Bin Erstbesitzer und fahre den Wagen seit nunmehr 11 Jahren. War eine Tageszulassung, die ich daher günstiger vom Händler bekommen konnte. Mein Modell ist die Variante "Overland", also die ausstattungsmäßig oberste Variante mit Ledersitzen, Schiebedach etc. pp.
Ich habe mich für dieses Jeep-Modell entschieden, weil ich vorher eine Probefahrt (anderer Händler!) im "Laredo" gemacht hatte und mir Innendesign und Verarbeitungsqualität des Innenraums überhaupt nicht gefallen haben. Viel Plastik mit billiger Anmutung und es hat an allen Ecken und Enden geklappert. Aber das ist ja auch Geschmacksache, ob man für Luxus, der an den grundsätzlichen Fahreigenschaften eigentlich nichts ändert, noch was oben drauf packen will.
Tja, wenn man mehr als 11 Jahre ein Fahrzeug bewegt, entsteht eine Beziehung. Ich muss dazu sagen, dass ich kein "Schrauber" bin und von Autos nicht viel verstehe. Meiner hat jetzt über 180.000 km drauf und ist gerade wieder durch den TÜV gekommen. Beanstandet wurde die Handbremse, die angeblich erst 2 Jahre zuvor von einer Vertragswerkstatt instandgesetzt wurde, die mir in diesem Zusammenhang für diverse weitere "Reparaturarbeiten" ca. 3000 Euro berechnet hat. Zu den Raparaturkosten:
Der Wagen ist scheckheftgepflegt, deswegen kann ich sagen, dass ich über den Daumen gepeilt während der 11 Jahre Nutzung (wenig Gelände, mittelmäßig Autobahn, meistl Überland- und Stadtverkehr) ca. € 1000 jährlich an Reparaturkosten (inkl. der regelmäßigen Wartungskosten!!!) hatte. Diese immer in Fachwerkstätten (MB, später Fiat). Heute lasse ich den "Dicken" bei einer Werkstatt warten und reparieren, die amerikanische Autos verkauft und die etwas günstiger ist. Vieles hätte ich mit Sicherheit selbst oder billiger in Auftrag geben können, wenn ich denn entsprechende Fähigkeiten oder Kontakte gehabt hätte.
Ich versuche jetzt mal ganz subjektiv und ohne Berücksichtigung der sowieso bei jedem PKW duchzuführenden Wartungsarbeiten meine Eindrücke zu schildern.
Ich fange mit dem Minus an und hoffe, dass es nicht zu negativ klingt, denn ich möchte wirklich noch so lange wie möglich mit dem Wagen fahren. Stünde ich vor einer Kaufentscheidung wie vor 11 Jahren - ich würde ihn mir wieder kaufen.
Minus:
Das Öl am Hinterachsdifferential musste 4x ausgetauscht werden, da der Jeep immer wieder bei Langsamfahrt in engen Kurven laut "geknurrt und gerubbelt" hat. Auch Radlager und Spurstangen wurden bereits erneuert. In einer Werkstatt hat man mir geraten, möglichst lange auf einem Parkplatz oder anderem freien Gelände 8-en zu fahren, damit sich das verpappte Öl wieder verflüssigt. Hab ich dann auch mal gemacht und wurde prompt von einer vorbeikommenden Streife zum Alk-Test gebeten.
Rost an den Fensterleisten unterhalb aller Seitenscheiben (weiss nicht, wie die Dinger wirklich heissen). Scheint ein altes Qualitätsproblem bei Jeep zu sein. So etwas sehe ich sehr oft bei vergleichbar alten Fahrzeugen. Das ist mit Sicherheit ein Problem des Zulieferers, was sich aber mit Ersatzteilen leicht selbst beheben lässt. Man sollte es aber angehen, bevor der Rost den Lack angreift. Sogar ICH habe die Leisten eigenhändig austauschen können.
Gleiches gilt für die Dämpfer an Motorhaube und Heckklappe. Nach 9 Jahren musste ich sie auswechseln, wie auch die Batterie. Alles schlaff!
Motor des Heckscheibenwischers erneuern müssen (TÜV-relevant). Das war mit ca. € 400 wirklich teuer, weil ich den eh' nie benutze.
Das Abblendlicht ist eine Katastrophe. Wurde vom TÜV-Prüfer sogar mal bemängelt, bis der sich mit den Fahrzeugdaten vertraut gemacht hatte. Kann man auch ne Kerze reinstellen.
Radio und Navi ist von Mercedes (ca.1998), also wirklich noch aus den ersten Tagen der Navigation. Ich hatte von Anfang an Probleme mit der Elektrik. Seit 6 Jahren funktioniert nur noch die rechte Box, Radio/Navi schalten sich komplett aus, aber nur dann, wenn das Fahrzeug nach mehr als einer Stunde Betrieb ausgeschaltet/ abgestellt und dann kurz danach wieder angelassen wird, nur um am nächsten Tag wieder einwandfrei zu funktionieren. Sound ist aber auch bei voller Funktionsfähigkeit einfach nur schlecht. Aber, da kann man ja einfach ein anderes Radio mit anderen Boxen einbauen.
Wenig Ablage und Stauflächen im Cockpit, die - falls vorhanden - unterdimensioniert sind.
Innenspiegel mit eingebauter "Anti-Blend-Automatik", oder wie das heisst. Da leuchtet eine grüne LED, wenn das eingeschaltet ist. Bringt aber zumindest in meinem Overland-Modell gar nix, da die Heckscheibe, wie alle anderen Scheiben auch, getönt ist und damit eine entsprechende Abblend-Funktionalität des Innenspiegels überflüssig wird - LOL.
