Erfahrungsbericht Jaguar XF 2.0 (240 PS) von Anonymous, Oktober 2014
Vor gut einem Jahr entdeckte ich im Internet mehrere neue direkt importierte Jaguar XF mit 2.0l Benzin-Turbomotoren. Ein weisses Exemplar mit schwarzem Sportpaket und Businessausrüstung wurde nach einer Nacht überlegen unser. Den Volvo V50 D5 konnten wir an Zahlung geben. Eine Probefahrt hatte uns überzeugt - ok, die Form, der vergleichsweise günstige Preis und das edle Interieur trugen auch zum Entscheid bei...
Ja, mit einem 2.0 Liter Benzin-Turbomotor! Eigentlich nahm ich an, die Maschine mit 4 Zylindern sei dem Fahrzeugleergewicht von 1880kg nicht gewachsen, aber da lag ich falsch. Das noch von Ford stammende EcoBoost-Triebwerk mit 240PS und 340NM Drehmoment entpuppte sich schnell als clevere Motorisierungsvariante, die den Jaguar auf der Autobahn 250km/h schnell machen kann, unangestrengt bis 6500 U/min hochdreht und sich selbst bei niedrigen Drehzahlen ordentlich ins Zeug legt – Dank variabler Ventilsteuerung (von Jaguar „gepimpt“).
Doch nochmals zurück an den Anfang: ich kämpfte zuerst mit den Abmessungen und der Übersichtlichkeit des Autos, das beinahe 5m lang, knapp 2m breit und nach hinten schlicht unüberschaubar ist und mich zwang, das Autofahren quasi nochmals neu zu erlernen. Vor allem Tiefgaragen von Supermärkten sind nicht des Jags Freund! Die Felgen bekamen da einige unschöne Kratzer ab, aber ich hab’s gelernt! Seither ist es der pure Spass, mit der Katze unterwegs zu sein, aber immer schön vorsichtig bleiben, auch mit dem Gaspedal, sonst wird’s schnell teuer.
Es erübrigt sich zu erwähnen, wie oft sich schon Köpfe nach diesem Bijou drehten – ich weiss, über Design kann man streiten, aber der XF ist aus meiner Sicht ein Wurf, basta. Da wären schon die dem Design gezollten Nachteile zu nennen: die Kopffreiheit hinten ist für grösser gewachsene Erwachsene eher knapp, auch dürfte auf der Rückbank etwas mehr Platz zur Verfügung stehen. Für zwei Mitreisende geht’s ok, für drei wird’s schnell anstrengend. Der Kofferraum ist riesig, aber ziemlich zerklüftet, was das Beladen erschwert – schade. Vorne sitzt man „very British“ mit luxuriösem Platzangebot, das keine Wünsche offen lässt. Die Gags mit den Armaturen sind hinreichend beschrieben, die Navigation widerspenstig, wenngleich, befasst man sich einmal mit deren Logik und ist diese durchschaut, führt sie schnell eingestellt präzise und sehr zuverlässig zum Ziel. Die Klimaanlage wird jeder Situation unscheinbar, aber wirksam, Herr und das iPhone ist nach dem ersten Mal mit Bluetooth verbinden bisher immer zur Verfügung gewesen. Die Sitze sind tadellos, gut einstellbar und auch nach 1000 km Fahrt steigt man unangestrengt aus – Jaguar eben.
Das Fahrzeug rollt auf 19 Zoll Felgen mit 245/40er-Bereifung sanft, bleibt der Lenkung ausgesprochen treu und wenn’s sein muss, geht’s auch überraschend sportlich über die Strassen. Schnee mag er nicht. Die vom Werk angegebenen Messungen von 0 auf 100 km/h unterbietet der 2.0l locker, auch Vmax liegt deutlich darüber. Den Verbrauch toppt er auch, leider im negativen Sinne: in der Stadt können’s leicht einmal 15l/100km werden, den Durchschnittsverbrauch habe ich noch nicht einmal annähernd erreicht. Echt toll sind schnelle Autobahnfahrten im Bereich von 150 bis 200 km/h, da der 8. Gang so lange übersetzt ist, dass bei 150 km/h lediglich 2000 U/min nötig werden und der Jag damit selbst voll beladen die meisten Autobahnsteigungen ohne Zurückschalten meistert – das senkt sowohl den Verbrauch als auch den Innenlärm enorm und lässt die verborgenen Qualitäten der Ford-Maschine erahnen! Mit 130 km/h verbraucht er um 7l/100km, über Land sind sogar 6l/100km drinn, was aus meiner Sicht gelungenes „Downsizing“ ist. Im Schnitt liegt der Verbrauch etwa bei 9l/100km Bleifrei 95 (E10 erlaubt!), womit ich in Anbetracht des Gegenwerts gut leben kann.
Mittlerweile sind wir 25’000km mit dem Jag unterwegs gewesen und alles funktioniert tadellos – kein Klappern, nichts abgefallen oder gar unvorhergesehener Werkstattbesuch. Die alten Jaguar-Gerüchte, die mich früher vom Kauf eines solchen Fahrzeugs abhielten, TREFFEN für den XF NICHT (mehr) ZU!
Kurz und gut: der XF ist ein tolles und zuverlässiges Auto umgeben vom Hauch des Exklusiven, das ich mit dem 2.0l Benzin-Motor sofort wieder kaufte. Er verdient es, in die Kaufentscheidung um BMW, Audi oder Mercedes miteinbezogen zu werden.