EINS VORAB: klimavernagelte Öko-Spinner und brauchen garnicht erst weiterzulesen ...
Eigentlich sollte mein Auto ein Dodge Caliber SXT CRD werden, aber die horrenden Kosten für die Vollkasko können wir zurzeit nicht aufbringen. Und da mir der alte Grand Cherokee schon immer gefiel, eben so einen. Quasi als Hobby für's Wochenende.
Nun kam es, das ich auf einen 1997 Grand Cherokee 4.0 Limited aufmerksam wurde. 137.000 km gelaufen, 1 Vorbesitzer, extrem gepflegt ohne Kratzer und Rost, Innenraum auch top.
Zunächst mal bin ich am 09. April 2009 nach Terminabsprache zum Händler gefahren, um ihn mir anzusehen. Leider hatte die Verkäuferin an diesem Tag keine roten Kennzeichen, so dass eine Probefahrt nicht möglich war. Aber auch der erste Eindruck zählt.
Da stand er nun: groß, silber, kantig. Keins dieser weichgespülten Schicki-Micki-Leifsteil-SUV's, sondern ein echter Ami, der trotz seiner 12 Jahre überall eine gute Figur macht und Sachen wie Klimawahn, CO2-Steuer und Vernunft mit einem Reihensechszylinder von lässigen 4 Liter Hubraum beantwortet!
Innenraum und Austattung: Das Interieur wirkt zwar heutzutage etwas angestaubt, ist aber solide und auch sehr ordentlich verarbeitet. Die Ledersitze sind sehr bequem und langstreckentauglich. Hinten sitzt man leider etwas tief, aber man kann damit leben. Der Kofferaum reicht aus, obwohl er zu einem Drittel von Reserverad eingenommen wird. Von elektrisch verstellbaren Sitzen bis zum Soundsystem ist alles drin, was man bei einem Ami erwartet.
So, der erste Eindruck war gut, also machte ich für den 11. April eine Probefahrt klar und stand dann auch an diesem Tag pünktlich um elf auf der Matte. Also die roten Kennzeichen drangeklatscht, den Ledersitz geentert und den Schlüssel gedreht. Jetzt wurde mir auch klar, dass das echte Soundsystem in Gestalt von 180 Pferden unter der Haube saß. Start me up ...
Fahrleistungen: Wer jetzt wirklich noch einen V8 braucht, soll ihn ruhig kaufen, aber der alte Reihensechszylinder von AMC reicht eigentlich völlig. Also Automatik auf D, vom Hof gerollt, in Ruhe zur Landstraße gecruist und dann Gaspedal durchgetreten. Obwohl 1,8 Tonnen schwer, rennt das Teil wie der Teufel und der Reihensechser röchelt und faucht eine Sinfonie aus Wagners Walkürenrítt und AC/DC's Rock'n Roll Train. Das geht so locker flockig, dass man sich wundert, warum der Spritverbrauch kombiniert kaum die 16 Liter knackt, obwohl der Jeep an der Ampel jeden Kompakten verbläst ... Wer keinen Spaß versteht, kann übrigens auch 2,8 Tonnen an den Haken nehmen (oder an dieser Stelle aufhören zu lesen).
Fahrgefühl: Die Bremsen sind ausreichend und verzögern gut. Scharfe Kurven sollte man nicht zu schnell nehmen, denn sonst schwankt der Jeep wie ein Ozeandampfer. Auf der Autobahn läuft er aber brav geradeaus und schluckt die Querfugen sehr komfortabel. Ich empfehle, bei 120 km/h den Tempomat zu setzen und es sich gemütlich zu machen, dann wird man mit einem Dahinrollkonsum von 10-11 Liter belohnt und Bremsen und Automatik werden sich mit Langlebigkeit bedanken. Die Übersicht ist tadellos. Als ich während der Probefahrt in einer engen Nebenstraße wenden musste, ging das kinderleicht.
Kosten: Geht man es ruhig an, liegt der Verbrauch zwischen 10 und 15 Liter. Wer allerdings meint, ihn mit 180 über die Autobahn prügeln zu müssen und von Ampel zu Ampel einen Kickstart nach dem anderen hinlegen will, sollte sich auf 16 Liter aufwärts einstellen. Die Versicherung ist günstig, sofern man Wenigfahrer ist und den Jeep nur am Wochenende rausholt. Exemplare ab 1996 erfüllen auch die Euro 2 und liegen in diesem Fall bei 250 Euro Kfz-Steuer im Jahr.
Fazit: Wer am Wochenende mal ein wenig die Sau rauslassen, cruisen, oder ab und zu einen Anhänger ziehen will, findet in diesem Wagen ein bezahlbares Spaßmobil - sofern man ein gepflegtes Exemplar ersteigert.
Persönliche Anmerkung: Leider wurde auch aus dem Fahrzeug nix, weil der Händler mit dem Preis nicht runtergehen wollte ...