Sitze und Fahrkomfort: Ja, ja, ja.....weich, weich weich und nochmals weich. Wie's die Ami's halt mögen. Man sitzt tatsächlich wie auf einem Marshmellow. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt und es ist wirklich bequem. Ich habe auch bei Marathonfahrten niemals irgendwelche Rücken-/ Bein-/ Knieprobleme bekommen, anders als z.B. in Audi- und VW SUVs (keine Ahnung warum). Für lange Strecken also eigentlich ein PLUS. Aber ein sportliches Fahrgefühl kommt dabei natürlich zu keinem Zeitpunkt auf.
Im Vergleich zu anderen SUV's finde ich die Motorengeräusche im Innenraum zu laut. Da fehlt's an der Dämpfung, wobei das in den früheren Modellreihen noch schlimmer gewesen sein muss.
Kein Negativpunkt, aber m.E. erwähnenswert: Das ist kein Auto für Geschwindigkeiten über 160 km/h. Ich habe unangenehme Wankbewegungen bei Überholmanövern jenseits dieser Geschwindigkeit feststellen müssen.
Teure Werkstattkosten, wenn man Vertragswerkstätten beauftragt
Und jetzt zum Positiven:
11 Jahre, 180.000 km, nicht 1x Liegengeblieben!!!
Sieht einfach nur gut aus, wenn man's mag ;-)
Überzeugende Geländeeigenschaften: Ich mache regelmäßig in der Toskana Urlaub und miete dort abgelegene Ferienhäuser, zu denen man ansonsten nur mit leichtesten Fahrzeugen Zugang hat. Der Jeep "krallt" sich förmlich mit dem Quadra-Drive die schmalen und steilen Wege hoch, bei denen jeder PKW (außer Fiat-Panda) aufgeben muss. Da gibt's fast keine Steigung, die der Jeep nicht packt. Nach oben kommt der fast immer. Nur, wenn's nicht mehr aufwärts weitergeht, darf man halt nicht den Fehler machen, zur Seite zu lenken, um seitwärts umzukehren. Dann fällt der nämlich um. Wie jeder andere echte Geländewagen auch :-D
Ähnliches gilt für Schnee und Eis (entsprechende Bereifung vorausgesetzt). Wir hatten 1m Neuschnee in Würzburg und meine Frau musste ihren Wagen zu einer abgelegenen Werkstatt fahren (mit Winterreifen). Da ging gar nichts mehr, sodass ich ihr mit dem Jeep eine Schneise zur Werkstatt auf ca. 2 km freigeräumt habe.
Die ca. 10 Liter Diesel im Durchschnittsverbrauch stimmen tatsächlich!
Kaum Rost bis heute! Zumindest nicht an tragenden Teilen, oder dort, wo es zum Problem geworden wäre.
Ausstattung: Die Overland-Ausstattung ist gediegen und wertig. Nach 11 Jahren zeigen sich nur leichte Ermüdungserscheinungen im Sitzbereich. Alle anderen "Softwareteile" sehen fast aus wie am ersten Tag. Und ich gehe nicht sehr pfleglich mit dem Wagen um, muss ich gestehen.
Das Ladevolumen überzeugt mich völlig, und mit wenigen Handgriffen hat man die Rücksitze umgeklappt und eine wirklich plane Ladefläche geschaffen. Ich arbeite seit einem Jahr eherenamtlich für eine der Organisationen der "Tafel" in Deutschland und lade einmal pro Woche den Wagen mit 18 Kisten Lebensmittel voll (inkl. dreckiger Kartoffelsäcke). Aufgrund der qualitativ hochwertigen Materialien im Innenraum (Echtholzintarsien, gutes Plastik und hochwertiger Teppichflor) kann ich den Dreck aber ganz leicht beseitigen.
Gute Motoreigenschaften. Ist halt auch ein Taximotor. Mich hat die - für einen Wagen dieser Gewichtsklasse passende aber nicht übertriebene - Durchzugsfähigkeit beeindruckt. Überholmanöver sind auch unter Last jederzeit souverän. Man spürt tatsächlich einen forschen Antritt trozt des Gewichts. Der Jeep 2.7 Diesel ist keinesfalls untermotorisiert, aber übermotorisiert ist er dann doch auch nicht. Man spürt ein kleines Dieselloch trotz des Turbos. Nur, wer kauft sich solch einen Wagen, um Drag-Races zu veranstalten?
Reparaturen: Waren über die Jahre gesehen akzeptabel, wenn man bedenkt, dass ich immer Vertragswerkstätten (Daimler/Chrysler oder FIAT) beauftragt habe. Jemand, der sich auskennt, kann so einen Wagen, wenn er gut gewartet ist, bestimmt jenseits der 300.000 km bewegen. Zum Vergleich: Ich hatte zwei Alfa Romeo 156, die ich auch gerne gefahren habe, aber da war bei beiden nach ca. 60.000 km Schluss wg. Motorschaden. Das neue Modell des Grand Cherokee gefällt mir vom Design her wirklich verdammt gut, aber da wäre mir das Risiko zu groß, dass die Motoren wieder nicht halten, was das Design verspricht.
Der ideale Familienwagen. Das war der Grund, warum ich ihn seinerzeit gekauft habe und zwar entgegen der Meinung meiner Frau, die einen Toyota RAV bevorzugt hätte.
Rein subjektiv: Ich fühle mich in dem Jeep einfach in jeder Hinsicht gut aufgehoben und freue mich jeden Tag aufs Neue, wenn ich einsteigen und losfahren kann. Solide, verlässlich, zeitlos und souverän sind Adjektive, die mir zu diesem Wagen einfallen.
Ich bin insgesamt mehr als zufrieden und bereue die Kaufentscheidung nicht, die ich vor 11 Jahren getroffen habe.