Aufgrund eines Versicherungsfalls hatte ich die Gelegenheit, den KIA Ceed über 1600 km zu nutzen. Zusammengefasst kann man das Auto nur als Reuse oder Hornsche bezeichnen. Mir fallen keine positiven Eigenschaften ein. 15 bis 20 Jahre alte französische, deutsche oder japanische Autos sind in etwa auf gleichem technischem Niveau, jedoch macht der KIA eigentlich alles schlechter.
Sicherheitsrelevante Anmerkungen:
- Das Auto verfügt über mangelnde oder nicht vorhandene Sonnenschutz-Verglasung. Hinzu kommt eine extrem schlechte Entspiegelung der Frontscheibe, so dass sich das Amaturenbrette in der Scheibe spiegelt. Bei März- oder Novembersonne ist das Auto damit nahezu unfahrbar.
- Das Auto zieht immer leicht nach links. Dies ist möglicherweise ein Defekt, ist aber in Kombination mit der indirekten Lenkung und dem schwammigen Fahrwerk tendenziell gefährlich.
Komfort
- Das Auto wird ab 70 km/h laut und dann immer lauter.
- Aufgrund fehlender oder mangelhafter Sonnenschutzverglasung wird es im Innenraum sehr schnell warm und viel zu hell.
- Die Sitze auf den vorderen Plätzen sind für Kurzstrecken annehmbar, auf Langstrecken stützen sie zu wenig das Becken. Damit sind Rückenschmerzen vorprogrammiert.
- Der Seitenhalt der Sitze ist ausreichend, jedoch fern von gut.
- Fahren mit konstanter Geschwindigkeit ist mit dem Motor nahezu unmöglich. Man muss immer nachregeln, wobei das Auto auf Gasfussbefehle äußerst träge reagiert.
- Wahrscheinlich hatte das Auto die geringste Ausstattung, so dass das Langstrecken-Fahren angenehm gestaltende Dinge fehlten. Ein Tempomat würde bei dem Motor jedoch generell nicht funktionieren.
- Die Kupplung ist zu sanft eingestellt. Das Feedback bezüglich Schleifpunkt ist sehr schwach.
- Die Bremse ist dagegen zu direkt eingestellt. Somit muss man immer sehr sehr gefühlvoll agieren, was auf langen Strecken den Komfort vermissen lässt.
- Zusammengefasst: Vollkommene Langstrecken-Untauglichkeit. Oder: Bei meinem Auto beginnt der Urlaub beim Einsteigen. Der KIA macht müde und man ist froh, wenn man wieder ausgestiegen ist.
Motor/Getriebe
- Der 1.4er mit 100 PS ist mit dem 1.3 t schwerem Auto in nahezu jeder Situation vollkommen überfordert. Wenn man nicht sehr gefühlvoll mit der Kupplung arbeitet (zu sanfte Einstellung) würgt man das Auto meist schon beim Anfahren ab.
- Bei 5500 Touren soll die größte Leistung abgegeben werden. Ob man den Motor hochjubelt oder nicht ist aber vollkommen egal. Dies kann man als gutmütig bezeichnen (man kann schaltfaul fahren) oder sich fragen, ob der Motor überhaupt vorhanden ist. Die mangelnde Leistung ist bei Autobahnauffahrten anspruchsvoll, da man LKW nicht abspurten kann.
- Das Getriebe ist wohl das einfachste auf dem Markt, damit schön direkt und schnell schaltbar. Es ist aber wohl auch das billigste: Die Geräuschkulisse im ersten oder Rückwärtsgang habe ich zuletzt bei Autos aus dem Ostblock (Lada, Skoda [vor 1990] etc.) gehört. Dieses Getriebe wird keine 200T km halten.
- Generell braucht man mit dem Motor von den 6 Gängen tatsächlich nur 3: Den ersten zum Anfahren, den dritten zum Beschleunigen bis 70 oder 100 km/h oder Getriebe-Bremsen (z.B. Abbiegen) und den Sechsten für alle anderen Situationen. Ob man - wie oben bereits angedeutet - mit 2000 Touren Gas gibt oder mit 4000 macht bezüglich des Vortriebs des Autos nahezu keinen Unterschied.
- Der Antriebsstrang ist schlecht von der Karosse entkoppelt. Im Stand oder bei landsamger Fahrt werden deutlich spürbare Vibrationen auf das Auto übertragen, die man mit Füßen oder Popometer spürt.
Fahrwerk
- Die Lenkung ist äußerst unpräzise und gepaart mit dem schwammigen Fahrwerk meiner Meinung nach gefährlich. Ich bin noch kein Auto gefahren, bei dem man den gesamten Fahrstreifen braucht, um das Auto bei Seitenwind wieder zu beruhigen. Rentner oder Fahranfänger (wohl Zielgruppe bezüglich des Preises) seien hiermit eindeutig gewarnt!
- Das Auto ist stark Seitenwind-anfällig. Seitenwind und dieses Fahrwerk nötigen dem Fahrer äußerste Vorsicht und Aufmerksamkeit ab.
- Das Fahrwerk poltert.
- Stösse durch Unebenheiten werden schlecht gedämpft, das Auto schaukelt sich tendenziell auf.
- durch die mangelnde Dämpfung entsteht eine hohe Geräuschkulisse im Innenraum.
Verbrauch
- Der Bordcomputer belügt mit einem Verbrauch von 6.7 l/100km. Beim Tanken und nachrechnen aufgrund der gefahrenen Kilometer stellt man fest, dass es 7.6 l/100km sind. Das ist ein Fehler von 13%.
- Verglichen mit einem 15 bis 20 Jahre altem Auto gleicher Klasse ist dies äußerst unfortschrittlich.
Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten
- Kurzstrecke, Einkaufen
Untauglich für
- Langstrecken
- sportliches Fahren
- zügiges Fahren