Erfahrungsbericht Jaguar S-Type 2.7 D V6 Biturbo (207 PS) von Anonymous, Februar 2024
Einen schönen guten Tag liebe Autoplenum gemeinde.
Ich erzähle heute von meinem Besitz (für 8 Monate) vom Jaguar S-Type, genauer der 2.7D. Meiner war vom Jahre 2007 (Der Diesel war erst mit dem Facelift verfügbar)
Aussehen:
Ich empfand und empfinde heute noch das Design des S-Types sehr anmutig, elegant aber trotzdem mit ein bisschen Sex-Appeal, den Wagen kann man vor teuren Restaurants, Ski-Resorts oder sonst wo parken und er wird sich wie zuhause fühlen. Gerne machen Passanten auch Augen wenn sie solch eine Karosse sich anschauen. Im Vergleich zu Kontrahenten der damaligen Zeit (Mercedes W211, und Audi A6) Finde ich ist der trotz seiner Retro-Optik am zweitbesten gealtert (Der E60 5er ist immer noch der modernste von denen). Außerdem verhalfen die 18-Zoller Multi-Speichen Felgen zu einer noch eleganteren Form.
Innenraum:
Mein Innenraum war in Beige mit dem Musterreichen Holz (zumindest sah manches davon wie Holz aus 😉) gehalten, und ich fand man hat sich dort pudelwohl gefühlt. Insgesamt ist der Innenraum des Facelifts in meinen Augen 5 Mal Übersichtlicher geworden, Die Sitze sehr bequem und für Autobahnstrecken optimal. Das Platzangebot kann man so beschreiben: Vorne 180, hinten 160-170.
Hinten als 180-Mensch zu sitzen ist trotz der Größe des S-Types nicht gerade optimal, der Kopf raum ist zu wenig, und wenn VORNE auch noch ein 180 Mensch sitzt, ist man in Sachen Fußraum sofort eingeengt. Unglücklich das es keinen Kombi oder Shooting Brake gab. Sollte man wollen öfters Leute verschiedener höhen zu transportieren, so soll man sich bitte an den XJ wenden.
Der Kofferraum ist relativ zur Größe, der Raumausnutzung und zum Design des Wagens überraschend groß, die Sitze kann man Umklappen. Sollte man Reifen transportieren wollen, dann passen 4 17-Zoller problemlos rein (mit umgeklappten Sitzen). Aber gut verpacken.
Elektronik:
Meiner war in der Executive Ausstattung, da gabs beheizte Sitze die nach 10 Minuten automatisch ausgehen, den Touchscreen der nach so langer Zeit noch richtig gut funktioniert hat (da waren sowohl Klima, als auch Navi und Radio mit einverbaut), Parksensoren und Vollelektrische Sitze. Automatische Scheibenwischer und Scheinwerfer natürlich auch.
Hier muss ich entgegen der Norm dass ein Jaguar ein "Elektronik-Disaster" sein soll entgegenwirken. Während der Zeit wo ich das Auto besessen habe, ist grad zwei Mal etwas elektronisches Ausgefallen, das eine war beim Neustart des Fahrzeugs wieder weg und ist nicht wieder aufgetaucht, das andere hab ich mir selbst zugefügt (E-Parkbremse ist nicht gerade gut fürs quatsch machen). Viele der Elektronischen Komponente stammen meines Erachtens nach von Ford, und würden wahrscheinlich noch weitere 10 Jahre ohne Macken weitermachen. Jetzt aber zu den wichtigsten Teilen:
Antrieb:
Der 2.7D war während meines Besitzes eine relativ kontrollierbare Katastrophe.
Wenn er lief, überzeugte er mit einer VERDAMMT guten Annahme am Gas, Fuß aufs Gaspedal und dann war man in schnelle schon bei 230 km/h Spitze. Darin fand ich ihn fast wie ein XJR X308. So gut hatte ich noch kein Auto beschleunigen sehen, trotz seiner vermeintlich niedrigen PS-Zahl. Der Verbrauch überzeugte auch mit 6-7 Litern bei 100 Kilometern, die man erreichen konnte, wenn man kein Spaß haben wollte ;) Tankinhalt sind etwa 70 Liter, habe etwa aufgrund meines Arbeitsweges circa 1-2 Mal im Monat volltanken müssen. Der Motor lief kultiviert, mit enormer Präsenz und im Innenraum hörte man höchstens den Wind.
