schluß mit lustig, und Lamborghini um eine Erfahrung reicher.
Mit zwei Metern Breite, 1,85 Metern Höhe und 4,90 Metern Länge stellt das Dickschiff die meisten anderen Geländewagen in den Schatten. Ohne Schnörkel und offenbar ohne die Hilfe von Designern gestaltet, wirkt er furchterregend und wäre er jemals in ein Kriegsgebiet geschickt worden, wären die bösen Buben schon beim Anblick des Monsters geflüchtet wie die Hasen.