Meiner war übrigens der Automatik. Das ZF-6 Automatik Getriebe hält wie ein Panzer und der Sport-Modus transformiert den Wagen von Stubentiger in Autobahnbestie
Handling:
Das Fahrwerk ist sehr auf Komfort abgestimmt, viel spürt man nicht, aber wenn er die Kurve kratzen soll, dann tut er das nicht. Der krallt sich die Kurve mit ganzer Kraft und schießt durch. Exzellentes Fahrverhalten für ein Auto solcher Größe und Gewicht.
Mängel:
Der AGR-Filter und der DPF sind die größten Macken die man am Wagen haben kann. Sofern diese Defekt sind kann es mal schön und gut vierstellig werden, und das Problem ist dass der DPF einfach viel zu Spät im Auspuff verbaut ist. Zwar ist der Diesel keine Katastrophe wie bei Oldsmobile gewesen, allerdings haben die während der Planung anscheinend nicht gewusst was ein DPF war. Zudem ist der Wagen im Motorraum aufgrund des 2.7D sehr verbaut, wenn man also selber dran möchte, viel Glück. Übrigens, der DPF hatte gerne mal mehr Probleme gemacht, das war leider nicht einmal gegessen und komplett vergessen.
Zudem ist der 2.7D in seiner Bauweise auch von Anfang Risikohaft. PSA und Ford wollten den Motor sowohl längs ALS auch quer eingebaut haben, so haben sie bei Der Kurbelwelle gespart. Dummer Fehler, das Teil konnte sehr anfällig dazu sein einfach auseinander zu brechen. Chiptuning würde ich aufgrund dessen auch nicht empfehlen.
Fazit und, für den wäre er was ?:
Den Wagen habe ich (mit meinen 20 Jahren) vom Februar bis Oktober 2023 besessen, und kann ehrlich sagen:
WENN man WIRKLICH einen Jaguar mit Diesel Motor haben möchte, in der Größe wie der S-Type, dann spart einfach auf den XF mit dem 3.0 Motor, der soll einfach besser sein, und soweit ich weiß fand er auch im X351 XJ platz, wo wenige Leute sich über Macken beschweren. WENN man trotzdem einen Diesel S haben will, dann soll man sich einen Liebhaber suchen, der mit dem Wagen Langstrecke gefahren ist. und auch NUR Langstrecke. Wer den Diesel nur in der Innenstadt fährt, hat einen Wagen der von 12 bis Mittag hält. Händler können (solange sie keine Jaguar-Partner sind oder Ahnung von den Autos haben) nicht gerade viel über das Auto aussagen.
Sollte man einen S-Type wollen, aber der Verbrauch kann egal sein, dann bitte bei Gott nochmal holt euch einen 3.0 V6 oder am besten den 4.2 V8. Beides robuste Motoren, die zwar 30% mehr schlucken, aber 100% mehr halten.
Und an jugendliche die mit dem Wagen quatsch planen, holt euch den Pre-Facelift mit Handschalter wenn ihr einen "Spaß" oder "Drift" Wagen haben wollt. Die kamen noch mit der normalen Handbremse, deswegen sollten ein Paar Dreher auf freier Fläche euch nicht gleich den Antrieb oder die Parkbremse zerstören.
Den 3.0 V6 und den 2.7D gabs auch als Handschalter, nur am Rande angemerkt. Beide verbrauchen weniger als die Automatik. Aber wer sich einen komfortablen Reisewagen und Autobahnkönig sucht, der kann ohne viel Sorge einen ZF-6 nehmen. Die sind treue Begleiter.
So, das wars von mir der Waschmaschine, tschau.